Verdi hören und sterben: Ein Roman aus Venedig und dem Veneto (German Edition)
Unterschrift so großen Wert legen.«
Rudolf ärgerte sich, dass er sich gerade derart begeistert über das Weingut ausgelassen hatte. Damit hatte er den Preis unbeabsichtigt in die Höhe getrieben. Aber er hatte nie damit gerechnet, dass es sich wirklich um Mossina handeln könnte. Er dachte sogar, es wäre geschickt, hier die absolute Priorität zu setzen und damit jedes andere Weingut herabzustufen. Der Conte in Schwierigkeiten? Der Gedanke gefiel ihm. So etwas kam eben in den besten Familien vor. Klar, dass er nicht wollte, dass diese Information bekannt wurde.
»Übrigens habe ich mir erlaubt, zum nächsten Gang eine Flasche Volaia zu ordern«, sagte Dottor Luzzo und gab dem Ober ein Zeichen.
Ein Liquiditätsengpass? überlegte Rudolf. Das hatte seine Vorteile und machte seinen Fehler von vorhin wahrscheinlich wieder wett. Das bedeutete, dass der Conte rasch Geld brauchte. So eine Art Notverkauf also. Was für ein Glück, dass er selbst derzeit ausgesprochen flüssig war. Dem armen Mann konnte geholfen werden. Rudolf verbarg seine Freude hinter einem gleichgültigen Gesichtsausdruck, den er sich in den vielen Jahren des Glücksspiels anerzogen hatte.
»Ein Volaia? Eine gute Idee, sozusagen, um auf den Geschmack zu kommen!«, bedankte sich Rudolf für die Bestellung. »Wenn ich Sie also richtig verstehe, bieten Sie mir gerade das Weingut Mossina zum Kauf an, oder?«
Dottor Luzzo nickte bestätigend. »In der Tat, und zwar mit dem gesamten Grund und Boden, den Rebstöcken, dem großen Landhaus aus dem 17. Jahrhundert, den Kellereien mit allen Einrichtungen und vor allem natürlich auch mit den uneingeschränkten Marken- und Verwertungsrechten für die Weine, die Sie zum Teil ja gerade selbst aufgeführt haben. Ich habe ein Exposé dabei, das ich Ihnen bei Interesse mitgeben würde und in dem das Objekt im Detail bis hin zum letzten Barriquefass spezifiziert ist.«
Rudolf strich sich nachdenklich über den Nasenrücken. »Vermutlich soll die Transaktion relativ schnell über die Bühne gehen?«
»Ich sehe, wir verstehen uns. Aus besagten Liquiditätsgründen ist der Conte an einer ausgesprochen zügigen Abwicklung interessiert«, antwortete der Dottore. »Wie Sie sich vorstellen können, gibt es an potenziellen Interessenten für das Weingut keinen Mangel. Sie haben aber gegenüber Herrn Bianchi, der übrigens von uns exklusiv mit der Vermittlung beauftragt wurde, erwähnt, dass Sie im Falle einer Einigung eine erste nennenswerte Zahlung sofort in die Wege leiten könnten?«
»Das hängt natürlich vom Preis ab, über den wir uns noch verständigen müssen. Aber einer sofortigen Zahlung stünde nichts im Wege.«
»Damit sind Sie natürlich in einer guten Ausgangssituation. Nun, was den Kaufpreis betrifft, um hier eine Größenordnung zu nennen, bin ich befugt, über eine Summe von ca. zwanzig Millionen Mark zu verhandeln. Davon müssten fünf Millionen sofort gezahlt werden, und zwar auf ein Konto in der Schweiz. Die restlichen fünfzehn Millionen könnten bei entsprechender Bankbürgschaft über fünf Jahre je drei Millionen Mark verteilt werden. Das hätte für den Käufer den Vorteil, dass er die Zahlungen zum Teil aus dem Cashflow finanzieren kann.«
Rudolf überschlug die genannten Zahlen rasch im Kopf. Das Weingut war auf jeden Fall mindestens das Doppelte wert, da gab es überhaupt keinen Zweifel, das konnte er einschätzen. Fünf Millionen Mark sofort? Das war kein Pappenstiel, aber erstens konnte er sich das leisten, und zweitens machte er damit das Geschäft seines Lebens. Gar nicht zu reden vom Ansehen, das er gewinnen würde. Rudolf Krobat, der Eigner von Mossina! Einfach phantastisch. Es würde ein Kinderspiel sein, über Verträge mit Distributoren in Europa und in Amerika, wo der Cabernet-Sauvignon Mossicaia unter Weinkennern einen hohen Bekanntheitsgrad hatte, den Differenzbetrag aufzutreiben. Und mit den Markenrechten konnte man ein perfektes Merchandising aufziehen. Er hatte sich immer gewundert, warum es kein sündteures Mossicaia-Olivenöl gab, keine exklusive Grappa mit dem Mossicaia-Markenzeichen, keine eigene Kollektion Mossina-Weingläser und so weiter. Tausend Möglichkeiten der Vermarktung gab es. Passieren konnte gar nichts. Im schlimmsten Fall würde er das Weingut an einen der großen Luxuskonzerne weiterverkaufen und bei diesem Deal sein Kapital vervielfachen. Was hatte er doch in der letzten Zeit für eine unglaubliche Glückssträhne? Warum war das früher nicht schon so
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