Verflixt, diese Flirts
»He, Tyler. Auch wenn sie dich vermisst, werdet ihr euch ja morgen sehen, okay? Und tschüss.« Ich klappte ihr Handy zu.
Andy riss es mir aus der Hand. Ihre Augen funkelten wutentbrannt. »Wie kannst du nur? Das war schrecklich unhöflich!«
»Ach, komm«, sagte ich gekränkt. Der ganze Frust und Zorn, den ich in den letzten Tagen heruntergeschluckt hatte, stieg plötzlich in mir hoch. »Euer ständiges Herzschmerzgelaber ist total lächerlich. ›Hach, wie ich dich liebe‹«, äffte ich sie nach. »›Aber ich liebe dich noch mehr‹. – ›Nein, ich liebe dich mehr.‹ Bla, bla, bla.« Ich zeigte mit dem Finger auf sie. »Du bist ja gar nicht mehr du selbst!«
Und noch wichtiger: Warum verhielt sich Andy so, während sie sich eigentlich Zeit für ihre besten Freundinnen nehmen sollte?
Andy starrte mich mit offenem Mund ungläubig an. Dann stopfte sie sich ihr Handy in die Hosentasche. »Ich bleibe heute Abend nicht hier. Ich muss gehen. Bis dann.« Sie holte ihre Tasche mit den Sachen, die sie für heute Nacht gepackt hatte, aus dem Wohnzimmer und stürmte aus dem Haus.
Geschockt starrte ich ihr nach. Ich konnte einfach nicht glauben, dass sie uns jetzt auch noch bei unserer Mädels-Pyjama-Party versetzte. Schließlich war das schon zur Tradition geworden; es war eine der Säulen unserer Freundschaft.
Sie musste total sauer auf mich sein.
Wisst ihr was? Sie benahm sich bescheuert. Nur weil sie verliebt war – und das noch nicht mal die große Liebe war –, verhielt sie sich plötzlich wie eine Geistesgestörte. Wer brauchte so was schon? Sie hatte sich genau in den Typ Mädchen verwandelt, über den wir immer gelästert hatten.
Trotz meiner hoffnungslosen Liebe zu Derek war ich nie so tief gesunken wie sie jetzt. Die besten Freundinnen wegen einem Typen fallen zu lassen ist der ultimative Verrat.
Ich aß erst mein Eis und dann Andys Portion, stapfte wütend ins Wohnzimmer und wartete dort auf Maya. Ich bläute mir ein, nicht mehr an den Streit zu denken. Ich wollte mir auf keinen Fall von der Auseinandersetzung mit Andy den Abend verderben lassen. Ich würde mir trotzdem einen schönen Abend mit meiner wahren Freundin machen.
Aber im Grunde war mir klar, dass ich diese Sache nicht einfach vergessen konnte.
»Aufpassen, Felicity«, sagte Mrs Cahill in Gesundheitslehre am Montag in schnippischem Ton.
Ein paar der anderen kicherten.
Ich riss mich von meinem Notizblock los, in dem ich herumgekritzelt hatte. Die Morgende waren grundsätzlich übel, und dieser hier war es auch.
»Entschuldigen Sie, ich versuch’s ja«, grummelte ich.
Eine Person, die heute durch Abwesenheit glänzte, war Andy, die normalerweise neben mir saß. Ich fragte mich, ob sie womöglich wegen unseres Streits fehlte.
Mrs Cahill schwirrte zur Tafel. »Statt euch einen Abschlusstest schreiben zu lassen, möchte ich dieses Jahr mal etwas anderes ausprobieren.«
Jubelschreie ertönten.
»Ich dachte mir, dass euch das gefällt«, sagte sie lachend. Sie wandte sich zur Tafel um und schrieb KREATIVES SPEZIALPROJEKT .
Aus dem Jubel wurde Stöhnen.
Sie sah uns scharf an. »Jeder von euch wird sich mit einem anderen Schüler zusammentun und gemeinsam ein kreatives Projekt über ein Thema entwickeln, das wir durchgenommen haben. Das kann zum Beispiel ein Video über die Auswirkungen einer Schwangerschaft, Bulimie oder Drogen auf das Leben eines Jugendlichen sein. Es kann auch ein Bericht über gesunde Ernährung sein. Je kreativer, desto besser. Viel Spaß!«
Wie ätzend. Wir bekamen ein paar Wochen Zeit, um uns ein ödes Projekt ausgerechnet über Gesundheit auszudenken? Ja, toller Spaß.
Mrs Cahill nahm ein Blatt in die Hand. »Ich habe euch schon in Zweierteams aufgeteilt. Ich will also keine Klagen hören.«
Während sie die Liste vorlas, hatte ich eine Art Panikattacke. Lieber Gott, bitte mach, dass ich nicht mit irgendeiner Niete zusammengeworfen werde . Vielleicht nützte ja Beten was. Es gab nichts Schlimmeres, als mit einem Langweiler zusammen ein Schulprojekt auszuarbeiten.
Lieber Gott, ich verspreche auch, ganz lieb zu sein und aufzuhören, meinen Bruder wegen der Schlampen zu verachten, mit denen er sich abgibt, und …
»Felicity Walker und Bobby Loward.«
Ich hörte Bobby leise »Yeeessssss« murmeln.
Jetzt stand es offiziell fest: Mein Leben war vorbei.
9
A lso«, sagte Bobby nach dem Unterricht, dicht an meine Fersen geheftet, »wann treffen wir uns wegen unseres Projekts? Ich hätte schon ein paar Ideen
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