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Verderbnis

Titel: Verderbnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mo Hayder
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wenn sich da herumspricht, dass Sie einen Kinderficker geschützt haben. Also, wo ist er?«
    »Ich weiß …«
    »Richard«! Sein Vater schnitt ihm das Wort ab und legte einen Finger an die Lippen.
    Richard Moon sah ihn kurz an und legte dann den Kopf in den Nacken. Schweiß lief in den Kragen seines T-Shirts. »Kein Kommentar«, murmelte er. »Kein Kommentar.«
    »Boss?«
    Sie drehten sich um.
    Turner stand in der Tür. Er hielt einen Gefrierbeutel in der Hand, in dem ein dicker Umschlag steckte. »Das lag im Spülkasten auf dem Klo.«
    »Machen Sie es auf.«
    Turner öffnete den Beutel und stocherte zweifelnd in dem Umschlag herum. »Papiere. Hauptsächlich.«
    »Was tun die in Ihrem Spülkasten, Mr. Moon? Scheint mir doch ein seltsamer Aktenschrank zu sein.«
    »Kein Kommentar.«
    »Mein Gott. Turner, geben Sie her. Haben Sie Handschuhe?« Turner legte den Umschlag auf den Tisch und zog ein Paar Handschuhe aus der Tasche. Caffery streifte sie über und schüttelte den Inhalt des Umschlags auf den Tisch. Es waren hauptsächlich Rechnungen, und der Name Edward Moon tauchte immer wieder auf. »Und … äh – was ist das?« Er hob die Brauen. »Sieht faszinierend aus.« Mit Daumen und Zeigefinger zog er einen Pass zwischen den Papieren hervor und klappte ihn auf. »Der verschwundene Pass! Ich bin platt. Wie groß ist die Chance, dass so was passiert? Irgendein Arschloch bricht hier ein, klaut all Ihr Zeugs und kommt nach Jahren wieder zurück, um das Ding auf dem Klo zu verstecken. Ein Happy End – ich liebe so was.«
    Die beiden Moons starrten ihn dumpf an. Peter Moon war dunkelrot, beinahe bläulich angelaufen – Caffery wusste nicht, ob vor Wut oder vor Angst. Er warf den Pass zu den Rechnungen auf den Tisch. »Haben Sie den Ihrem Bruder gegeben, damit er sich damit sein Führungszeugnis beschafft? Ihres ist ja clean, aber seins ist dreckig. Ziemlich dreckig sogar, wenn Sie mich fragen.«
    »Kein Kommentar.«
    »Sie werden irgendwann einen Kommentar abgeben müssen. Oder zum Himmel beten, dass Ihr Zellengenosse kein AIDS hat, Fettsack.«
    »Nennen Sie ihn nicht so.«
    »Ach.« Caffery wandte sich dem Vater zu. »Sie wollen jetzt mit mir sprechen, ja?«
    Es war still. Peter Moon presste die Lippen zusammen und bewegte sie auf und ab, als kämpfte er mit den Worten. Sein Gesicht erinnerte an eine rote Faust.
    »Na?« Caffery legte höflich den Kopf zur Seite. »Werden Sie mir sagen, wo Ihr Sohn ist?«
    »Kein Kommentar.«
    Caffery schlug mit beiden Händen auf den Tisch. »Okay – das reicht. Turner!« Er deutete mit dem Kinn auf die beiden Männer. »Führen Sie sie ab. Mir reicht’s. Sie können jetzt mitkommen, und dann machen wir ernst mit Ihnen. Wir legen Ihnen Ihr eigenes Vergehen zur Last. Sie können Ihr ›Kein-Kommentar‹-Spielchen spielen, und dann werden wir sehen, ob …«
    »Boss?« Turner hatte seine Handschellen hervorgeholt und wartete darauf, dass Caffery ihm weitere Anweisungen gab. »Wo bringen wir sie denn hin? Auf das örtliche Revier?«
    Caffery antwortete nicht. Er starrte gebannt auf eine der Rechnungen.
    »Boss?«
    Caffery hob langsam den Kopf. »Wir müssen mit der Einsatzabteilung reden«, sagte er. »Das hier könnte etwas sein.«
    Turner kam herüber, sah das Blatt an, das Caffery in der Hand hielt, und stieß einen leisen Pfiff aus. »O Gott.«
    »Kann man wohl sagen.« Es war ein gewerblicher Pachtvertrag, aus dem hervorging, dass Ted Moon seit mindestens elf Jahren eine verschließbare Garagenhalle in Gloucestershire gemietet hatte. Sie besaß ein festes Rolltor aus Stahl und hundert Quadratmeter Lagerfläche. In der Beschreibung war alles aufgeführt, auch eine Adresse in Tarlton, Gloucestershire.
    Nur eine halbe Meile weit vom Sapperton-Tunnel entfernt.

48
    C affery glaubte nicht an einen Zufall. In seinen Augen war Ted Moons Garage ein Hinweis, wie er handfester noch keinem Polizisten unter die Augen gekommen war. Während ein anderer Polizist die Moons belehrte und in den Wagen verfrachtete, blieb Caffery in der schäbigen kleinen Wohnung sitzen und telefonierte. Innerhalb von zehn Minuten hatte er veranlasst, dass zwei Unterstützungseinheiten unterwegs zu der Halle waren, um sich dort mit ihm zu treffen. »Für einen Durchsuchungsbeschluss ist keine Zeit«, sagte er zu Turner, als er sich in den Mondeo schwang. »Wir berufen uns auf Gefahr im Verzug. Gefahr für Leib und Leben. Kein Grund, den netten Richter zu stören. Wir sehen uns dort.«
    Er fuhr, so schnell er

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