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Verdi hören und sterben: Ein Roman aus Venedig und dem Veneto (German Edition)

Verdi hören und sterben: Ein Roman aus Venedig und dem Veneto (German Edition)

Titel: Verdi hören und sterben: Ein Roman aus Venedig und dem Veneto (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Böckler
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gewesen? Aber vermutlich musste man erst durch manch finsteres Tal wandern, bis man auf dem sonnenumfluteten Gipfel des Erfolgs stehen durfte.
    Rudolf nahm einen Schluck vom Volaia. »Falls wir uns auf einen Kaufpreis von achtzehn Millionen Mark einigen könnten, wäre ich durchaus interessiert.«
    »Da muss ich natürlich mit dem Conte Rücksprache halten. Möglicherweise gibt es einen gewissen Spielraum. Aber die fünf Millionen a conto sind unverrückbar. Sie wissen schon, aus den genannten …«
    »… aus den genannten vorläufigen Liquiditätsgründen, ja, ich weiß. Kein Problem, das könnten wir so handhaben. Zunächst muss ich natürlich Ihr Exposé einer sorgfältigen Prüfung unterziehen. Und dann benötige ich möglichst schnell die letzten Bilanzen und Informationen über bestehende Verträge mit Distributoren. Wie sehen die Gewinnerwartungen für die nächsten Jahre aus? Welche Mitarbeiterverträge gibt es?«
    Der Dottore klopfte auf seinen Aktenkoffer. »Habe ich schon alles vorbereitet und kann es Ihnen sofort aushändigen.«
    Rudolf war von der Professionalität seiner Gesprächspartner beeindruckt. Da sage noch einer, Italiener seien Chaoten.
    »Und dann möchte ich natürlich das Weingut in Augenschein nehmen. Ich war zwar schon einmal dort, aber das ist Jahre her.«
    »Das ist selbstverständlich bereits arrangiert«, erwiderte Andrea Bianchi. »Wir haben für Sie nächste Woche am Montag einen Besichtigungstermin vorgesehen. Sie werden Gelegenheit haben, sich ausgiebig umzuschauen. Außerdem wird der Chefönologe anwesend sein und Ihnen Rede und Antwort stehen.«
    Dottor Luzzo hob die Hand. »Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass der Conte selbst für kein Gespräch zur Verfügung stehen wird. Er ist gesundheitlich etwas angeschlagen. Außerdem schmerzt ihn der bevorstehende Verkauf doch so sehr, dass er persönlich nichts damit zu tun haben möchte. Er ist nur an dem Geld auf seinem Schweizer Konto interessiert. Er will Mossina, an dem seit frühester Jugend sein Herz hing, so schnell wie möglich vergessen.«
    »Da sehe ich keine Schwierigkeit«, sagte Rudolf, »dafür habe ich vollstes Verständnis.«
    Der steckt ganz schön in der Klemme, dachte er, sonst würde er Mossina nie verkaufen. Aber des einen Pech ist des anderen Glück. So ist das Leben!

48
    E r hob nur kurz den Kopf, um zu sehen, ob alle da waren, dann ließ er ihn wieder auf das Frotteetuch sinken und schloss die Augen. Der Principale atmete ruhig durch und versuchte seine Muskeln zu entspannen. Mit kräftigem Druck arbeiteten sich die Hände der Masseurin an seiner Wirbelsäule entlang, von der Hüfte kommend, langsam und systematisch dem Nacken entgegen. Alberto, Arturo, Giuseppe und Gustavo standen in einigem Respektabstand vor der Massagebank und beobachteten Carla bei ihrer Arbeit. Sie war jung und hatte ein hautenges Trikot an, das vorne tief ausgeschnitten war. Alberto dachte, dass es eine große Verschwendung ihrer Talente sei, sich in dieser hingebungsvollen Weise auf den altersschwachen Körper des Principale zu konzentrieren. Allzu gerne hätte er sich selbst einmal dieser wohligen Tortur unterzogen. Allerdings hätte er die Rückenlage bevorzugt. Und vielleicht …
    »Also, was haben eure Ermittlungen im Laufe der vergangenen Woche ergeben? Alberto, fang bitte mit dem Bericht an.« 
    Alberto zuckte zusammen und versuchte seine Gedanken zu ordnen.
    »Wir haben alle Typen durchgecheckt, bei denen Alessandro in letzter Zeit Geld eingetrieben hat, wir haben unsere Freunde von der Polizei ausgequetscht, in Abano rumgefragt, mit seiner Schwester gesprochen …«
    »Alberto, bitte konzentriere dich auf die Ergebnisse«, unterbrach ihn der Principale. »Dass ihr hoffentlich alles gemacht habt, was wir besprochen haben und was wichtig ist, davon gehe ich aus. Dafür bezahle ich euch ja. Also, sagt mir doch einfach, wer Alessandro umgebracht hat. Dann könnt ihr wieder gehen, und ich kann mich in aller Ruhe entspannen.«
    Alberto zupfte nervös an seinem Ärmel und sah seine Kollegen an. Gustavo verzog den Mund und machte eine hilflose Handbewegung.
    »Es tut uns Leid, Principale, wir wissen es noch nicht.«
    »Peccato, un gran peccato!«
    Carla war bei seiner rechten Schulter angelangt. Ungefähr an dieser Stelle hat es Alessandro immer wehgetan, dachte Alberto.
    »Aber wir haben einige Anhaltspunkte. Sie werden Ihnen allerdings nicht gefallen.«
    »Ob sie mir gefallen oder nicht, spielt keine Rolle.« Die Stimme des

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