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Verderbnis

Titel: Verderbnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mo Hayder
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»Das war nur Spaß.«
    »Haben Sie eine Pistole? Können Sie ihm ins Bein schießen und ihn ins Gefängnis sperren?«
    »Eine Pistole hab ich nicht«, antwortete er. Das war gelogen. Er besaß eine, aber es handelte sich nicht um eine Dienstwaffe, und das war illegal. Wie er sie bekommen hatte – durch die zweifelhaften Beziehungen einer der Spezialeinheiten bei der Metropolitan Police –, ging niemanden etwas an, schon gar kein vierjähriges Mädchen. »Ich bin kein Polizist, der eine Pistole trägt.«
    »Wie können Sie ihn dann ins Gefängnis sperren?«
    »Wenn ich ihn finde, werden viele andere Polizisten dabei sein, und die haben Pistolen. Ich rufe sie, und sie kommen mit und sperren ihn ein.«
    »Die sperren ihn ein, und Sie finden ihn nur?« Sie war anscheinend nicht beeindruckt.
    »Ja. Meine Aufgabe ist es, ihn zu finden.«
    »Wissen Sie denn, wo er ist?«
    »Natürlich.«
    »Ehrenwort?«
    Caffery betrachtete sie eine Zeit lang ernst, und dann legte er ein Versprechen ab, das er nicht halten konnte. »Ich schwöre dir, ich weiß, wo er ist, Emily. Und ich verspreche dir, ich werde ihm nicht erlauben, dir wehzutun.«
    Es blieb Cory Costello überlassen, Caffery hinauszubegleiten. Statt in der Tür stehen zu bleiben, trat er vor sie und zog sie hinter sich zu. »Kann ich Sie noch kurz sprechen, Mr. Caffery? Nur einen Moment.«
    Caffery zog seine Handschuhe an und knöpfte sich den Mantel zu. Es hatte aufgehört zu regnen, aber der Wind war böig, und er spürte deutlich, dass Schnee in der Luft lag. Er bereute, dass er keinen Schal mitgenommen hatte. »Nur zu.«
    »Wie weit wird diese Sache gehen?« Cory warf einen Blick nach oben zu den Fenstern, um sicher zu sein, dass niemand zuhörte. »Ich meine, es kommt doch nicht vor Gericht, oder?«
    »Wenn wir ihn gefasst haben, schon.«
    »Das heißt, ich werde dort aussagen müssen?«
    »Ich wüsste nicht, weshalb. Janice – ja, vielleicht. Kommt darauf an, wie die Staatsanwaltschaft die Sache behandeln will. Warum?«
    Cory sog die Unterlippe zwischen die Zähne, kniff die Augen zusammen und schaute in die Ferne. »Äh … es gibt da ein Problem.«
    »Inwiefern?«
    »Als das alles passierte …«
    »Ja?«
    »Es hat ziemlich lange gedauert, bis Janice mich erreicht hat. Ich habe es erst nach fünf Uhr erfahren.«
    »Ich weiß. Sie hat versucht, Sie anzurufen, aber Sie waren in einem Meeting.«
    »Ja, aber das stimmt nicht.« Er senkte die Stimme, und Caffery roch den scharfen Geruch des Wodkas in seinem Atem. »Ich war nicht in einem Meeting, und deshalb habe ich Angst. Ich hab Angst, man könnte herausfinden, wo ich mich in Wirklichkeit aufhielt. Ich könnte vor Gericht darüber befragt werden.«
    Caffery hob eine Braue. Cory fröstelte es. Er schlang die Arme um den dünnen Pullover, den er über dem Hemd trug. »Ich weiß«, sagte er. »Ich hab mich mit einer Kundin getroffen.«
    »Wo?«
    »In einem Hotelzimmer.« Er wühlte einen zerknüllten Zettel aus seiner Gesäßtasche. Caffery faltete ihn auseinander und hielt ihn unter die Lampe über der Tür, um ihn zu lesen.
    »Champagner? Bei einem Meeting in einem Hotelzimmer?«
    »Ja, ja.« Cory riss ihm die Quittung aus der Hand und steckte sie wieder ein. »Sie brauchen’s mir nicht unter die Nase zu reiben. Kommt das vor Gericht?«
    Caffery musterte ihn mit einer Mischung aus Verachtung und Mitleid. »Mr. Costello, wie Sie Ihr Privatleben gegen die Wand gefahren haben oder noch fahren werden, geht mich nichts an. Ich kann Ihnen nicht garantieren, dass es vor Gericht so oder so ablaufen wird, aber dieses Gespräch kann unter uns bleiben. Wenn Sie etwas für mich tun.«
    »Was?«
    »Die Bradleys. Der Kerl hat herausgefunden, wo sie wohnen.«
    Cory wurde blass. »O Gott.«
    »Unsere Medienstrategie hätte besser sein können, das gebe ich zu, aber jetzt ist meine Linie klar. Über das, was heute Nachmittag passiert ist, geht kein Wort an die Presse.«
    »Was hat er denn mit den Bradleys gemacht?«
    »Nichts. Zumindest hat er ihnen körperlich kein Haar gekrümmt. Ich glaube nicht eine Sekunde lang, dass er zu Ihnen kommen wird. Er hat Emily nicht, und deshalb hat er auch keine Macht über Sie. Aber für alle Fälle habe ich eine komplette Nachrichtensperre verhängt. Ich möchte Janice und Emily keine Angst einjagen. Aber Sie müssen dafür sorgen, dass sie nicht reden.«
    »Sie wollen doch nicht sagen, er wird hier aufkreuzen?«
    »Selbstverständlich nicht. Er weiß ja nicht, wo Sie wohnen, aber nur, weil

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