Vereint
drückte mir sanft die Hand.
Beinahe hätte ich losgeheult, so lieb fand ich das. Er hatte sich so bemüht, mich zu unterstützen, und ich hatte ihm angedroht, ihn zu erschießen! Was war ich für eine schreckliche Ehefrau. Ich schniefte, und er beugte sich sofort zu mir herunter. »Nicht weinen. Ist schon okay. Du schaffst das«, sagte er mit entschlossener Miene, bereit, sich ins Schlachtgetümmel zu werfen.
»Ich war so gemein. Das tut mir leid!«, brachte ich heraus.
Er grinste und küsste mich auf den Kopf. »Du hast höllische Schmerzen, und wenn es dir hilft, Morddrohungen auszustoßen, dann nur zu!«
Ich wollte ihn küssen, doch da setzte eine neue Wehe ein.
»Pressen Sie!«, befahl der Arzt, und ich tat es.
Etliche Flüche und Pressversuche später vernahm ich das schönste Geräusch der Welt. Einen Schrei. Den Schrei meines Kindes.
E r war vollkommen. Ich zählte alle zehn Zehen und Finger, während Blaire jeden einzelnen küsste. Und er war so verdammt winzig! Mir war gar nicht klar gewesen, wie klein Babys waren.
»Wir müssen uns jetzt für einen Namen entscheiden«, meinte Blaire und sah zu mir auf, nachdem sie es endlich geschafft hatte, unseren Sohn an ihrer Brust anzulegen und zu stillen.
In den letzten drei Monaten waren uns zwar verschiedene Namen in den Sinn gekommen, aber keiner davon schien der richtige zu sein. Blaire hatte gemeint, es sei schwierig, jemandem einen Namen zu geben, den man noch nie gesehen hatte, und deshalb hatten wir ausgemacht zu warten, bis er auf der Welt war, um uns erst dann für einen Namen zu entscheiden.
»Ja. Jetzt wissen wir ja, wie er aussieht. An welchen Namen denkst du?«, fragte ich und betete zu Gott, sie würde nicht wieder Abraham Dean vorschlagen. Ich liebte meinen Vater ja, aber deswegen sollte mein Kind noch lange nicht nach ihm benannt werden.
»Ich finde, er sieht wie ein Colton aus«, sagte Blaire und lächelte zu unserem Sohn hinunter. Nein, der Name gefiel mir nicht.
»Hast du immer noch was gegen River?«, fragte ich.
Sie lächelte zu mir hoch. »Ich möchte, dass in seinem Namen Rush mit drinsteckt, aber wenn wir River nehmen, geht das nicht. River Rush oder Rush River klingt albern.«
Ich hatte ganz vergessen, dass sie meinen Namen auch mit einbeziehen wollte. Da würde ich den Teufel tun und mit ihr debattieren. »Wie wär’s mit Cash? Cash Rush!«, neckte ich sie, und sie biss sich auf die Unterlippe, damit sie nicht loskicherte und den Kleinen damit erschreckte.
»Wie wär’s mit Nathan? Dann könnten wir ihn Nate nennen!«, meinte Blaire. Der Kleine hörte zu trinken auf, ließ von ihrer Brust ab und sah zu ihr auf, als hätte sie ihn beim Namen gerufen. Das gab ja wohl den Ausschlag.
»Nathan Rush Finlay, wenn das mal nicht gut klingt!«, pflichtete ich ihr bei.
Sie strahlte mich glücklich an, neigte den Kopf und küsste unseren Sohn auf die Nase. »Hallo, Nate! Willkommen auf der Welt!«
Ich wollte ihn halten, aber er sah aus, als habe er beschlossen zu schlafen, anstatt erste Kontakte zu knüpfen. Blaire hob ihn hoch, legte ihn auf ihre Schulter und tätschelte sanft seinen Rücken. Ich stand und schaute ehrfürchtig zu. Das hier war meine Familie. Und sie war vollkommen.
Als Blaire ihm ein Bäuerchen entlockt hatte, packte sie den Kleinen fest in seine Decke ein und sah mich an. »Jetzt bist du an der Reihe, Daddy! Ich muss mich ausruhen. Mir fallen die Augen zu.«
Ich hob meinen Sohn aus den Armen seiner Mutter, drückte ihn nahe an meine Brust und atmete seinen süßen Babyduft ein. »Na komm, du Winzling. Machen wir’s uns gemütlich und schauen mal, ob’s im Fernsehen nicht irgendein interessantes Basketballspiel für uns gibt, hm?«
Nate schlief zufrieden in meinen Armen, und Blaire war kurze Zeit später ebenfalls eingeschlafen. So wie jetzt, mit den beiden, so hätte ich ewig in dem Raum bleiben können. Wenn ich die beiden um mich hatte und wusste, sie waren in Sicherheit, dann war die Welt für mich in Ordnung.
Ein leises Klopfen an der Tür riss mich aus meinen Gedanken. Ich drehte den Kopf und sah, wie die Tür behutsam aufgemacht wurde und etliche blaue Ballons sichtbar wurden, ehe Bethy dahinter auftauchte und den Kopf zur Tür hereinstreckte. Sie war draußen geblieben, so lange sie konnte.
»Okay, Dad, mir ist schon klar, dass du diesen Augenblick genießt, aber du musst teilen. Beide Großväter sitzen im Wartezimmer und warten geduldig«, flüsterte sie und warf einen Blick zur schlafenden
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