Vereist (German Edition)
talwärts machten, schaute Jim den Berg hinter ihnen hinauf und deutete auf den verschneiten Hang. »Schwerer, nasser Schnee. Wir halten uns dicht am Waldrand. Bleibt zwischen den Bäumen und von der Lichtung weg. Hier kann jederzeit eine Lawine abgehen.«
Brynn musste ihm nach einem Blick nach oben zustimmen. Teile des Hangs über ihnen ragten, von kleinen Felsvorsprüngen durchsetzt, nahezu senkrecht empor. Sie hatte einige Einsätze nach Lawinenabgängen gehabt und wusste, dass Jim in Kanada durch eine Lawine einen guten Freund verloren hatte.
Ryan winkte die Gruppe an sich vorbei. »Ich komme runter, sobald es mir etwas besser geht. Lasst eure Handys hier. Vielleicht kriege ich mit einem davon hier oben Empfang. Ich versuche mal, das Basislager zu erreichen. Immerhin haben wir gerade freie Sicht.«
»Schau dir am besten auch gleich die GPS-Geräte an.« Jim gab ihm stirnrunzelnd seines. »Eines davon zeigt vermutlich die richtige Position. Wir müssen Collins informieren, wo wir sind. Wenigstens können wir fünf untereinander Funkkontakt halten. Ich lasse dich wissen, was wir dort unten finden.«
Sie ließen Ryan mit technischen Gerätschaften im Wert von mehreren tausend Dollar und einem schlichten Kompass in der Hand zurück.
Nachdem sie ein Stück weit abgestiegen waren, warf Brynn einen Blick über die Schulter. Ryan war nur noch ein roter Fleck im Schnee. Aber immerhin hatte er Sichtkontakt mit der Gruppe. Wenn sie sich die Absturzstelle angesehen hatten, würde sie ihn noch einmal genauer untersuchen und sich nicht mehr abwimmeln lassen.
Jetzt musste sie erst einmal nachschauen, ob im Flugzeug jemand medizinische Hilfe brauchte. Ryan konnte warten.
Vorsichtig bewegten sie sich den steilen Hang hinab. Um sich bis auf knapp zwanzig Meter an das Flugzeug heranzuarbeiten, brauchten sie gut vierzig Minuten. Kiana war vorausgerannt und hatte dabei Kurven in den Schnee gemalt wie ein Skifahrer, der eine Tiefschneepiste hinunterfuhr. Sie schnüffelte bereits an der Unfallstelle herum.
»Haaallo!« Jim erhielt keine Antwort auf seinen leisen Ruf. Brynn schaute nervös den verschneiten Hang hinauf. Sicher würde er mit dieser geringen Lautstärke keine Lawine auslösen. Doch ein Blick über die Schulter konnte nicht schaden.
Die Freude darüber, das Flugzeug gefunden zu haben, wich Entsetzen.
Konnte irgendein Mensch so etwas überleben?
Das Wrack sah grausig aus. Als sie näher kamen und den Schaden besser überblicken konnten, hatte Brynn das Gefühl, ihre Brust würde mit einem stumpfen Löffel ausgehöhlt. Das Flugzeug war in zwei Teile zerrissen. Die hinteren zwei Drittel lagen in einer Gruppe von Tannen, das Cockpit war in einiger Entfernung weiter unten am Hang gelandet. Brynn betrachtete die Schneise der Verwüstung,die das Flugzeug in den Baumwipfeln hinterlassen hatte. Überall lagen abgerissene Baumkronen und Äste. Sie erschauderte. Wie kam es, dass der Rumpf und das Cockpit so weit voneinander weg lagen?
Das Flugzeug war klein. Das Heck und eine Tragfläche waren noch mit dem Rumpf verbunden. Die Tragfläche war in dem tiefen Schnee kaum noch zu erkennen. Der Motor zeichnete sich nur als sanfte schneebedeckte Wölbung ab, an der noch der Propeller hing. Gut sichtbar waren die braunen und orangefarbenen Streifen auf dem farblich abgesetzten Heck und dem Rumpf.
Beide Flugzeugteile schienen auf der linken Seite zu liegen und waren von einigen Zentimetern Schnee bedeckt. Auf den ersten Blick wirkte die Szene fast friedvoll: Flugzeugteile unter einer weichen weißen Decke. Wie viel Schnee hätte noch fallen müssen, um die Maschine komplett zu verdecken? Brynn schaute hinauf in den Himmel. Von oben war das Wrack schon jetzt sicher kaum noch zu erkennen.
Ryans Übelkeit hatte sich als Glück erwiesen.
Brynn biss sich auf die Lippe. Ryan sah das vermutlich etwas anders. Falls sie im Laufe des Tages Hilfe aus der Luft bekamen, konnten sie ihn direkt nach Hause schicken. Es sei denn, es lag ein Verletzter im Wrack. Dann hatte seine Bergung Priorität.
»Haaallo!«, rief Jim noch einmal.
Stille.
»Thomas und ich sehen uns das Cockpit an. Ihr beide den Rest«, sagte Jim. Er schaute Alex mit gehobener Braue an und deutete an seine Seite. Alex nickte. Brynn runzelte die Stirn.
Was hatte das zu bedeuten?
Sie sah zu, wie Alex einen Handschuh auszog und die Hand in die Tasche steckte, während er sich auf den improvisierten Schneeschuhen vorsichtig weiter den Hang hinunterarbeitete. Es hatte Brynn
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