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Verdammte Deutsche!: Spionageroman (German Edition)

Verdammte Deutsche!: Spionageroman (German Edition)

Titel: Verdammte Deutsche!: Spionageroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Seyfried
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Du fährst doch nicht wirklich heute abend schon?«
    Seiler schüttelt den Kopf: » Ach wo! Ich hab mich übers Wochenende im Queen’s Hotel einquartiert. Ich wollte nur nicht, daß die gestrenge Dame auf dumme Gedanken kommt.«
    Vivian grinst. » Ja, das soll sie mal lieber uns überlassen.«
    Der Garten des College ist großzügig angelegt. Kieswege durchschneiden den perfekt gepflegten Rasen, und Bänke stehen unter noch recht jungen Bäumen. Zwei hohe und betagte Ulmen zieren den entfernteren Teil der Anlage. Dort sitzt eine Gruppe Schülerinnen im Gras, alle in grünen Röcken und weißen Blusen. Die alten Hauptgebäude erinnern Seiler an die Architektur von Ritterburgen, aus grob gehauenen Sandsteinquadern aufgemauert, mit hohen gotischen Spitzbogenfenstern, Pfeilern und steilen Dächern.
    Sie plaudern eine Weile, dann muß sie zum Unterricht zurück. Sie verabschieden sich, und er macht sich auf, ein wenig in der Stadt herumzuschlendern.
    Am Abend erscheint Vivian pünktlich im Hotel, in einem tiefvioletten Abendkleid, mit einem breitrandigen Hut in derselben Farbe und einem hauchzarten, durchsichtigen Schleier, der ihre Augen verdeckt und nur Nase und Mund freiläßt.
    » Ich hab mich verkleidet«, sagt sie, » damit mich keine vom College erkennt. Das wär nicht gut, mit dir allein im Hotel gesehen zu werden.«
    Seiler hat sich ebenfalls umgezogen und trägt den dunkelgrauen Abendanzug mit Weste und Krawatte. Im Speisesaal trinken sie ein Gläschen Sherry und studieren die Speisekarte. Vivian entscheidet sich für das Rumpsteak.
    » Well done, please«, sagt sie dem Ober, » und dazu hätte ich gerne Stampfkartoffeln und, mal sehen…«, sie fährt mit dem Finger die Speisekarte entlang, » …ja, grüne Bohnen, bitte!«
    Der Ober empfiehlt Seiler den Steinbutt, aber er bestellt dasselbe wie sie, dazu einen leichten Hock, wie die Engländer den Rheinwein aus Hochheim nennen.
    » Good Hock keeps off the doc«, zitiert Adrian seinen Vater. Er mag keinen Fisch. » Bei uns in der Marine heißen die Fische ›Außenbordskameraden‹. Kein Seemann ißt gern Fisch. Ich glaube, das hängt damit zusammen, daß man hofft, nicht auch eines schönen Tages von den Fischen gefressen zu werden.«
    Vivian lacht laut. » Das ist ja komisch! O weh, und ich hab Rumpsteak bestellt! Heißt das, daß ich irgendwann von einem Ochsen gefressen werde?« Sie schüttelt sich vor Lachen und kichert noch lange darüber.
    Während sie essen, fragt er sie, ob ihr Name Vivian eine Bedeutung habe. Er fühlt sich ein wenig befangen, und was Besseres fällt ihm nicht ein.
    » Aber ja«, sagt sie, » es heißt soviel wie lebendig oder die Lebhafte. Und in der Artussage gibt es eine Vivian, die manchmal auch Vivienne geschrieben wird. Sie war es, die König Artus das Schwert Excalibur gegeben hat, und sie hat Lancelot großgezogen, als dessen Vater starb.«
    Ihre Augen leuchten, er hört ihr gebannt zu.
    » Sie wird auch Lady of the Lake genannt«, fährt sie fort, » weil sie in einem Schloß lebte, das von einem See umgeben war. Sie war eine Magierin: Das Zauberhandwerk hat sie von Merlin gelernt, den sie bezirzt hat. Zum Schluß hat sie ihn verhext und in einem Baumstamm eingesperrt.«
    Seiler nimmt sich vor, die Sage so bald wie möglich einmal selbst zu lesen. In der Schule hat er sich nicht dafür interessiert. Dafür kannte er schon alle englischen Kriegsschiffe mit Namen.
    Jetzt will sie Seilers Sternzeichen wissen.
    » Oh«, sagt er, » ich fürchte, das weiß ich nicht.«
    » Wann bist du denn geboren?«
    » Am 10. März 1883«, sagt er.
    » Oje, Fische! Wasserzeichen! Das paßt zu deinem Beruf. Und da ist es natürlich klar, warum du keine Kameraden essen willst. Bist ja kein Kannibale.« Sie lacht, bis ihr die Tränen in die Augen treten. Als sie sich wieder beruhigt hat, sagt sie leise: » Dann solltest du aber auch ein ziemlich romantischer Mann sein. Das paßt dann wiederum nicht so recht zu deinem Beruf, oder?«
    Er zuckt die Achseln. » Darum hab ich mich nie gekümmert. Was ist denn dein Sternzeichen?«
    » Schütze«, erwidert sie, » ich bin im Dezember geboren, am fünften Dezember werde ich achtzehn. Schütze ist ein Feuerzeichen, genauer, ein labiles Feuerzeichen.«
    » Und was schreibt man ihm für Eigenschaften zu?«, will er wissen.
    » Schütze, na ja. Schützen sollen spontan sein, begeisterungsfähig, voller Freiheitsdrang, Idealismus und mit einem Hang zur Übertreibung.« Sie lacht ein wenig verlegen. » Ich hab

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