Vereist (German Edition)
Geländewagen und sah sich im Morgenlicht im Basislager um. Er war nach Hause gehetzt, hatte geduscht, sich umgezogen, seine Frau geküsst und sich bei Starbucks einen Kaffee geholt. Alles in nicht ganz zwei Stunden. Inzwischen standen noch mehr Presse- und Fernsehfahrzeuge herum. Es hatte sich herumgesprochen, dass Darrin Besand im Flugzeug gesessen hatte. Über Nacht war auch ein Übertragungswagen von CNN angekommen. Anfangs hatte CNN noch die Nachrichten eines kleineren Senders übernommen. Aber weil der Einsatz sich in die Länge zog und weil Besands Name gefallen war, hatte CNN jetzt seine eigenen Leute geschickt.
Patrick hatte schon hin und wieder mit großen Sendern zu tun gehabt. Zweimal hatten vermisste Kletterer die Nation in Atem gehalten. Und dann waren zwei Mädchen auf dem Schulweg verschwunden. An unterschiedlichen Tagen, aber im selben Viertel. Wieder hatten die Fernseh- und Zeitungsleute vor seiner Haustür campiert. Die Mädchen hatte man bald in einem Grab im Garten des Vaters einer Freundin gefunden. Bei Interviews mit Reportern hatte der Mann unter Tränen über die vermissten Freundinnen seiner Tochter gesprochen.
Dieser Fall hatte Patrick beinahe dazu gebracht, seinen Job an den Nagel zu hängen.
Am Anfang des Wanderpfades standen die Wohnmobile dicht an dicht auf der kleinen Lichtung. Das einzige Hotel der Gegend war komplett ausgebucht, und die Medienvertreter behalfen sichmit jeder Art von Unterkunft, die sie noch bekommen konnten. Regan Simmons war nach einer Nacht im Motel ebenfalls wieder aufgetaucht – frisch und aufgekratzt, bereit Dreck in alle Richtungen zu schleudern und jede Menge Schlamm aufzuwühlen. Gestern hatte sie ihn zur Weißglut gebracht. Sie hatte sich tatsächlich vor laufenden Kameras über die spärlichen Informationen beklagt, die der Sheriff herausgab. Angeblich enthielt man der Öffentlichkeit und den Angehörigen der Opfer wichtige Fakten vor.
Schwachsinn.
Collins stand in dauerndem Kontakt mit den Familien der Piloten und des vermissten Marshals. Er hatte einen Deputy abgestellt, der sich ausschließlich um diese Personengruppe kümmerte und dafür sorgte, dass er für sie immer zu erreichen war. Von ihnen wollte niemand vor die Mikrofone und Kameras treten. Patrick hatte die Angehörigen ermutigt, die Medien zu bitten, ihre Privatsphäre zu respektieren. Das war Regan Simmons natürlich sauer aufgestoßen. Ihr fehlte eine in Tränen aufgelöste Ehefrau, die sie vor eine Kamera zerren konnte.
Sie hatte versucht, Patrick dazu zu überreden, die Verwandten der Opfer umzustimmen.
Und er hatte gedroht, sie festnehmen zu lassen, wenn sie sich nicht von ihm fernhielt.
Mit den drei Ehefrauen hatte er sich unbemerkt von den Medien getroffen und ihnen alles gesagt, was er wusste. Und das war nicht sehr viel. Er hatte ihnen von dem kurzen Gespräch mit Ryan erzählt, und dass Ryan etwas von »drei Toten« gesagt hatte. Auf den Gesichtern der Frauen hatte sich erst Verzweiflung, dann Hoffnung und am Ende wieder Verzweiflung gespiegelt. Bei vier Flugzeuginsassen standen die Chancen bei »drei Toten« nicht gut.
Die Reporterfragen zu dem verdammten Hubschrauber hatte Patrick ausweichend beantwortet. Die Medienvertreter hatten miteinander gesprochen und wussten inzwischen, dass die Maschine nicht von einer Zeitung oder einem Fernsehsender gechartert worden war.
Und Patrick hatte behauptet, nicht zu wissen, wem der Hubschrauber gehörte.
Warum hatte er das Gefühl, dass diese Notlüge sich bald rächen würde?
Deputy Reid kam mit gezücktem Handy angejoggt. »Die Zentrale versucht, dich zu erreichen, Boss.«
Patrick nahm sein eigenes Handy vom Gürtel. Das Display war tot. Leerer Akku. »Mist.« Normalerweise achtete er darauf, dass der Akku sich nie ganz entlud. Besonders bei einem Einsatz wie diesem. Wenigstens hatte er ein Ladegerät im Wagen. Er streckte die Hand nach Reids Telefon aus.
»Collins.«
»Morgen, Sheriff. Ich hoffe, Sie sind mit Coffein versorgt?«, sagte die großmütterliche Stimme seiner Lieblingstelefonistin aus der Zentrale.
»Ohne Kaffee wäre ich für das Madison County um diese Zeit nicht wirklich nützlich, Marilyn.«
»Ich weiß, Sir.« Sie räusperte sich leise. »Ich habe Al Rice vom Tower in Springton in der Leitung. Er sagt, Tyrone Gentrys Hubschrauber sei gestern nicht mehr zurückgekommen. Vor dem Abflug hat Tyrone wohl noch zu Al gesagt, er und sein Bruder wären vor Einbruch der Dunkelheit wieder da. Al hat bereits versucht,
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