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Verdammte Deutsche!: Spionageroman (German Edition)

Verdammte Deutsche!: Spionageroman (German Edition)

Titel: Verdammte Deutsche!: Spionageroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Seyfried
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aus eigener Tasche bestreiten. Wir sind nicht viele, aber ein jeder von uns hat es sich zur Aufgabe gemacht, in Deutschland und anderswo Informationen zu sammeln, die unserem Mutterlande im Falle der Gefahr nützlich sein können. Good-bye, Mr. Colridge.«
    Er tritt an den Straßenrand und späht nach einem Cab aus, aber dann wendet er sich noch einmal um. » Übrigens, wußten Sie, daß man mich in den Clubs von London als den Mann feiert, der es wagt, die Wahrheit zu sagen? Hören Sie sich ruhig mal um!«
    Kiel, Torpedobootshafen, 2. Januar 1912, Dienstag
    Seiler erwidert den Gruß des Matrosenpostens und geht auf die Blücherbrücke hinaus, die vom Westufer wie ein abgewinkelter Arm in die Förde ragt und in seinem Schutz den Torpedobootshafen bildet. Links und rechts vom Zugang liegen noch schmutzige Schneehaufen. Im Osten dämmert der Tag herauf, aber es wird etwa eine Viertelstunde dauern, bis die Sonne aufgeht. Ein eisiger Nordostwind treibt schaumgekrönte Wellen über das graue Wasser, und vom Ostufer herüber blinzeln die Lichter der Werften. Am Querarm der Brücke liegen, immer sechs nebeneinander, achtzehn schwarze Torpedoboote und reiben sich knarrend und ächzend an den hölzernen Fendern. An ihren kurzen Masten klappern Blöcke, Stage summen im Wind. Eine Abteilung Matrosen treibt Frühsport auf dem Steg, angetrieben von einem dicken Oberbootsmannsmaat. Ganz am Ende des Querarms, im Lichtkreis der Kopflaterne, stehen zwei Offiziere, einer im langen Mantel mit Gold an der Mütze und dem Marinedolch an der Seite. Das ist Korvettenkapitän Walter Michaelis, der Chef der U-Boot-Flottille. Neben ihm ein Oberleutnant im Lederzeug, eine weiße Mütze schief auf dem Kopf. Den kennt er auch, es ist Otto Weddigen, der Kommandant von U 9.
    Neben den beiden, eineinhalb Meter tiefer und im Morgengrauen eben erkennbar, liegen Seite an Seite zwei Unterseeboote. Ihr Rumpf ragt kaum einen halben Meter übers Wasser, und auf ihm verläuft wie ein schmaler Steg das eigentliche Oberdeck. Mittschiffs erhebt sich der Kommandoturm, gerade mal mannshoch und hinten abgeschrägt. Oben ragen silbrig blank zwei Sehrohre heraus. Starke Trossen und Laufplanken verbinden die Boote, und an Deck des innen liegenden Bootes steht ein rundes Luk offen, zwei Matrosen reichen Kisten hindurch. Am Bug ist groß die weiße Ziffer 9 aufgemalt. Das äußere Boot ist U 8 und trägt seine Nummer an der Seite des Turms.
    Seiler geht auf den Korvettenkapitän zu und salutiert: » Oberleutnant Seiler, Herr Kapitän! Als auszubildender Wachoffizier an Bord U 9 kommandiert!«
    » Morgen, Seiler«, erwidert der Chef und nickt zu dem Offizier neben ihm hin: » Oberleutnant Weddigen, Ihr Kommandant.«
    Seiler hat als Oberleutnant zwar den gleichen Rang wie der Kommandant, aber Weddigen ist um ein paar Jahre dienstälter und steht zur Beförderung zum Kapitänleutnant an. Er wiederholt seine Meldung vor ihm, und der sieht ihn von oben bis unten an und sagt: » Dünn sind Sie ja. Gut, dann quetschen wir Sie noch rein.«
    » Jawohl, Herr Oberleutnant!«
    » Na denn, willkommen auf U 9!« Er zieht an seiner Zigarette und sieht Seiler mit schiefgelegtem Kopf an. » Sie waren zuletzt im Reichsmarineamt, höre ich? Da sind Sie bestimmt froh, wieder im schönen Kiel zu sein, was!«
    » Jawohl, Herr Oberleutnant!«
    Michaelis mischt sich ein. » Aber so kann er nicht ins Boot, da ruiniert er sich ja die schöne Uniform!« Und zu Seiler: » Wo haben Sie Ihr Zeug?«
    » Noch nicht empfangen, Herr Kapitän!«
    » Das kriegen wir schon hin«, sagt Weddigen und ruft zu einem Maat an Deck hinüber: » He, Schoppe, bringen Sie mir mal meine alten Bordklamotten rauf!«
    Der Maat verschwindet durch das offene Luk nach unten. Nach zwei Minuten ist er wieder da. » Jacke und Hose, Herr Oberleutnant!«
    Es ist eine dicke Jacke aus grobem Drillich mit Oberleutnants-Achselstücken, dazu eine Segeltuchhose, beides ziemlich verschmutzt. » Zieh’n Sie das über«, rät Weddigen, » unten im Boot kriegen Sie nämlich unvermeidlich Ölflecken ab!« Seiler reicht Mantel und Jackett dem Maat und steigt, ein wenig verlegen, in die steife Hose.
    » Gut so! Los, kommen Sie, ich zeige Ihnen das Boot, bevor die Leute einsteigen, dann wird’s da drin nämlich ziemlich eng.«
    Vom Knick der Brücke her kommt ein Trupp Matrosen im Blauzeug anmarschiert, etwa dreißig Mann, offenbar die restlichen Besatzungen der beiden Boote.
    Seiler folgt dem Kommandanten über die schräg abwärts

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