Verflixte Liebe
raus?“
„Nein, das nicht. Aber Rauch schon. Und hin und wieder glühende Lava.“
„Was ist eine Lava?“
„Geschmolzenes Gestein. Aber damit es überhaupt schmelzen kann, muss es auf 1000 bis 1300 Grad erhitzt werden. Das ist wirklich sehr, sehr heiß. Zehnmal so heiß wie kochendes Wasser!“
„Und so heiß ist es auch drinnen im Berg?“
Raffaele nickte.
„Kann ich da reinsehen?“
Sie waren inzwischen am Eingang zur Tiefgarage angekommen. Raffaele setzte mit seiner Fernbedienung das Gittertor in Bewegung. Während es sich langsam öffnete, ging er vor Milena in die Knie und sah sie mit einem warmen Lächeln an. „Man kann zwar ganz rauf und über den Rand des Kraters spähen, aber man muss das letzte Stück zu Fuß gehe. Es ist anstrengend, und man braucht einen Führer dazu. Darum geht das heute nicht. Wir können nur um den Berg herumfahren. Mit dem Auto, oder wenn du möchtest mit einer roten Bummelbahn.“
Milena dachte eine Weile nach, dann nickte sie ernst. „O.K., du kannst den Führer für einen anderen Tag bestellen. Und heute fahren wir mit dem Zug!“
„In Ordnung, kleines Fräulein.“ Er zwickte sie freundschaftlich in die Wange und stand wieder auf.
Als er in Christianes Richtung sah, nahm sein Gesicht einen erstaunten Ausdruck an. „Du?“ fragte er.
Christiane fuhr herum und entdeckte hinter sich eine schlanke, elegante Frau, die sie kühl musterte. Sie hatte Kastanienrotes Haar und trug ein cremefarbenes Kostüm mit kurzem engem Rock.
„Ja, ich!“ sagte sie, sah von Christiane zu Milena, dann Raffaele an und fragte mit spitzem Unterton: „Musstest du nicht irgendetwas für deinen Onkel erledigen?“
Er deutete auf Christiane. „Das sind Signora Rosmann und ihre Tochter Milena. Sie sind Gäste der Forell und kommen aus Deutschland. Ich zeige ihnen die Insel. Und das ist Sophia Paglia.“ Er schien nachzudenken, bevor er sagte: „Eine gute Bekannte von mir.“
„Ja, wir fahren zum Mongibello!“ erzählte Milena stolz. „So nennen die Sizilianer nämlich den Ätna!“
Sophia rang sich ein Lächeln ab, sah dann wieder zu Christiane. Ihr Blick war messerscharf. „Dann wünsche ich viel Spaß!“
„Danke.“ Christiane hielt ihrem Blick tapfer stand und konnte sich dabei des Gefühls nicht verwehren, dass diese Frau ihr, wenn überhaupt etwas, dann höchstens die Pest an den Hals wünschte.
„Wirklich nur eine gute Bekannte?“, fragte sie, nachdem Sophia gegangen war und sie selbst die Tiefgarage betraten.
Einen Moment sahen sie und Raffaele sich tief in die Augen, dann antwortete er: „Was mich betrifft schon. Sophia sieht es wohl anders.“
Christiane schnallte Milena im Kindersitz des schwarzen Cabrios fest, sie stiegen ein und fuhren los. Als sie auf die Via Roma einbogen, überquerte Sophia gerade die Straße. Ihre Blicke begegneten sich für einen Moment, dann verschwand sie in einem Geschäft.
„Sophia ist Architektin“, erzählte Raffaele. „Sie hat vor vier Jahren am Hafen eine kleine Lagerhalle gekauft, sie zu Wohn- und Geschäftsräumen umgebaut und sich dabei finanziell übernommen. Sie suchte einen Partner, um den Bau fortführen zu können, und so lernten wir uns kennen.“
Christiane nickte. „Aber es blieb nicht bei der rein geschäftlichen Partnerschaft?“
„Nein. Ich mag es, wenn Frauen selbstständig sind und wissen, was sie wollen.“
„Ach. Da hatte ich aber einen anderen Eindruck, als ich hier ankam“, sagte Christiane, ohne ihn dabei anzusehen.
Er überhörte die Spitze und fuhr fort: „Sophia ist nicht nur schön, sie ist auch klug und sehr geschäftstüchtig. Das imponierte mir, ich verliebte mich in sie. Doch sie ist auch sehr machthungrig, und das mag ich nun wieder weniger gern. In meiner Familie gibt es, wie Sie ja selbst schon bemerken konnten, bereits genug Macht- und Intrigenspiele, ich brauche das nicht auch noch in der Liebe!“
Christiane verschränkte die Arme. Pah, so ein Lügner! War er nicht gerade dabei, für Marcello Forell und sein Intrigengespinst den Gockel zu spielen? Sie spazieren zu fahren und notfalls sogar zu verführen, um sie für Forcellis Pläne gefügig zu machen?
„Drei Jahre ging es gut mit uns, dann habe ich mich von ihr getrennt“, erzählte Raffaele weiter. Er zuckte die Schultern und sah Christiane mit einem gequälten Lächeln an. „Doch da ist noch die Lagerhalle, die wir zusammen besitzen. Wir wohnen beide dort, in getrennten Wohnungen zwar, aber die Büroräume benutzen wir
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