Verfault 2 xinxii

nichts!
    Aber Angst zu ster­ben hat­te ich! Je­der hat sich wohl schon ein­mal die Fra­ge ge­stellt, ob Er­trin­ken schlim­mer ist als Ver­bren­nen oder um­ge­kehrt. Ich check­te er­neut die In­stru­men­ten­an­zei­ge im Vi­sier und die­se be­sag­te, dass ich noch Sau­er­stoff für drei Tage hat­te, Flüs­sig­keit für drei und die Tem­pe­ra­tur für zwölf Tage kon­stant blei­ben wür­de. Ich wür­de also nicht er­frie­ren, aber wahr­schein­lich ers­ticken, denn meh­re­re Tage ohne Flüs­sig­keit konn­te man überste­hen, ohne Sau­er­stoff nur ein paar Mi­nu­ten. Kei­ne schö­ne Vors­tel­lung, aber mitt­ler­wei­le war ich ei­ni­ger­maßen be­ru­higt. Ei­gent­lich un­vors­tell­bar in mei­ner Si­tua­ti­on, aber dies lag mög­li­cher­wei­se auch an der Schwe­re­lo­sig­keit, die oft­mals für Eu­pho­rie sorg­te.
    In wei­ter Fer­ne vor mir sah ich den grün­lich schim­mern­den pla­ne­ta­ri­schen Ne­bel, den man auch von der Sta­ti­on aus stän­dig sah. Er war wun­der­schön, aber le­bend wür­de ich ihn nie er­rei­chen, so weit ent­fernt war er in der Rea­li­tät. Ich wür­de ster­ben, aber mein Kör­per in die­sem An­zug wür­de noch ewig wei­ter­trei­ben. Ich wür­de die­sen Ne­bel ir­gend­wann in tau­sen­den von Jah­ren durch­que­ren und wenn ich nicht durch einen As­te­roi­den, ei­ner Su­per­no­va, ei­nem schwar­zen Loch oder ei­ner an­de­ren Ge­scheh­nis zer­stört wür­de, trieb ich noch Mil­lio­nen von Jah­ren un­ver­än­dert durch das un­end­li­che All. Seit Mil­lio­nen Jah­ren tot, aber kör­per­lich un­ver­än­dert. Mich gru­sel­te vor die­ser Vors­tel­lung, aber auf der an­de­ren Sei­te gab es mir auch Hoff­nung, ir­gend­ei­nen Zweck zu er­fül­len. Viel­leicht soll­ten mich tat­säch­lich ir­gend­wel­che an­de­ren Le­bens­for­men fin­den und so­mit wäre ich der ers­te Ab­ge­sand­te der Erde, der Kon­takt auf­neh­men wür­de. Aber was soll­te es nüt­zen? Die Eu­pho­rie ver­flog, denn ich konn­te dies nicht mehr er­le­ben. Al­les was ich ge­lernt hat­te, alle Er­in­ne­run­gen, die ich ge­spei­chert hat­te und alle Er­fah­run­gen soll­ten in ei­ni­gen Ta­gen kom­plett ge­löscht sein. Alle Ge­fühle, alle Emp­fin­dun­gen wären aus­ra­diert. In ei­nem Au­gen­blick wür­de al­les, was mich ge­dank­lich und emo­tio­nal zu dem Men­schen mach­te, der ich bin, ein­fach fort sein. Eine lee­re Hül­le wür­de ewig durch Raum und Zeit flie­gen, un­fähig die­ses Aben­teu­er be­wusst zu er­le­ben.
    Ich trieb da­hin. Al­lei­ne.
     
     
     
     
An­hang

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