Vereint
Weihnachtsbaum aufs Sofa, hielt meinen koffeinfreien Kaffee in beiden Händen und zog die Beine unter mich. Genau so ein Leben, wie dieser Augenblick es verdeutlichte, hätte sich meine Mutter für mich gewünscht.
Ich wischte mir die Tränen nicht aus dem Gesicht, denn es waren ja nicht nur Tränen der Trauer. Manche waren Tränen des Glücks. Andere waren Tränen der Dankbarkeit und wieder andere Tränen der Erinnerung.
Ich genoss die Stille und beobachtete durch das Fenster den Sonnenaufgang. Wenn Rush aufwachte, hatte er mich gerne neben sich im Bett. Wenn ich meinen Kaffee ausgetrunken und mir die Zähne geputzt hatte, würde ich mich zurückschleichen. Ich wollte, dass dieses Weihnachten für ihn perfekt wird. Es war unser erstes, und ich wollte ein Musterbeispiel für die kommenden Jahre schaffen.
»Am Weihnachtsmorgen aufzuwachen ohne dein Lieblingsgeschenk im Bett ist beschissen.« Rushs schläfrige Stimme erschreckte mich, und als ich mich umdrehte, sah ich ihn nur mit einer Sweathose bekleidet ins Wohnzimmer schlurfen. Sein Haar war vom Schlaf zerzaust, und die Augen waren noch auf Halbmast.
»Tut mir leid. Nachdem ich mir den Sonnenaufgang angeschaut hatte, wollte ich mich zu dir zurückschleichen«, erklärte ich ihm, während er sich neben mich aufs Sofa plumpsen ließ und mich an sich zog.
»Wenn du mich gefragt hättest, wäre ich auch aufgestanden und hätte ihn mit dir angeschaut.« Er legte sein Kinn auf meinen Kopf.
Ich war mir fast sicher, dass er alles tun würde, worum ich ihn bäte. Das war nicht der Grund gewesen, weswegen ich ihn schlafen gelassen hatte. »Ich weiß«, erwiderte ich.
Rush fuhr mit der Hand langsam meinen Arm auf und ab. »Hast du etwas Zeit für dich allein gebraucht?«, fragte er. Das Verständnis in seiner Frage sagte mir, dass er keine Einzelheiten brauchte. Er wusste Bescheid.
»Ja.«
»Brauchst du noch etwas mehr?«
»Nein.« Ich lächelte zu ihm hoch.
»Gut. So leicht wärst du mich nämlich nicht losgeworden.«
Ich lachte und schmiegte den Kopf an seine Brust. »Was für ein schöner Morgen, hm?«
»Allerdings«, pflichtete er mir bei und beugte den Kopf zu meinem Ohr. »Kann ich dir jetzt eines deiner Geschenke geben?«, fragte er.
»Ist es dazu nötig, dass wir nackt sind?«, fragte ich neckend.
»Äh, nein, aber wenn du dich unbedingt ausziehen willst, Baby, nur zu!«
Überrascht drehte ich mich in seinen Armen zu ihm um. »Du meinst, du willst jetzt Geschenke auspacken?«, fragte ich. Ich hatte gedacht, wir würden zuerst miteinander schlafen.
»Auspacken nicht direkt. Ich muss es dir zeigen.« Er stand auf und zog mich mit sich hoch.
Das hatte ich so gar nicht erwartet. Ich nickte und ließ mich von ihm durchs Haus zur Treppe führen. Vielleicht gingen wir ja die Treppe hinauf und hatten doch noch Sex?
Vor dem Zimmer, das ich mir einst als meines ausgesucht hatte, blieb Rush stehen. Seitdem ich es Harlow vor der Hochzeit gezeigt hatte, hatte ich es nicht mehr betreten. Die Tür war geschlossen, und Rush trat zurück und bedeutete mir, sie zu öffnen. Jetzt war ich endgültig verwirrt.
Ich trat vor, drehte am Knauf und drückte die Tür langsam auf. Das Erste, was ich sah, war ein Babybett aus massivem Kirschholz, das in der Mitte des Raumes stand, und ein raffiniertes Mobile mit exotischen Meerestieren, das darüber hing.
Rush griff zum Lichtschalter und knipste das Licht an. Anstatt dass die Deckenlampe anging, leuchtete das Mobile auf, strahlte dabei bis zur Decke und spielte ein Lied. Allerdings handelte es sich dabei um kein Wiegenlied, sondern um den Song, den Rush mir an unserem Hochzeitstag gesungen hatte. Das Mobile drehte sich langsam zu unserem Lied, und Lichter tanzten über die Wände. Völlig hingerissen ging ich weiter in den Raum hinein.
In einer Zimmerecke stand ein Schaukelstuhl mit einer wunderschönen, von Hand angefertigten Decke darüber. Ein Wickeltisch, ein Kleiderschrank und sogar ein kleines Tagesbett vervollständigten die Einrichtung. Der blassblaue Anstrich der Wände passte insofern perfekt, als eine Wand fast vollständig von Fenstern mit Blick auf den blauen Himmel und das Meer eingenommen wurde.
Schließlich fand ich meine Stimme wieder, doch alles, was ich herausbrachte, war ein kleiner Schluchzer. Dann warf ich mich in Rushs Arme und weinte. Das Zimmer war wunderschön, und er hatte es eingerichtet. Für unseren Sohn.
»Ich hoffe wirklich sehr, dass das Tränen des Glücks sind, denn ich werde ehrlich
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