Vereist (German Edition)
fügte Collins hinzu.
»Darrin hat tatsächlich geredet. Er hat behauptet, Whittenhall hätte gemeinsam mit ihm tatenlos zugesehen, wie Whittenhalls jüngere Schwester vor vielen Jahren in einem Pool ertrunken ist.« Alex spürte, wie Brynns Hand sich in seine schob.
»Wie bitte?« Die Männer saßen wie erstarrt.
»Das ist total krank«, sagte Matt.
»Vor vielen Jahren? Als Kinder?« Ryan wurde blass.
»Ihr Hinweis auf Paul Whittenhall hat zu ziemlich unschönen Entdeckungen geführt«, sagte Collins zu Alex. »Sie hatten Recht – er hat einiges zu verbergen.«
Alex’ Blick flog zu Collins. »Haben Sie einen Reporter gefunden, der sich für die Geschichte interessiert und weiß, wo er graben muss?«
»Wen? Wer hat etwas gefunden?«, fragte Ryan.
»Regan Simmons vom Channel 5 in Portland hat eine Geldspur entdeckt, die direkt von Whittenhalls schmutzigen Taschen zu einem Offshore-Konto auf Darrins Namen führt. Sie hat noch ein bisschen genauer hingesehen und etwa ein Dutzend Häftlinge aufgestöbert, die in gemütlichere Knäste verlegt worden sind oder ungewöhnlich früh entlassen wurden. Sie hat Angehörige von Häftlingen ausfindig gemacht, die bereit sind auszusagen, dass sie Whittenhall für Vergünstigungen für den Inhaftierten bezahlt haben.
Und sie hat einen Mediensturm entfacht, durch den bald alle Bürger von Oregon und vermutlich der gesamten Vereinigten Staaten erfahren werden, was für ein Drecksack Whittenhall ist. Seit Alex mir gestern Morgen am Telefon gesagt hat, dass er Whittenhall für bestechlich hält, hatte ich drei Deputys auf den Mann angesetzt. Sie sind ihm überallhin gefolgt. Ich wollte nicht, dass Whittenhall sich auf den Weg zur Grenze macht, wenn es ihm hier zu heiß wird. Als Regans Rechercheergebnisse sich bestätigten, habe ich ihn verhaften lassen.«
»Die Vergünstigungen für die Häftlinge hat er sicher nicht allein arrangiert. Daran müssen noch mehr Leute beteiligt gewesen sein. Dutzende vermutlich«, murmelte Alex.
Linus.
Collins nickte. »Wir zerren sie aus allen Löchern. Darrin hat Whittenhall mit seinem Wissen erpresst. Darrins Anwalt hatte einen Umschlag mit Unterlagen, den er öffnen sollte, falls Darrin etwas zustößt. Damit hatte Darrin Whittenhall in der Hand. Und wisst ihr was? Der Flugzeugabsturz hat dem Anwalt schon gereicht. Also hat er mal in den Umschlag gesehen.« Collins schüttelte den Kopf. »Mit dem Inhalt lässt sich beweisen, dass Whittenhall von den Angehörigen von Häftlingen Geld erhalten hat und dass er als Junge zusammen mit Darrin Morde begangen hat.«
»Seine Schwester«, murmelte Alex. Sein Magen rebellierte.
Collins nickte. »Aber sie war nicht das einzige Opfer. Die beiden haben noch mindestens drei weitere Menschen auf dem Gewissen.«
Alex’ Faust juckte. Er hätte sie zu gern in Whittenhalls aufgeblasenes Mundwerk gerammt. Jetzt war er froh, dass er ihn wenigstens mit dem Brieföffner verletzt hatte.
Wie ist es diesem Mann gelungen, in einer Polizeibehörde Karriere zu machen? Wie hat er so viele Menschen so viele Jahre lang hinters Licht führen können? Wo er doch offensichtlich nicht richtig tickt.
Stille senkte sich über den Raum; Brynn drückte Alex’ Hand, und Collins’ braune Augen bohrten sich in Alex’ Blick. »Noch eins: Ich werde Sie nicht wegen Amtsanmaßung anzeigen. Ich verstehe, warum Sie sich als U.S. Marshal ausgegeben haben und werde tun, was ich kann, um Sie aus dem Schlamassel rauszuhalten. Ich wüsste ehrlich gesagt auch gar nicht, wie ich das alles erklären sollte.« Collins blickte in die Runde. »Ich würde sagen, ihr wart in der ganz normalen Viererbesetzung auf einem Vorauskommando und seid irgendwann auf Boyles und Stewart gestoßen.«
Alex fiel eine zentnerschwere Last von den Schultern.
»Aber was ist mit Stewart?«, fragte er. »Für seinen Tod muss es einen Grund geben.«
»Ich habe ihn erschossen, als er mich mit der Waffe bedroht hat«, sagte Matt.
»Ich bin Zeuge.« Thomas machte zum ersten Mal den Mund auf.
Das können sie nicht machen.
»Nein. Das ist nicht richtig.« Alex richtete sich auf. »Ich habe geschossen, und ich trage die Konsequenzen.«
Collins ignorierte seinen Einwurf und schaute auf die Uhr. »Die Presse wartet.« Auf dem Weg zur Tür zeigte er auf einen kleinen Fernseher. »Ihr könnt gern zuschauen.«
Alex ließ die Schultern hängen und führte mit zittriger Hand den Kaffeebecher zum Mund. Matt schaltete den Fernseher ein.
Fünfzehn Sekunden später
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