Vereist (German Edition)
bringen.
»Man muss immer direkt aufs Gehirn zielen«, fügte Ryan hilfsbereit hinzu.
»Danke für den Tipp«, murmelte Alex.
»Pause, Leute.« Jims Worte schallten über Ryan und Alex hinweg zu Thomas, der sofort anhielt, seinen Rucksack abnahm und ihn an einen kräftigen Ast hängte. Der Riesenkerl ging in die Hocke, zog einen Energieriegel aus der Tasche und fing an zu essen.
Jim hielt einen großen Riegel mit reichlich Haferflocken in die Höhe und warf einen fragenden Blick in die Runde. Alex, Thomas und Brynn schüttelten die Köpfe, aber Ryan nickte, und Jim warf ihm den Riegel zu. Ryan riss die Verpackung auf und stopfte sich die Hälfte des Riegels in den Mund.
»Warum halten wir denn schon wieder an?« Alex hätte am liebsten mit den Füßen gescharrt wie ein ungeduldiges Pferd. Er wollte weiter, egal, ob es sich lohnte oder nicht. Sie hatten schon ein paar Pausen gemacht, und er war weder hungrig noch durstig oder allzu müde. Dafür war ihm ein bisschen übel, und er fühlte sich ein wenig zittrig. Im Augenblick musste er einfach damit leben, aber er wollte die Suchaktion so schnell wie möglich hinter sich bringen. Den Rucksack behielt er auf.
Brynn und Jim hatten die Rucksäcke abgesetzt. Ryan stand mit dem Rucksack auf dem Rücken neben Alex und kaute mit vollen Backen. Sein Blick sprang zwischen Jim und Alex hin und her.
»Wir rasten nur zehn Minuten«, erklärte Jim.
Alex musterte die Gruppe. Am längsten starrte er zu Brynn. Sie stand mit dem Rücken zu ihm und redete mit ihrem Hund. Warsie der Grund, weshalb Jim das Team nicht schneller gehen ließ? »Es macht aber niemand einen erschöpften Eindruck.«
»Wir legen Pausen ein,
bevor
wir müde werden. Und du trinkst jetzt etwas, obwohl du pitschnass bist.« Jims Ton wurde schärfer, doch der Blick, mit dem er Alex in die Augen sah, wirkte ruhig.
»Wir kommen so verdammt langsam voran.«
»Unser Rhythmus ist auf lange Distanzen ausgelegt. Schon mal was davon gehört? Ist doch sicher auch beim Triathlon ganz nützlich.«
»Er ist noch nie bei einem Triathlon gestartet«, sagte Ryan grinsend. Dann steckte er sich den Rest des Müsliriegels in den Mund. Der jüngere Mann genoss es offenbar, gelegentlich ein bisschen Öl ins Feuer zu gießen.
Jim sah Ryan mit zusammengekniffenen Augen an und fuhr dann zu Alex herum. »Was? Dein Boss sagte …«
»Sehe ich aus, als würde ich schlapp machen? Habe ich Mühe mitzuhalten?« Alex spürte, wie sich auf seiner Stirn eine neue Schweißschicht bildete.
Jim schüttelte mit ärgerlichem Blick den Kopf.
»Dann tut das auch nichts zur Sache.«
»Collins hat dich nur ins Team gelassen, weil dein Boss geschworen hat, du wärest topfit.«
»Das ist doch jetzt egal, oder? Die ganze Diskussion ist müßig.« Alex warf einen Blick auf die Uhr. »Wie lang sollen wir hier noch herumsitzen?«
»Bis ich mit dem Pinkeln fertig bin.« Jim machte auf dem Absatz kehrt und verschwand zwischen ein paar Tannen. Von den zurückschnellenden Zweigen spritzten dicke Tropfen auf die Gruppe. Brynn runzelte die Stirn, dann richtete sie die braunen Augen forschend auf Alex.
Alex spürte, wie ihn die ganze Gruppe musterte; sein Mund wurde trocken. Er hatte gegen ein ungeschriebenes Gesetz verstoßen. »Gibt es ein Problem?«, fragte er.
»Gibt es noch andere Lügen, von denen wir wissen sollten?« Brynns Gesichtsausdruck wirkte vor allem neugierig.
»Die Lüge kam ja nicht von mir. Wie sollte ich ahnen, dass mein Boss so etwas behauptet?« Alex war selbst nicht ganz wohl bei seinen Worten. Er riss den Blick von Brynn los und sah in Thomas’ tiefliegende Augen. Der Mann fixierte ihn wie ein Löwe seine Beute.
»Du hast Brynns Frage nicht beantwortet« stellte der Riese fest.
Alex wich seinem Blick nicht aus. »Es gibt nichts, was ihr noch wissen müsstet.«
»Wir sind ein Team. Falls es etwas gibt, das unsere Sicherheit oder den Erfolg des Einsatzes beeinträchtigen könnte, rückst du am besten gleich damit heraus«, knurrte Thomas.
Alex sagte nichts. Was sollte er denn auch sagen? Es war zu früh, die Katze aus dem Sack zu lassen. Wenn sie näher an der Absturzstelle waren, würde er Jim beiseite nehmen und ihm die Wahrheit sagen.
Zumindest einen Teil davon.
»Alex?«, sagte Brynn.
Ihre Augen strahlten nicht mehr wie zu Anfang der Wanderung, und das bedrückte ihn. Brynns Anblick hatte ihm bislang Kraft gegeben. Ihre Begeisterung für die Natur und ihre Zuneigung zu ihrer Hündin faszinierten ihn. Den Regen und
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