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Vereist (German Edition)

Vereist (German Edition)

Titel: Vereist (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kendra Elliot
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sehr gewünscht, dass der Kerl irgendwann auftaucht.« Jims rechte Hand fuhr unwillkürlich zu seiner Hüfte, wo er normalerweise die halbautomatische Dienstwaffe trug.
    »Sorry, Brynn«, murmelte Ryan noch einmal. Sie lächelte ihn an, um ihm zu zeigen, dass sie ihm bereits verziehen hatte. Manchmal hatte sie das Gefühl, zwanzig Jahre älter zu sein als er und nicht nur zwei.
    »Du hast die Befugnis, eine Autopsie anzuordnen?« Alex sah Brynn immer noch aufmerksam an.
    »Ich kann Empfehlungen aussprechen. Die Entscheidung liegt dann beim Gerichtsmediziner.«
    »Aber du führst die Autopsien nicht selbst durch, oder?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Wenn es mein Fall ist, versuche ich, dabei zu sein.«
    »Ich habe schon zu viele gesehen.« Jims Nasenlöcher weiteten sich, als würde er etwas Schlechtes riechen.
    Thomas und Ryan waren derselben Meinung. Brynn wusste, dass die beiden jüngeren Männer eher selten bei Autopsien zuschauten. So etwas ertrug nicht jeder.
    »Hast du schon mal eine gesehen?«, fragte Ryan Alex.
    »Nur eine. Aber ich musste rausgehen. Ich habe nicht bis zum Schluss durchgehalten.« Alex’ Gesicht wirkte plötzlich seltsam leer – so als hätte er seinen Körper verlassen und nur seine Hülle wäre noch da.
    »Nach meiner ersten konnte ich monatelang keine Käsemakkaroni mehr essen. Die sehen aus wie adipöses Gewebe.« Brynn suchte in den Gesichtern der Männer nach einer Reaktion. Ryan sah aus, als würde er sich am liebsten noch einmal übergeben, und Thomas’ Gesicht hatte denselben leeren Ausdruck angenommen wie Alex’.
    »Genau! Wie Käsenudeln«, gluckste Jim.
    »Hör auf, Jim. Sonst kommt Ryan das Stückchen Energieriegel wieder hoch, das er grade runtergewürgt hat.« Brynn biss sich auf die Lippen.
    »Wie kann man überhaupt noch essen, wenn man so etwas gesehen hat?«, murmelte Alex.
    Brynn zuckte die Schultern. »Keine Ahnung. Nach jeder Autopsie wiege ich erst mal ein halbes oder ganzes Kilo weniger. Bis ich wieder Appetit habe, vergeht einige Zeit.«
    »Können wir vielleicht über etwas anderes reden?«, stöhnte Ryan.
    Brynn sah zu den Fenstern des Flugzeuges. Draußen war es nun völlig dunkel. Aber hier drin zwischen den warmen Körpern der vier Männer und von Kiana war es beinahe gemütlich.
    Nur bei dem Gedanken an die kalten Leichen im Cockpit schnürte sich ihr Herz zusammen. »Sollten wir … Ich weiß nicht. Sollten wir die Männer aus dem Cockpit holen? Oder sie mit Schnee bedecken? Werden sie keine Tiere anlocken?«
    »Wenn wir sie ein oder zwei Meter tief begraben – kann ein Puma oder ein Bär sie dann trotzdem noch riechen?« Ryan sah Thomas, den Wildnisexperten, an. Thomas hob nur vage die Hand und vertilgte den Rest seines Energieriegels.
    »Ich wüsste ein passendes Loch«, brachte Alex gerade noch heraus, bevor er vor Lachen nicht mehr weitersprechen konnte.
    Brynns Augenbrauen schossen in die Höhe, ihre Kinnlade fiel herunter. Fassungslos sah sie von einem Mann zum anderen. Alle saßen mit hängendem Unterkiefer da. Ryan lachte als Erster mit und brach damit den Bann. Die anderen ließen sich anstecken. Sogar Thomas.
    In dem Gelächter löste sich ein Teil der Anspannung des Tages auf.
    Alex schreckte auf. Seine Schulter ließ sich nicht bewegen, seine Füße waren eiskalt.
    Einen Augenblick lang glaubte er, wieder im Schnee begraben zu sein und wurde von Entsetzen gepackt. Dann merkte er, dass das Gewicht auf seiner Schulter Brynns Kopf war. Sie schlief neben ihm auf dem Boden des Frachtbereichs. Er atmete tief durch und befahl seinen geschundenen Gliedern, sich zu entspannen. Von der Stelle aus, an der sie ihn berührte, breitete sich Wärme in seinem Körper aus und gab ihm ein Gefühl von Geborgenheit. Das Wrack war vom Schnarchen der schlafenden Männer erfüllt, nicht von der Stille eines Grabes. Er schloss die Augen, wartete darauf, dass sein Herzschlag sich beruhigte und genoss das Geräusch. Das Geräusch von Leben.
    Eine Stirnlampe hatten sie brennen lassen. Alex konnte Brynns Gesicht sehen und saugte den Anblick in sich auf. Er erinnerte sich noch daran, dass sie in einem der Polstersessel gesessen und sich leise mit Jim unterhalten hatte. Als er den Hals reckte, sah er, dass Jim sich auf der anderen Seite neben Brynn ausgestreckt hatte. Thomas und Ryan schliefen im Sitzen, jeder in einem Sessel. Ihre Köpfe lehnten an der Wand des Wracks.
    Alex wünschte, er wäre wach gewesen, als Brynn sich neben ihn gelegt hatte. Der Atem floss sanft aus

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