Verflixt, diese Flirts
Zimmer auf und ab. »Warum verrät Hester den Typen, der sie geschwängert hat, nicht einfach, damit sie nicht ins Gefängnis muss und von der ganzen Stadt als Nutte angesehen wird? Er trägt doch genauso viel Schuld wie sie!«
Ich blinzelte und blätterte in meiner Ausgabe. »Irgendwie ist es romantisch, dass sie bereit ist, die öffentliche Ächtung auf sich zu nehmen, um ihre Liebe geheim zu halten.«
»Kann ja sein. Aber mir würde es besser gefallen, wenn er mehr für sie da gewesen wäre, so wie sie für ihn da war. Sie hat doch alles getan, was er von ihr wollte.« Sie wandte den Blick ab.
So deprimiert klang Maya selten. Irgendwas schien sie zu bekümmern.
Ich legte mein Buch weg. »Was ist denn los? Gibt es Probleme mit Scott?«
»Nein, es ist alles okay.« Sie seufzte. »Mit Scott wird es sogar immer besser. Er ist der rücksichtsvollste Junge, den ich kenne.« Sie schüttelte den Kopf, wie um ihre Gedanken zu verscheuchen, und lächelte. »Komm, lass uns lieber die Bedeutung herausfinden, damit Mrs Kendel uns für absolute Genies hält.«
Ich hätte sie gern noch ein bisschen weiter ausgefragt, ließ es aber bleiben. Maya würde darüber reden, wenn sie dazu bereit war. Und falls es in ihrer Beziehung ein Problem gab, würde mir schon eine Lösung einfallen.
Hoffentlich hatte sie mich nicht angelogen.
»Okay«, sagte ich schließlich. »Vielleicht sind wir ja mit der Diskussion über das Buch fertig, wenn Andy kommt.« Ein Blick auf die Uhr bestätigte meine Befürchtung. »Auch wenn sie schon vor einer halben Stunde hier sein wollte.«
»Vielleicht musste sie erst noch was für ihre Mutter erledigen.« Maya lehnte sich auf dem Bett zurück. »Du weißt doch, dass sie Andy alles Mögliche aufträgt, zum Beispiel irgendwelche komischen Kräuter oder Gemüsepflanzen für ihr neuestes Hobby aufzutreiben.«
»Ja, vielleicht.« Ich verdrängte die Verärgerung über Andy, die immer größer wurde, seit Andy uns wegen Tyler versetzt hatte, und versuchte, mich auf den Scharlachroten Buchstaben zu konzentrieren. Doch ich war nur halb bei der Sache. Die andere Hälfte meines Hirns fragte sich: Wo zum Teufel steckt sie nur? Warum hat sie Maya keine SMS geschickt oder angerufen?
»Okay, hier sind die Symbole, die ich mir notiert habe«, sagte Maya und las ihre Notizen vor. »Da wäre erst mal der große rote Buchstabe A, den sie sich auf die Brust sticken musste. Äh, das A steht für adultery , den Ehebruch, auch wenn Hester später anfängt, es aus Stolz zu tragen, und sich weigert, die Stadt zu verlassen. Aber was symbolisiert Hesters Tochter Pearl?«
Ich zuckte gleichgültig mit den Schultern. Das Drama, das sich im puritanischen Amerika abgespielt hatte, war mir ziemlich egal.
»Warum rufst du sie nicht einfach an?«, schlug Maya vor.
»Weil ich nicht einsehe, warum ich ihr nachlaufen sollte. Sie hätte herkommen sollen. Von sich aus. Ohne, dass ich sie jedes Mal darum bitten muss. Und wenn sie uns schon versetzt, dann sollte sie wenigstens anrufen und uns Bescheid sagen.« Ich verschränkte die Arme. »Außerdem wollte ich mit ihr über mein Date – äh, mein Nicht- Date – mit Derek reden. Ich dachte, wir könnten vielleicht alle zusammen ausgehen.«
»Das können wir immer noch«, sagte Maya. »Wenn du sie anrufst. Vielleicht kann sie ja wirklich nicht herkommen.«
»Vielleicht hast du recht.« Ich wollte Maya glauben; ich wollte nicht das Gefühl haben, dass meine Freundin mich schon wieder versetzte – und das wegen eines Jungen.
Also griff ich nach meinem Telefon auf dem Nachttisch und wählte ihre Nummer. Niemand meldete sich.
»Hi, Andy«, sprach ich auf ihre Mailbox und bemühte mich, unbeschwert und nicht vorwurfsvoll zu klingen. »Hier ist Felicity. Wir wollten uns doch heute Abend zum Lernen bei mir treffen. Ich weiß nicht, ob du es vergessen hast. Maya ist auch hier. Ruf mich an, ja?« Ich sah Maya an. Sie nickte, um mir Mut zu machen fortzufahren. »Äh, außerdem hab ich eine Neuigkeit, über die ich mit dir reden wollte.«
Dann legte ich auf.
»Gut gemacht.« Maya lächelte. »Sie wird dich zurückrufen. Und jetzt lass uns mit dem Buch weitermachen.«
»Wo waren wir stehen geblieben?«, fragte ich und bemühte mich, mich wieder auf den Text zu konzentrieren. Maya hatte sich geduldig meine Beschwerde über Andy angehört, und deswegen wollte ich nicht weiter über Andy labern und Maya so lange nerven, bis sie sauer auf mich wurde.
Wir lernten noch eine Stunde lang. Dann
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