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Verdeckt

Verdeckt

Titel: Verdeckt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kendra Elliot
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blieb still. Ihr Atem stand in Wolken in der Luft. Ihr war so furchtbar kalt.
    Bei den derzeitigen Temperaturen dauerte es bis zum Erfrierungstod nicht lang.
    Sie musste sich bewegen.
    Lacey setzte sich auf und betastete die Fesseln an ihren Fußgelenken. Die Hände hatte er ihr ebenfalls zusammengebunden. Zum Glück nicht auf dem Rücken. Aber sie waren fast taub. Die Finger zu bewegen, tat so weh, dass ihr Tränen in die Augen schossen. Doch nach und nach kehrte das Blut in ihre Hände zurück.
    Sie war
so dumm
gewesen.
    DeCosta. Ihr Entführer war DeCostas jüngerer Bruder, Bobby.
    Zu spät war ihr aufgegangen, dass Detective Callahan niemals jemanden schicken würde, der sie in Sicherheit bringen sollte. Aber der Mann war ihr irgendwie bekannt vorgekommen und das hatte sie einen Moment lang verwirrt. Callahans vage Ahnung, wer hinter den Morden stecken könnte, bestätigte sich jetzt. DeCostas kleiner Bruder war erwachsen geworden. Wenn sie nicht so müde und halb krank vor Angst und Schuldgefühlen wegen Melody Harper gewesen wäre, wäre sie vielleicht aufmerksamer und weniger arglos gewesen. Sie blinzelte die Tränen weg und wackelte angestrengt mit den Fingern, um die Taubheit loszuwerden.
    Ihr Widerstand hatte nichts genützt. Bobby DeCosta war erstaunlich stark für seine Größe. Das Pfefferspray hatte wieder einmalaußer Reichweite in ihrer Handtasche gesteckt, als der Mann ihre Arme gepackt hatte. Sie hatte ihm das Gesicht blutig gekratzt; er hatte aufgeheult und sie geohrfeigt. Der Schmerz veränderte seine Augen. Er sah plötzlich nicht mehr aus wie ein menschliches Wesen, sondern wie etwas, das aus der Wut geboren war.
    Lacey zwang sich, die Finger trotz des Schmerzes weiter zu bewegen. Sie biss sich auf die Lippen. Nach einer endlos scheinenden Minute spürten ihre Fingerspitzen den groben Strick, mit der er ihr die Fußgelenke aneinandergefesselt hatte. Die Knoten saßen fest und waren noch dazu aufgequollen, weil ihre Füße in einer Schmelzwasserpfütze gelegen hatten. Beim Versuch, einen der feuchten Knoten zu lösen, riss Lacey sich einen Fingernagel ab. Neue Tränen schossen ihr in die Augen. Sie schnappte scharf nach Luft.
    Ihr Kopf dröhnte wie die Bässe in den Lautsprecherboxen eines Teenagers. Eine Gehirnerschütterung? Ihr tat alles weh. Überall. Es war die Art Schmerz, bei der die einzelnen Schmerzquellen sich nicht unterscheiden ließen, weil es so viele davon gab.
    Wann würde er zurückkommen? Lacey bewegte die Hände schneller. Er hatte sie noch nicht umgebracht. Und bei Gott, sie würde nicht zulassen, dass er es tat.
    Jack mussten sämtliche Sicherungen durchgebrannt sein, als er seinen Truck leer vorgefunden hatte. Erst wurde Melody entführt und dann sie.
    Es tut mir so leid, Jack. Das hast du nicht verdient.
    Ein Knoten lockerte sich ein kleines bisschen. Lacey stemmte sich gegen den Schmerz und bearbeitete den Strick noch heftiger. Sie würde diese verdammten Fesseln loswerden und einen Fluchtweg finden. Das Schloss an der Tür verschwamm vor ihren Augen. Als sie blinzelte, waren es plötzlich zwei Schlösser. Sie machte die Augen fest zu und dann wieder auf. Nur ein Schloss. Verdammt. Ihr Kopf hatte tatsächlich etwas abbekommen.
    Sie atmete tief durch und konzentrierte sich auf ihre Finger. Sie musste hier weg.
    Jack und Alex rasten in Alex’ altem Bronco in der einsetzenden Dämmerung den Freeway entlang. Bei diesem Tempo würden sie Lakefield in knapp einer Stunde erreichen. Jack warf einen Blick auf das Navi auf dem Armaturenbrett. Es war ihm gelungen, die Adresse von Luscos Notizbuch abzulesen. Ihr Ziel lag draußen in einer sehr ländlichen Gegend am Rand des Küstengebirges. Dicht bewaldet. Sehr abgelegen. Wenn sie dort ankamen, würde es stockdunkel sein.
    Alex’ Truck war zwar alt, aber mit jedem erdenklichen elektronischen Schnickschnack ausgestattet, der das Herz eines Technik-freaks höher schlagen ließ. Jacks Freund hatte keine Sekunde gezögert, als er ihn um Hilfe gebeten hatte. Er wollte nur wissen wann und wo.
    Die Tachonadel bewegte sich auf die 95-Meilen/Stunde-Marke zu; Jack klammerte sich ein wenig fester an den Türgriff. Möglicherweise war die ganze Mühe umsonst. Der Killer konnte auf dem Weg nach Mexiko sein. Oder nach Kanada. Im Augenblick setzten sie alles auf eine Karte.
    Heute war es so weit. Dave DeCostas Verurteilung jährte sich zum zehnten Mal. Alles, was an Schrecklichem passieren konnte, würde heute passieren. Das stand auf der Karte,

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