Verfault 2 xinxii
wahrnehmen konnte, sah ich zu mir hinab und stellte völlig erschrocken fest, dass Arme in meinem Bauch steckten und alles voll Blut war. Ich lag mit geöffneter Bauchdecke auf dem OP-Tisch. Ich schrie, aber kein Ton erklang. Ich wollte erneut schreien und legte alle Kraft in diesen Schrei, aber nichts geschah! »Walking on sunshine« spielte munter weiter und die Arme des Arztes wühlten in meinem Körper herum. Ich hörte seine laute Stimme: »Kommen Sie. Schauen Sie her. So wird das gemacht. Sie müssen ohne Scheu ziehen. Richtig ziehen!«
Ich konnte kaum denken. Ich meinte das Zerren zu spüren, aber glücklicherweise bildete ich mir das nur ein. Kein Schmerz, gar nichts. Aber das, was ich sah und hörte war das Schlimmste, was man sich vorstellen konnte. Ich versuchte mit den Augen zu rollen, zu schreien, mich zu bewegen, aber nichts regte sich. Ich war gefangen in meinem Körper, aber mein Gehirn, das nur damit beschäftigt war Panik und reine Todesangst zu verarbeiten, funktionierte einwandfrei. Ich fühlte mich lebendig begraben, war geistig aber hellwach und niemand bemerkte es. Mein Bauch war offen und alle glotzten in mich hinein. Es war wohl die angesprochene Assistenzärztin, die dem Arzt zuschaute und antwortete: »Können dabei keine Gefäße verletzt werden?« Sie starrte in mich hinein. »Nein. Keine Sorge! Die Mamas sind robuster als wir denken und das Baby kann auch einiges vertragen. Wir versuchen immer, das Baby so schnell wie möglich zu holen.«
Ich fühlte mich so eingeengt, als würde ein ausgewachsener Elefant auf mir sitzen und ich fühlte mich unendlich hilflos. Am liebsten hätte ich gebrüllt: »Ich bin wach! Ich höre zu und ich erwarte etwas Respekt!«
Ich schaute hinab und sah, wie sich die Arme der Assistenzärztin, die in meinem offenen Bauch rumgraptsche, nach hinten bewegten und etwas hinauszog. Mir war durchaus bewusst, dass es sich um mein Baby handeln musste und kurze Zeit später, hielt sie ein blutverschmiertes Bündel in ihren Händen. Dort wo kein Blut war, befand sich noch eine Schicht Käseschmiere und letztlich war es kein freudiger Anblick, denn ich lag immer noch »geöffnet« auf dem OP-Tisch und anstatt mich über das Baby zu freuen, kam mir das Bild aus dem Film »Alien« in den Sinn, als das Monster aus dem Körper dieses Astronauten herausschoss.
Plötzlich stand eine der OP-Schwestern wie versteinert vor mir und schaute mich mit weit aufgerissenen Augen an: »Doktor Schlierer, ich glaube sie wach!« »Was?«, ertönte die erstaunte Antwort des Operateurs, »So eine Scheiße, das kann doch nicht wahr sein. Los, Narkose erhöhen!« Ich konnte nicht erkennen, was geschah, denn es musste hinter meinem Rücken stattgefunden haben, aber ich wurde unendlich müde und verlor das Bewusstsein.
Nach so vielen Jahren war ich immer noch nicht die Frau, die ich früher war. Ich war kaputt. Alles war kaputt! Ich hatte meinen Sohn gern und tat alles, um ihn glücklich zu machen, aber lieben würde ich ihn nie. In jeder traumatischen Phase sah ich ihn vor mir, ein Alien aus dem grauenvollsten Horrorfilm.
DER LETZTE GANG
Ja, ich war im Sinne des Gesetzes schuldig, aber sollte es mir Leid tun? Sie hatte mich provoziert und ausgelacht. Mich als Versager bezeichnet und meinen letzten Nugget gestohlen. Diese verdammte Hure! Einen Monat habe ich im Dreck gewühlt um ein paar winzige Goldstücke zu finden und als Belohnung hatte ich nur ein bisschen Spaß gewollt. Bin in den Saloon, habe einige Whiskeys getrunken und ein paar Dollars am Spieltisch gewonnen. Zum Abschluss des Abends wollte ich Gesellschaft, so wie jeder Mann hier am Arsch der Welt, wo die Straßen nur aus Matsch bestanden, es eiskalt war und die einzige Freude der Saloon war.
Die dralle Rothaarige hatte es mir von Beginn an angetan. Sie hatte
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