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Verdi hören und sterben: Ein Roman aus Venedig und dem Veneto (German Edition)

Verdi hören und sterben: Ein Roman aus Venedig und dem Veneto (German Edition)

Titel: Verdi hören und sterben: Ein Roman aus Venedig und dem Veneto (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Böckler
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doch mal ernst! Deine Großmutter ist gestorben.«
    »Grandma Ottilia? Sie ist tot?«
    »Ja, sie hatte einen Unfall. Dein Bruder Rudolf hat angerufen …«
    »Half-brother«, warf Mark ein.
    »… und mich informiert. Leider konnten wir dich nicht erreichen. Die Beerdigung hat bereits vor einigen Tagen stattgefunden. Irgendwo in Italien, in der Nähe vom Gardasee.«
    »Ich kenne den Friedhof«, sagte Mark. »Grandma hat ihn mir mal gezeigt. Ich habe nur nicht erwartet, dass sie dort so bald einchecken wird.« Mark fuhr sich durch die Haare. »So ein Bullshit, jetzt ist sie tot, die alte Dame. Ich hätte sie viel häufiger besuchen sollen. Und nun ist es zu spät!«
    Er hob einen kleinen Stein auf und warf ihn in Richtung Auto. »Ich kann es einfach nicht glauben. Ich dachte immer, Grandma Ottilia überlebt mich locker. Du sagtest, es war ein Unfall?«
    Norma bestätigte dies und erzählte Mark alles, was sie wusste. Dass man Ottilias Leiche in einem Rosenbeet gefunden habe, dass sie offenbar über eine kleine Mauer auf ihrem Grundstück gestürzt sei und dass sich Rudolf zusammen mit dem Rechtsanwalt seiner Großmutter um alles gekümmert habe.
    »Mark, das darfst du nie mehr machen, dass du einfach für unbestimmte Zeit verschwindest. Du siehst ja, was alles passieren kann.«
    »Ich hätte es nicht verhindern können, richtig? Und außerdem hatte ich nur eine Großmutter. Jetzt ist es erst recht egal.«
    »Und was ist mit den beiden Jobs, die dir mittlerweile durch die Lappen gegangen sind?«
    »I don’t care. Das ist ja gerade der Grund, warum ich mich immer wieder einmal abmelde. Ich will nicht zum Sklaven meiner Arbeit werden.«
    »Okay, lass uns darüber reden, wenn du wieder in London bist.«
    »Was anderes – hast du noch deine roten Haare?«
    Norma lachte. »Nein, jetzt hab ich sie grün gefärbt.«
    »Grün, natürlich, lindgrün oder racinggrün?«
    »Metallic grün!«
    »Wie bezaubernd, ich kann’s kaum erwarten.«
    »Da wirst du dich aber noch einige Tage gedulden müssen.«
    »Warum? Ich fahr jetzt gleich los. Das heißt, falls mein eigensinniges Auto anspringt. Ich schau auf dem Friedhof bei Grandma vorbei. Und dann geht’s nach Calais. Oder ich nehm den Tunnel. Morgen Abend bin ich da.«
    »Nein, du musst noch deinen Bruder Rudolf anrufen. Er hat was von einer Testamentseröffnung gesagt. Ich glaube, die soll morgen oder übermorgen in der Kanzlei dieses Rechtsanwalts in Düsseldorf stattfinden.«
    »Was soll ich denn dort? Ich hoffe, die alte Dame hat ihr Geld für einen guten Zweck gespendet. Zum Erhalt des tropischen Regenwalds in Wales zum Beispiel. Nein, im Ernst, wie ich Grandma Ottilia kenne, hat sie alles einem Museum oder einer Stiftung in Italien vermacht. Die können dann davon einige alte Ölschinken oder Statuen mit abgeschlagenen Gliedmaßen restaurieren. Wäre doch eine feine Sache!«
    »Aber Düsseldorf ist fast auf dem Weg«, entgegnete Norma.
    »Da müsste ich ja über diese deutschen Autobahnen fahren. Das ist mir viel zu hektisch. Da bekommt es mein Morgan immer mit der Angst zu tun. Er ist für diese Raserei viel zu sensibel.«
    »Sei doch nicht so starrsinnig. Ruf wenigstens deinen Bruder an!«
    »Half-brother«, korrigierte Mark automatisch. »Okay, ihn sollte ich wirklich anrufen. Wie auch immer, ich fahr jetzt los. See you soon.«
    »Und lass das Handy eingeschaltet!«
    »Mach ich, keine Sorge. Falls mich mein Urahn aus den schottischen Highlands sprechen möchte, der mit dem Dudelsack, ich bin immer erreichbar.«

13
    D r. Leuttner schob den linken Ärmel zurück und sah auf die Uhr. Vierzig Minuten nach elf. Es schien ganz so, als ob Mark Hamilton nicht mehr kommen würde. Der Rechtsanwalt der verstorbenen Ottilia Balkow saß in seiner Kanzlei hinter einem großen antiken Schreibtisch. Ihm gegenüber wartete Rudolf Krobat. Er hatte sich entspannt zurückgelehnt und die Beine übereinander geschlagen.
    Dr. Leuttner räusperte sich. »Darf ich Ihnen noch eine Tasse Kaffee anbieten?«
    Rudolf Krobat schüttelte den Kopf. »Nein danke, sehr aufmerksam. Kann ich mir eine kleine Zigarre anzünden?«
    »Selbstverständlich«, antwortete Dr. Leuttner. »Obwohl ich selbst nicht rauche, aber natürlich viele meiner Klienten. Augenblick, ich habe auch einen Aschenbecher.« Dr. Leuttner zog eine Schublade auf und stellte einen großen, schwarzen Aschenbecher auf den Tisch. »Sie müssen entschuldigen, er ist nicht besonders geschmackvoll.«
    Rudolf Krobat blies das Zündholz

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