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Verfault 2 xinxii

Verfault 2 xinxii

Titel: Verfault 2 xinxii Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sean Beckz
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nicht.
    Den nächs­ten Tag ver­brach­te ich wie in Tran­ce. Ich lag die gan­ze Zeit auf der un­be­que­men höl­zer­nen Prit­sche und starr­te an die Decke. Un­end­lich vie­le Ge­dan­ken durch­ström­ten mei­nen Kopf. Ich wür­de mei­ne Fa­mi­lie nie wie­der­se­hen, mei­ne Toch­ter ohne Va­ter auf­wach­sen, aber dies tat sie ja eh schon, da ich Idi­ot wie die vie­len an­de­ren Nie­ten hier gie­rig nach dem schnel­len Geld war. Ich hät­te in Bo­ston blei­ben sol­len, dann wäre das Le­ben zwar karg, aber ich wür­de we­nigs­tens le­ben! Es war so trost­los in die­sem Kaff, be­vor ich in die­ser Zel­le lan­de­te. Was tat ich hier über­haupt?
    Vor mei­nen Au­gen tanzte mei­ne Toch­ter bei ei­ner Schul­auf­führung, mei­ne Frau stand in der Kü­che und warf mir einen lie­be­vol­len Blick zu. Ich ver­such­te mich an ihre Stim­me zu er­in­nern, je­doch fiel es mir sehr schwer, bis es mir end­lich ge­lang. Wenn ich ge­lernt hät­te zu wei­nen, hät­te ich es jetzt ge­tan. In die­ser Ein­öde und ohne An­teil­nah­me mei­ner Fa­mi­lie wür­de mein Le­ben mor­gen en­den. Was kam da­nach? Ich ver­trau­te auf eine zwei­te Chan­ce, aber was, wenn ich in die Höl­le käme? Ich woll­te nicht dar­an den­ken, aber die­se Fra­ge dräng­te sich im­mer wie­der in den Vor­der­grund.
    Mir wur­de er­laubt, einen Brief an mei­ne Frau zu schrei­ben, aber wenn die­ser sie er­reich­te, wür­de ich schon seit Wo­chen tot sein. Ir­gend­wann kam ei­ner der Hilfss­he­riffs und frag­te mich, nach dem Wunsch für die Hen­kers­mahl­zeit. Dies führ­te mir noch ein­mal vor Au­gen, dass es bald vor­bei sei. Ich woll­te kei­ne Hen­kers­mahl­zeit und mir war völ­lig egal, aus wel­chem Ge­richt sie be­stand. Ich woll­te le­ben!
    Ich war un­fähig, auch nur eine Mi­nu­te zu schla­fen in mei­ner letzten Nacht hier auf Er­den. Mei­ne letzte Nacht! Je­der hat­te ir­gend­wann sei­ne letzte Nacht, aber die We­nigs­ten wuss­ten, wann dies sei. Ich aber wuss­te es; es war die­se Nacht. Die­se und kei­ne an­de­re. Das ers­te Mal seit die­sem Abend dach­te ich nicht in Ver­är­ge­rung an das Ge­sche­hen zu­rück, son­dern nur im Zorn auf mich. Be­stan­den mei­ne Ge­dan­ken bis­her im­mer nur in Selbst­mit­leid, dach­te ich in die­sen Mo­men­ten erst­mals an mein Op­fer. Ich hat­te einen Men­schen ge­tötet und dies wur­de mir jetzt in die­ser Deut­lich­keit be­wusst. Auch Lil­ly hat­te eine Fa­mi­lie ge­habt und ihre bei­den Kin­dern, ein Jun­ge von etwa acht und ein Mäd­chen von viel­leicht zehn  Jah­ren, die sie al­lei­ne groß zog, wa­ren bei der Ver­hand­lung an­we­send. Ihre Au­gen wa­ren rot von Trä­nen und im­mer wie­der drang ein Schluch­zen zu mir hin­auf. Ich war für die­ses Schluch­zen ver­ant­wort­lich. Ich und nie­mand sonst. Aus ver­letzter Ei­tel­keit und weil ich mei­nen Be­sitz zu­rück ha­ben woll­te, hat­te ich nicht nur mein Le­ben ver­wirkt, son­dern auch ih­res. Hat­te nicht nur mei­ner Fa­mi­lie Leid zu­ge­fügt, son­dern auch die­sen un­schul­di­gen Kin­dern. Ich war nicht nur im Sin­ne des Ge­set­zes schul­dig, ich war ver­ant­wort­lich in je­dem Sin­ne. Ich be­gann zu wei­nen und dies zum ers­ten Mal in mei­nem Le­ben als Er­wach­se­ner. Ich war 38 und nie konn­te ich Trä­nen ver­gie­ßen, im­mer woll­te ich nur Mann sein, aber in die­sem Mo­ment der Er­kennt­nis, konn­te ich wie­der wei­nen. Und ich ge­noss die Trä­nen, denn sie be­wie­sen mir, dass ich im­mer noch ein Mensch war. Ein Mensch, der ein schlim­mes Ver­bre­chen be­gan­gen hat­te, aber im­mer noch ein mensch­li­ches We­sen!
    Der Mor­gen brach her­ein und ein Son­nen­strahl drang durch das ver­git­ter­te Fens­ter. Ich leg­te mei­ne Füße in ihre Strah­len, um we­nigs­tens ein we­nig Wär­me zu emp­fan­gen. Es wur­de Zeit, mich auf den letzten Gang vor­zu­be­rei­ten und ich er­streb­te ihn nicht im Groll und vol­ler Wut be­schrei­ten. Ich woll­te be­reit sein, dem Schöp­fer ent­ge­gen­zu­tre­ten. Ich konn­te mei­ner Frau nichts mehr mit­tei­len, eben­so mei­ner Toch­ter nicht, aber ei­nes konn­te ich noch er­le­di­gen, auch wenn es nie­man­den nüt­zen wür­de...
    Um 10 Uhr be­tra­ten der She­riff, sei­ne bei­den

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