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Verdi hören und sterben: Ein Roman aus Venedig und dem Veneto (German Edition)

Verdi hören und sterben: Ein Roman aus Venedig und dem Veneto (German Edition)

Titel: Verdi hören und sterben: Ein Roman aus Venedig und dem Veneto (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Böckler
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pflegte sich minuziös an seine Anweisungen zu erinnern.
    »Alberto, du hast vorhin gesagt, ihr habt alle Namen auf meiner Liste überprüft, habe ich das richtig verstanden? Mit welchem Resultat?«
    »Ja, alle Typen, bei denen Alessandro überfällige Zahlungen eingetrieben hat. Aber die haben ausnahmslos brav geblecht, ohne dass Alessandro allzu grob werden musste. Da gibt’s also kein vernünftiges Motiv. Und wer von denen würde sich schon mit dem Principale anlegen? Nein, das können wir sicher ausschließen.«
    »Die Schlussfolgerungen, lieber Alberto, überlasse bitte mir. Ihr sollt für mich nur die Fakten sammeln.« Der Principale, der immer noch auf dem Bauch lag, hob langsam einen Arm, woraufhin Carla sofort mit der Massage aufhörte. »Alessandro war zwar ein Mann, der außerordentlich aggressiv werden konnte, im Grunde seines Herzens aber war er ein guter Kerl. Und er war leicht zu manipulieren, jedenfalls von jemandem, der intelligent genug war und den er respektierte. Wenn ich es recht bedenke, halte ich es durchaus für möglich, dass ein Zusammenhang zwischen einem meiner Schuldner und der Entführung besteht. Vielleicht war er jemandem dabei behilflich, das Geld aufzutreiben, das er mir schuldete? Damit hätte Alessandro nach seinem Verständnis ja niemandem geschadet. Ich hätte mein Geld bekommen, Alessandro wahrscheinlich eine satte Provision, und mein Kunde wäre wieder auf den Beinen und für weitere Geschäfte verfügbar. Ja, so etwas könnte ich mir vorstellen.«
    Der Principale atmete einige Male tief durch. Carla rieb sich währenddessen ihre Hände mit Massageöl ein, was erneut Albertos Phantasie beflügelte.
    Nach einem kurzen, trockenen Hüsteln fuhr der Principale fort: »Mir ist soeben eingefallen, dass ich mich vor nicht allzu langer Zeit sehr über eine erfolgreiche Mission von Alessandro gewundert habe. Dieser arrogante Signor Krobat aus München, er hat mir viel Geld geschuldet, sehr viel Geld. Und obwohl er nach meinen Informationen so gut wie pleite war, hat Alessandro das Geld herbeigeschafft. In Etappen zwar, aber sogar mit Zinsen. Alessandro hat mir bei der Ehre seiner Mutter geschworen, dass dabei alles mit rechten Dingen zugegangen sei.«
    »Alessandros Mutter ist doch bei seiner Geburt gestorben«, entfuhr es Alberto.
    »È la verità? Das wusste ich nicht.«
    Gustavo kicherte. »Wahrscheinlich war Alessandro schon als Baby etwas zu groß geraten. Das hat seine Alte nicht überlebt.«
    »Gustavo! Deine Späße sind pietätlos, zügle dich! Sowohl unser toter Alessandro als auch das bedauernswerte Schicksal seiner Mutter verdienen Respekt und Würde.«
    Gustavo schaute betreten drein.
    »Um zum Ende zu kommen, dieser Krobat, den wir ja erst vor kurzem auf unserem großen Spielerparkett zu unseren Gästen zählen durften, dieser merkwürdige Mensch macht auf mich einen sehr intelligenten Eindruck. Er ist zwar pazzo, zweifellos verrückt, aber er hat einen scharfen Verstand. Und ich traue ihm einiges zu, auch dass es ihm gelingen konnte, Alessandro für seine Zwecke einzuspannen. Fazit: Ihr nehmt mir diesen Krobat genau unter die Lupe. Aber auch alle anderen Dinge, die wir besprochen haben, werden von euch immediatamente angegangen. Euren Bericht erwarte ich spätestens heute in einer Woche. So, ihr könnt gehen, ihr habt viel zu tun. Und Carla möchte mit ihrer Massage fortfahren.«
    Carla rückte mit den Fingerspitzen ihren Ausschnitt zurecht, schob das Handtuch, das über seinen Lenden lag, zurück und begann den Principale mit langsam kreisenden Bewegungen, die sich immer mehr seinem Schritt näherten, zu massieren. Alberto warf Carla zum Abschied einen wehmütigen Blick zu. Wie gerne hätte er jetzt mit dem Principale getauscht. Und bei ihm wären Carlas Bemühungen gewiss nicht unerwidert geblieben. Obwohl, der Principale war zwar ein alter Mann, aber wusste man es?

49
    A h, squisito!« Roberto schnalzte mit der Zunge, rührte noch einmal in dem Topf und reichte Laura den Löffel zum Probieren.
    »Eccellente, che bontà!«, schwärmte sie. »Il ragù è magnifico, meraviglioso!«
    »Na, habe ich dir zu viel versprochen?«, sagte Mark. »Mein Freund Roberto ist am Herd ein wahrer Künstler.«
    »Das ist er, keine Frage, so gut gelingt nicht einmal meiner Mutter diese Sauce. Und er ist sehr nett. So einen sympathischen Freund hätte ich dir bis vor einem Monat, als du mir Roberto in Belluno zum ersten Mal vorgestellt hast, gar nicht zugetraut.«
    »Warum eigentlich

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