Verfault 2 xinxii
Hilfssheriffs und ein Geistlicher den Raum. Er segnete mich und sprach einige helfende Worte zu mir, aber ich nahm sie kaum wahr. Sie schienen aus unendlicher Entfernung zu mir gesprochen zu sein und letztlich erhob ich mich. Die Hilfssheriffs legten mir Handschellen an, griffen unter meine Schultern und führten mich hinaus. Ich teilte ihnen mit, dass ich alleine gehen wollte und der Sheriff nickte. Sie ließen mich los und gingen rechts und links neben mir. Der Sheriff ging voran und der Geistliche folgte uns. Wir verließen das kleine Gefängnis und betraten die matschige Straße von Skagway. Auf dieser Straße lag der dreckigste Schnee, den man sich vorstellen kann. Wir wateten durch eine Mischung aus Schnee, Matsch, Pferdemist und Abfall auf dem Weg zum Galgengerüst. Eine stattliche Menge säumte die Straßen und schimpfte auf mich ein. Manche bespuckten mich und andere warfen mir den Matsch der Straße entgegen. Als auch die Hilfssheriffs getroffen wurden, drängten diese die Menge ein wenig zurück und der Weg wurde freier. Jeder Schritt mit meinen erfrorenen Füßen schmerzte und ich humpelte mehr als ich ging. Wir folgten der Hauptstraße und ich sah ich das Holzgerüst, an dem 3 Galgen in der Sonne baumelten. Ich knickte kurz weg, denn mir wurde bewusst, dass einer davon für mich bestimmt war. Ich wurde unter die Schultern gepackt, aufgerichtet und nach weiteren 100 Metern waren wir am Ziel.
Das Gerüst bot einen Treppenstieg auf der einen Seite und es fiel mir unendlich schwer, dort hinaufzugehen. Es fühlte sich an, als würden mich unsichtbare Hände greifen und zurück zum Boden ziehen wollten, aber letztlich stand ich doch auf der oberen Plattform. Heute schien es nur meine Hinrichtung zu geben, denn ich war der einzige Delinquent hier oben. Den Menschen in der Menge würde ich gleich eine willkommene Abwechslung bieten und nicht zuletzt ich hatte öfter zugeschaut. Ich konnte es ihnen nicht verdenken, aber ich nahm sie auch nicht wahr. Einzelne Gesichter gingen unter in einer johlenden Menge und ich fühlte mich wie in Watte eingehüllt. Man führte mich zum mittleren Galgen und fragte, ob ich meine Augen verdecken wollte. Ich schüttelte den Kopf. Sie steiften mir den grob geflochtenen Strick über den Kopf, der ungefähr zwei Daumen breit war. Ich blickte auf den Strick und entdeckte zahlreichen dunkelbraune Flecken, die vom Blut meiner Vorgänger stammten. An einigen Stellen sah ich sogar einzelne Haare zwischen den einzelnen Fasern und mir wurde übel. Der Strick wurde festgezogen und ich musste mich genau auf die Bodenplatte stellen, die gleich geöffnet werden würde. Vor ein paar Tagen hatte man mich gewogen, um die Länge des Stricks zu berechnen. Ich hoffe, sie hatten gute Arbeit geleistet, denn ich wollte nicht, dass mein Kopf abgeriss. Eigentlich war es egal, aber dieser Gedanke kam mir unwürdig vor. Sie postierten mich also ,mittig auf der Platte und der Geistliche trat zu mir: »Peter Leary, möchten Sie noch etwas sagen?«
Ich nickte und blickte das erste Mal bewusst in die Menge. Ganz vorne standen die beiden Kinder Lillys, Marie und Samuel Jr., so hatte ich es in der Gerichtsverhandlung erfahren. Ich schaute sie an, aber sie wendeten den Blick ab. Die Meute war nun erstaunlich still, denn alle wollten meine letzten Worte hören: »Marie! Samuel!«, rief ich, so laut ich konnte, »es tut mir leid!« Der Geistliche schaute mich an und ich nickte. Ich war bereit!
Der Geistliche sah zum Henker, senkte den Kopf und bekreuzigte sich. Ich verlor den Halt unter den Füßen und fiel…
ALLEINE
Die Raumstation war zwar nur noch in weiter Ferne erkennbar, aber dennoch deutlich auszumachen. Die ausgefahrenen Sonnenkollektoren glänzten majestätisch im sonst dunklen Weltall
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