Verdeckt
Gebäude eine Arbeit für ihn.
»Was glaubst du – warum war Frank in der Fakultät?«, fragte Jack.
Er sah, wie Lacey mit der Frage kämpfte. Erst nach mehreren Anläufen sagte sie hastig: »Vermutlich braucht er Geld.« Sie vergrub die Nase in der Kaffeetasse.
Jack blinzelte.
Nicht die Antwort, die er erwartet hatte.
»Warum sollte er dich um Geld anpumpen?«
Lacey starrte die Fensterläden über dem Spülbecken an. Jack hatte auf seiner Patrouille durchs Haus sämtliche Läden und Vorhänge geschlossen. Sonst konnte man viel zu gut von draußen hereinsehen. »Weil ich ihm schon mal was gegeben habe.«
»Wie bitte? Warum in aller Welt leihst du deinem Ex Geld?«
»Es war nicht geliehen.«
»Du hast ihm das Geld einfach
gegeben
? Was hat er denn für die Kohle getan?«
Dir ein Veilchen verpasst? Eine Rippe gebrochen?
Im Augenblick wusste Jack nicht, auf wen er wütender sein sollte – auf Frank oder auf Lacey.
»Das ist eine lange Geschichte«, wich sie aus. Dabei schaute sie an ihm vorbei.
Er lehnte sich auf dem Barhocker zurück. »Ich habe heute Nacht nichts mehr vor.«
Lacey warf ihm einen genervten Blick zu. »Mit Frank … mit Frank zusammenzuleben, war nicht immer leicht«, fing sie an.
Jack schnaubte.
»Willst du das jetzt hören oder nicht?« Sie funkelte ihn an.
Er nickte und hielt den Mund.
»Wir haben uns gleich in meinem ersten Jahr auf dem College kennengelernt und waren dann ein paar Jahre lang zusammen. Ich fand ihn toll. Wer Turnen als Leistungssport betreibt, bekommt von der Welt außerhalb der Sporthallen oft nicht mehr viel mit. Auch Männer kennenzulernen, ist eher schwierig. Aber Frank gehörte zum engsten Fankreis.«
»Was heißt das genau?«
»Er gehörte zu einer Gruppe von Leuten, die keine Trainingseinheit verpassten, die immer zuschauten, den Ablauf unsererÜbungen kannten und sich mit den Turnerinnen anfreundeten. Sie fuhren mit zu den Wettkämpfen. Derart treue und begeisterte Fans zu haben, war ein Traum. Und zu der Gruppe gehörten bei weitem nicht nur College-Studenten. Einige Rentner und wohlhabende Paare waren auch dabei. Sie lebten für die Wettkampfsaison. Manchmal flogen sie sogar zu den Turnieren, luden uns abends zu einem schönen Essen ein und machten uns coole Geschenke. Turnen war in Mount Junction wichtiger als Football oder Basketball. Die Hallen waren immer voll und auf den Anzeigetafeln an den Freeways waren unsere Gesichter zu sehen. Gelegentlich sprachen uns beim Einkaufen oder in einem Restaurant wildfremde Leute an, die uns im Fernsehen gesehen hatten.« Lacey lächelte. »Das College hat eine große Turntradition. Seine Mannschaften sind immer unter den drei besten der Vereinigten Staaten. Ich kannte damals sämtliche Sportmoderatoren und Sportreporter mit Vornamen. Wir waren so etwas wie Promis.«
»Und Frank?«
Laceys Brauen zuckten. »Nach Suzannes Entführung war er für mich der Fels in der Brandung. Er half mir damals durch wirklich düstere Zeiten. Als ich meinen College-Abschluss in der Tasche hatte, haben wir geheiratet. Er hatte das College schon zwei Jahre früher zu Ende gemacht. Alles war gut. Ich dachte, unsere Ehe würde ewig halten.«
»Irgendwie höre ich da ein großes ›Aber‹.«
»Aber … ich weiß nicht. Eigentlich hatte er selbst Zahnarzt werden wollen.«
»Tatsächlich?« Jack hätte den Kerl niemals an seine Zähne gelassen. Egal ob mit oder ohne Zulassung.
Sie nickte. »Er hat sich jahrelang immer wieder überall beworben. Aber sein Notenschnitt reichte einfach nicht aus. Als ich einen Studienplatz bekam, nagte das sehr an ihm. Es machte ihn … bitter. Nach und nach wurde er ein ganz anderer Mensch. Man könnte sagen, er verlor sich selbst. Ich weiß nicht, ob das die Symptome einer beginnenden Depression waren. Aber er hatte das Gefühl, kein Ziel mehr zu haben.«
Jack dachte daran, wie hämisch Frank in dem Café Laceys Doktortitel betont hatte. Purer Neid.
»Meine Mutter wurde etwa zur gleichen Zeit schwer krank und das war sehr schlimm für meinen Dad und mich. Ich stand kurz vor dem ersten Semester Zahnmedizin, meine Mutter kämpfte gegen den Brustkrebs und meinen Mann kannte ich jeden Tag weniger. Ich beschloss, ihm nichts von dem Geld zu sagen, das ich erben würde, wenn meine Mutter starb.«
Ach? »Was denn für Geld?«
Lacey rutschte auf dem Hocker herum und spielte mit der Tasse. »Meine Mutter hat mir einen größeren Betrag hinterlassen. Sie kommt aus einer begüterten Familie. Und eine
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