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Vereist (German Edition)

Vereist (German Edition)

Titel: Vereist (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kendra Elliot
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Karte und Kompass die Marschroute überprüfte. Immer, wenn das Wetter vorübergehend ein bisschen klarer wurde oder wenn sie eine gute Sicht auf die Umgebung hatten, zog Ryan den Kompass aus der Tasche. Anscheinend war er dafür zuständig, dass sie nicht die Orientierung verloren. Jim und Thomas überließen ihm in diesem Bereich alle Entscheidungen und schienen ihm voll und ganz zu vertrauen. Sämtliche GPS-Geräte zeigten noch immer unterschiedliche Koordinaten an, und Alex war überrascht gewesen, dass die anderen Männer diese Tatsache schulterzuckend hinnahmen. Sie hatten keinen Zweifel an Ryans Navigationskünsten.
    Ryan war ein Draufgänger. Er war redselig und umgänglich, aber nicht dumm. Im Lauf des Abends war er stiller geworden, hustete gelegentlich und rieb sich den Bauch. Alex hoffte, dass Ryan keine Erkältung ausbrütete. Für einen grippalen Infekt war das nicht der passende Ort. Stirnrunzelnd stellte Alex fest, dass ihm selbst auch der Schweiß über den Rücken rann. Sie rasteten seit zehn Minuten. Eigentlich sollte er längst nicht mehr schwitzen. Hatte er sich auch etwas eingefangen?
Kacke.
    »Alles in Ordnung mit dir?« Alex fand, dass Ryan ziemlich blass aussah.
    Der jüngere Mann zuckte die Schultern. »Anscheinend kriege ich Husten. Und mein Magen fühlt sich auch nicht besonders an. Fast so, als ob ich …«
    »Hey, warum ist Brynn auf dem Fluss eigentlich plötzlich zur Salzsäule erstarrt? Das passt gar nicht zu ihr.« Mit dem abrupten Themawechsel wollte Alex sich die Details über Ryans Verdauungstrakt ersparen. Nervös wischte er sich den Schweiß vonden Schläfen und sah sich nach Brynn um. Sie übte knapp dreißig Meter entfernt mit Kiana Handkommandos. Zu weit entfernt, um mitzuhören.
    Der Vorfall ging ihm nicht aus dem Kopf. Der Rest der Crew hatte nach der Flussüberquerung Bemerkungen und Blicke ausgetauscht, die darauf schließen ließen, dass alle wussten, was mit ihr los war. Alex hatte sich ausgeschlossen gefühlt – aber eigentlich ging ihn die Sache auch nichts an. Er sagte sich, diese Leute bräuchten ihn nicht zu interessieren. Sie sollten ihm nur helfen, zum Flugzeug zu kommen. Sie waren Mittel zum Zweck.
    Aber je besser er sie kennenlernte, desto enger fühlte er sich mit ihnen verbunden. Ryan kannte er inzwischen am besten. Der junge Kerl hatte ihn aus dem Schlamm gezogen, ihm mit seinem Gequatsche ein Ohr abgekaut und ihn wegen des falschen Knochens gutmütig verspottet. Weil Ryan so gesprächig und unbefangen war, fiel es Alex nicht allzu schwer, ihm ein paar Fragen zu Brynn zu stellen. Dieser Kerl redete einfach gern. Im Gegensatz zu Thomas. Dass Thomas irgendwann mehr sagen würde als unbedingt nötig, konnte Alex sich kaum vorstellen. Aber das war kein Problem. Ryan war so mitteilsam, dass es für die ganze Gruppe reichte. Und wenn Alex einmal nichts sagte, deckte Ryan mühelos beide Seiten des Gesprächs ab.
    Doch zu Alex’ Verwunderung biss Ryan sich auf die Lippe und zögerte bei der Frage über Brynn.
    »Hey, wenn das zu privat ist, dann …«
    »Nein. Das ist nicht das Problem. Jeder weiß, was passiert ist. Ich finde nur, sie sollte es dir selbst erzählen. Aber ich weiß, es belastet sie, darüber zu reden.«
    »Oh.« Mit einem Anflug von schlechtem Gewissen lehnte Alex sich zurück und dachte noch einmal nach. Brynns Innenleben ging ihn wirklich nichts an. Aber aus irgendeinem Grund gab es ihm einen Stich, dass diese selbstbewusste Frau ein Problem mit sich herumschleppte. Vielleicht war eine Diskussion über Ryans Verdauung doch die bessere Wahl.
    »Ich glaube, als es passiert ist, war sie acht oder neun.«
    »Es?«
    Ryan rieb sich die gerötete Nase.
    »Ihre beste Freundin starb nach einem Sturz von einer provisorischen Baumstammbrücke. So ähnlich wie die Brücke, die wir heute überquert haben. Aber ohne irgendwelche Seile, an denen man sich festhalten konnte. Und es war Sommer.«
    »Grundgütiger. Und Brynn war dabei?«
    »Ja. Sie ging direkt hinter ihrer Freundin über den Stamm. Brynn rutschte ebenfalls ab, schaffte es aber, sich irgendwie festzuklammern.« Schniefend warf Ryan einen kurzen Blick auf Brynn, die in ein Gespräch mit Jim vertieft war. »Ein Suchtrupp fand sie, als sie schon fast ohnmächtig war. Man geht davon aus, dass sie stundenlang an den Baum geklammert im Wasser hing. Zum Glück war es damals nicht so kalt wie jetzt. Ihre Freundin wurde einige Meilen flussabwärts gefunden.«
    Alex schwieg.
    »Brynn sagt, dass sie seit dem

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