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Vereist (German Edition)

Vereist (German Edition)

Titel: Vereist (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kendra Elliot
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einige Mühe gekostet, nicht darüber zu lachen, wie fasziniert er die Herstellung der Schuhe beobachtet hatte. Alex hatte jeden Handgriff genau beobachtet und Thomas tausend Fragen gestellt. Und Thomas hatte sie überaus einsilbig beantwortet.Dem Marshal, der seinen Ausflug in die Wildnis so grässlich fand, schienen die Schneeschuhe recht gut zu gefallen. Doch jetzt presste er angespannt die Lippen zusammen. Sie dachte daran, was er über den Marshal an Bord gesagt hatte.
Ein guter Freund
. Brynn musterte Alex’ ernstes Gesicht. Sie hatte das Gefühl, dass dieser stille Mann nicht viele Menschen an sich heranließ. Als Ryan erwähnt hatte, Alex sei geschieden, hatte sie mehr darüber gestaunt, dass er das aus Alex herausbekommen hatte als über die Tatsache selbst.
    Ryan hatte keinerlei Berührungsängste und quasselte immer munter drauflos. Sie kannte niemand anderen, in dessen Gegenwart Menschen derart locker und gesprächig wurden. Und anscheinend hatte seine Gabe auch bei Alex funktioniert. Alex wurde immer mehr zu einem vollwertigen Mitglied der Gruppe. Den Mangel an Kenntnissen und Erfahrung machte er durch Hartnäckigkeit wett. Durch Thomas’ Streich mit dem Erdrutsch hatte er sich nicht beirren lassen, und die Dauerbeschallung durch Ryan ertrug er geduldig. Jims Entscheidungen akzeptierte er.
Zumindest seit dem ersten kurzen Zusammenstoß
. Und sie behandelte er, anders als so mancher andere Mann im Rettungsdienst, nicht wie ein hilfloses kleines Mädchen.
    Außer als er sie von der Baumbrücke geschleift hatte. Aber zu dem Zeitpunkt war sie ja auch tatsächlich ein hilfloses kleines Mädchen gewesen, zur Salzsäule erstarrt.
    Ihren Hund mochte er auch. Das brachte ihm jede Menge Pluspunkte ein.
    Und Kiana mochte ihn ebenfalls. Aber Kiana mochte jeden. Nur um Thomas machte sie aus unerfindlichen Gründen einen großen Bogen. Alle anderen Menschen schloss sie sofort in ihr Herz.
    Brynn spürte einen Stich in der Seele. Was ging auf den letzten Metern zum Flugzeug in Alex vor? Auf Jims Rufe hatte niemand geantwortet. Daraus konnte Alex wohl schließen, dass sein Freund tot war. In dem Wrack noch Überlebende zu finden, war so gut wie aussichtslos. Bei der Bruchlandung hatten unfassbare Kräftegewirkt. Sie sah, wie Alex sich mit zittriger Hand den Schweiß von der Stirn wischte.
    »Hey«, hörte sie sich zu ihrem eigenen Erstaunen sagen. Sie legte ihm die Hand auf dem Arm. »Warte doch einfach, bis ich mir das Wrack angesehen habe.«
    Seine Brauen schossen in die Höhe. »Nicht nötig. Ich komme schon klar.«
    »Nein, im Ernst. Lass mir ein paar Minuten Zeit.« Als er ihnen erzählt hatte, dass sein Freund in dem Flugzeug saß, hatte er einen Moment lang gezeigt, wie nahe ihm die Sache ging. Anscheinend verband ihn sehr viel mit dem anderen Agenten.
    »Er ist ein guter Freund, nicht wahr?«
    Alex wirkte eine Sekunde lang verwirrt. »Oh … ja. Er
war
ein guter Freund.«
    Brynn konnte das Gefühl nicht deuten, dass kurz auf seinen Zügen aufblitzte. Aber es machte sie betroffen, dass er von dem Marshal bereits in der Vergangenheitsform sprach.
    Jim und Thomas waren schon fast beim Cockpit. Sie sah, wie beide ihre Waffen zogen und schüttelte den Kopf.
    »Die machen das schon richtig.« Alex beobachtete die Männer mit versteinerter Miene. Dann zog auch er seine Pistole aus der Tasche. »Bist du bewaffnet?«
    »Nein.«
    »Bleib hinter mir.«
    Sie überließ ihm die Führung, verdrehte aber hinter seinem Rücken die Augen.
    »Du brauchst gar nicht die Augen zu verdrehen.« Er warf ihr über die Schulter hinweg einen stechenden Blick zu. »Im Flugzeug saß ein gefährlicher Killer. Sicher würdest du es nicht sehr lustig finden, wenn er da drin mit der Waffe in der Hand auf uns wartet.«
    »Moment!« Sie packte ihn an der Jacke. »Du weißt, wer in dem Flugzeug saß? Hast du nicht behauptet, du hättest keine Ahnung?«
    Alex schnaubte. »Spielt es denn eine Rolle, wer der Mann ist? Der Einsatz hätte so oder so stattgefunden.«
    Zum ersten Mal seit der Flussüberquerung lief Brynn ein eisiger Angstschauer über den Rücken. »Verrätst du mir den Namen?«
    Alex schluckte, sah an ihr vorbei und fixierte das Flugzeug. »Darrin Besand.«
    Brynn fiel die Kinnlade herunter. »Der Serienmörder?«
    Alex schob sich nickend etwas näher an das Wrack heran.
    Brynn sah sich um. Sie musterte die Bäume und die großen Felsblöcke, die ringsum aus dem Schnee ragten. Der überwältigende Drang, irgendwo Deckung zu suchen und

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