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Verflixte Hühnersuppe (German Edition)

Verflixte Hühnersuppe (German Edition)

Titel: Verflixte Hühnersuppe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronika Aretz
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lehnt lässig an der Mauer oder hockt auf ihren Jacken im feuchten Gras. Rund um sie herum liegen leere Bäckerei- und Chipstüten, zerbeulte Blechdosen und jede Menge Zigarettenstummel.
    „Du hast uns überhaupt nichts zu sagen“, entgegnet eines der Mädchen gelangweilt. Sie ist von der Ausstrahlungskraft eines Putzlappens umgeben, so labberig hängt ihre Kleidung an ihr herunter. „Falls du nicht bald deine Klappe hältst, werden wir den einzigen Müll, den ich hier sehe, höchstpersönlich in den Müllcontainer befördern!“
    Natürlich erntet sie das Gelächter ihrer Freunde. Rickys Gesicht läuft blutrot an, aber sie denkt gar nicht daran, einen Rückzieher zu machen. Als sie gerade ihren Mund öffnen will, schmeiße ich mich mutig dazwischen, um jede weitere Diskussion im Keim zu ersticken.
    „Und ob sie euch was zu sagen hat!“ Selbstbewusst baue ich mich vor der Gruppe auf. Ricky und die beiden Schülerpolis stehen hinter mir. „Sie kann euch beim Schulleiter melden. Bei drei Ermahnungen könnt ihr von der Schule fliegen!“
    Ein Junge, der die Siegermiene eines Ich-tue-was-ich-will-Tyrannen im Gesicht mit sich herumträgt, spuckt verächtlich aus. „In zwei Monaten haben wir unseren Abschluss. Du glaubst doch nicht, dass sie uns vorher rausschmeißen?!“
    „Du kannst es ja mal darauf ankommen lassen …“ Ich grinse breit. „Aber vielleicht können wir einen Kompromiss aushandeln.“
    „Mit denen macht man keine Kompromisse!“, fällt mir Ricky prompt in den Rücken.
    „Von dir lassen wir uns sowieso nichts sagen, du versoffene Kuh!“, kontert das Putzlappen-Mädchen.
    Rickys Stimme ist echt schrill. „Ich trinke überhaupt nicht!“ Sie will dem Mädchen an die Kehle springen, aber ich kann sie gerade noch davon abhalten.
    „Ach ja? Ich hab dich aber neulich gesehen, mit deinem Vater zusammen. Du konntest nicht einmal mehr geradeaus gehen!“
    Rickys Gesicht wird aschfahl, sie öffnet ihren Mund, aber es kommt nur ein verzweifeltes Fauchen heraus.
    Das Putzlappen-Mädchen scheint sich ihrer Sache ziemlich sicher zu sein. „Wie der Vater – so die Tochter! Du hast ja nicht einmal den Mumm, ihm deine Meinung zu sagen! Schlägt er dich? Hast du blaue Flecken? Zeig doch mal!“
    „Niemand sollte den anderen für das Verhalten der Eltern verurteilen!“, gehe ich dazwischen. (1) Meine Stimme ist ruhig, aber sehr bestimmt. „Ricky kann nichts dafür, wie ihr Vater sie behandelt. Aber ihr könnt etwas dafür, wie es hier aussieht. Ich schlage vor, dass wir jetzt alle gemeinsam diese Sachen aufheben und in den Container schmeißen.“

    Ich bücke mich und hebe eine Tüte auf.
    „Wozu soll das gut sein?“ Der Ich-tue-was-ich-will-Tyrann tritt daraufhin gegen eine Dose. Polternd kullert sie zu Alexander und Jonas hinüber. „Wir bekommen ja nicht einmal eine Abi-Party.“
    „Und?“, frage ich, während ich eine Bananenschale in der Tüte verschwinden lasse. „Ist das ein Wunder?“
    Jeder der Gruppe murmelt dem anderen etwas zu.
    „Ich könnte beim Schulleiter ein gutes Wort für euch einlegen …“ Der Reihe nach sehe ich sie an. „Ich bin mir sogar ziemlich sicher, dass ich ihn überreden kann.“
    Ein Mädchen flüstert dem Kleine-Welt-Tyrannen etwas ins Ohr. Als er nickt, bücken sich alle langsam und murrend hinunter, um den Müll vom Boden aufzusammeln. Auch Alexander und Jonas helfen mit, nur Ricky steht da wie versteinert.
    „Wir nehmen dich beim Wort!“, sagt der Super-Tyrann. „Erreichst du nichts, sieht es hier aus wie vorher!“ Er wirft mir einen vielsagenden Blick zu, bevor er seiner Gruppe hinterherzieht. Der Platz ist so gut wie sauber.
    „Danke, Nadine“, sagt Ricky leise.
    Ich stehe mit ihr allein auf dem Platz. Irgendwie muss ich sie jetzt wieder aufpäppeln. „Nanu? Von dir bin ich andere Worte gewohnt, Katzenauge“, lächle ich sie an.
    „Kleiner Dummkopf“, sagt sie und lächelt ebenfalls. „Was das Mädchen gesagt hat, stimmt. Mein Vater trinkt. Manchmal nimmt er mich mit in seine Stammkneipe und dort muss ich Schnaps trinken. Widerwärtiges Zeug! Tu ich es nicht, bestraft er mich später. Ich musste ihm schon mal seine Füße küssen. Und ich muss ihm Mittagessen kochen, egal, wie spät es in der Nacht nach so einer Sauf-Tour geworden ist. Einmal hat er mich an den Haaren aus dem Bett geschleift, damit ich eine Pfütze wegwische. Da hat er im Wohnzimmer in die Ecke gepinkelt.“ (2)

    Überrascht von ihrer Offenheit und gleichzeitig überwältigt von

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