Vereist (German Edition)
einträglich. Mit dem Geld kam er bestens über die Runden, und Spiele zu entwerfen, machte mehr Spaß, als Sicherheitsprogramme zu schreiben. Konnte das eine zweite Karriere werden?
Mit Sicherheit. Er hob das Kinn.
Nicht alles in seinem Leben drehte sich um Darrin Besand. Nicht restlos alles.
Aber in den vergangenen zwei Jahren hatte er sich tatsächlich fast ausschließlich mit dem Killer beschäftigt. Besonders im letzten Jahr. Ständig so viele negative Gedanken im Kopf und Gefühle im Herzen zu haben, konnte nicht gesund sein. Zwölf Monate hatte er vor allem damit verbracht, diesem Stück Dreck so nahe wie möglich auf die Pelle zu rücken. Er hatte Besand im Gefängnis besucht und war ihm in die Staaten gefolgt, in denen er für seine Verbrechen vor Gericht gestellt wurde. Es war, als wären sie auf eine perverse Weise miteinander verbunden. Am Ende hatte Alex beinahe um die Informationskrümel gebettelt, die Darrin ihm zuwarf und die Alex dann an die Detectives weitergab. Und Darrin hatte sich hämisch an seinem Schmerz und seiner Trauer geweidet.
Immerhin hatte Darrin über einige Gespräche verteilt die Verstecke zweier weiblicher Leichen in Arizona preisgegeben. Ein deprimierender Tauschhandel. Für diese beiden Frauenleichen hatte Alex ihm erzählt, wie wenig seine Frau Samuel gemocht hatte. Dabei waren die noch frischen emotionalen Wunden wieder aufgerissen, und er hatte beinahe das Gefühl gehabt, Blutlachen auf dem Gefängnisboden zu hinterlassen. Aber Alex’ Qualen hatten sich gelohnt. Wenn er damit den Schmerz anderer Familien lindern konnte, war er bereit, dem Killer seine Zeit zu opfern und sich von ihm mental malträtieren zu lassen. Es war fast, als wollte er auf diese Art Buße tun, weil er Samuels Klagen nicht ernster genommen hatte und ihn nicht zu sich nach Hause geholt hatte. Sicher, der ganze Prozess war für ihn mental und emotional sehr schmerzhaft. Aber wenn das der Preis dafür war, bei der Aufklärungvon Darrins Verbrechen helfen zu können, dann bezahlte er ihn eben.
Nach jedem Besuch im Gefängnis war er völlig am Ende.
Wenn Alex eine Zeitlang mit dem Killer im selben Raum gesessen hatte, musste er immer lang duschen oder im Hotelpool schwimmen. Es war, als ließe sich der Gestank von Darrins Ego nur mit viel Chlor abwaschen. Aber gegen die Verzweiflung, die Alex nach diesen Treffen überkam, gab es kein wirklich wirksames Mittel.
»Himmel noch mal, so schlimm ist es nun auch nicht.« Jim starrte ihm forschend ins Gesicht.
Alex zuckte zusammen. »Ich habe gerade an etwas ganz anderes gedacht.«
Alex suchte Jims Blick, fand aber kein Mitleid, sondern nur Stärke. »Besands letztes mutmaßliches Opfer war männlich. Daran erinnere ich mich. Und ich weiß auch, dass der Bruder des Opfers maßgeblich dazu beigetragen hat, dass Besand verhaftet wurde. Es hatte etwas mit einem DNA-Fund zu tun, mit dem man Besand zwar den letzten Mord nicht nachweisen konnte – dafür aber einige andere. Eine Zeit lang waren die Nachrichten voll von dir. Kein Wunder, dass du Sheriff Collins bekannt vorgekommen bist, als er dich im Basislager gesehen hat.«
»Das wurde damals alles ziemlich aufgebauscht.« Alex sah zur Seite.
»Wahrscheinlich ist es dir zu verdanken, dass Besand nicht noch mehr Menschen getötet hat.«
Aber es war trotzdem zu spät
. Alex’ Magen zog sich zusammen. Er sah Jim an, ohne die Worte auszusprechen.
»Die Sache mit deinem Bruder tut mir wirklich leid, Alex.«
Nun flackerte in Jims Blick doch noch Mitleid auf. Alex wandte sich ab und starrte den Hügel hinauf. Über die Schulter sagte er: »Keine Sorge. Ich sage Brynn, was los ist.«
»Augenblick. Ich will noch die Ausweise oder die Führerscheine der Jungs da drin holen. Vielleicht kommen wir nicht mehr hierher zurück.«
Jim kletterte noch einmal ins Cockpit, Alex wartete draußen. Er hätte Jim beim Suchen helfen können, wollte aber nicht mehr zurück. Dort drin fiel ihm das Atmen schwer. Das Cockpit war so eng und die Leichen …
»Alex! Sieh dir das an!«
Jims Stimme klang, als hätte ihm jemand in den Magen getreten. Alex warf sich zähneknirschend herum und war mit zwei großen Schritten wieder am Durchschlupf zum Cockpit.
Jims Tonfall verhieß nichts Gutes.
Paul Whittenhalls Laune erreichte einen neuen Tiefpunkt.
Die verdammte Rettungsmannschaft war nicht zu erreichen. Von seinem eigenen Zweimannteam hatte er auch kein Wort gehört, und Regan Simmons hatte die Nacht mit einem Kameramann von CNN
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