Verflixte Liebe
gemeinsam. Ich handle mit Marmor, sie ist Architektin, damals fanden wir das ideal.“
Christiane nickte. „Inzwischen sehen Sie das wahrscheinlich anders.“
„Ja. Es ist nicht gut, wenn man von Tisch und Bett getrennt, aber immer noch gezwungen ist, sich täglich über den Weg zu laufen. Vor allem bei einer Frau mit Sophias Temperament, die eine Zurückweisung nur sehr schwer ertragen kann.“
Sie waren inzwischen in Bagheria angekommen. Raffaele fuhr langsamer und deutete in eine Seitenstraße. „Sehen Sie die Villa mit den vier Säulen dort drüben? Das ist das Anwesen der Forell. Seit Tommasos Tod waren sie nicht mehr hier. Maria Forell erträgt es nicht. Sie sagt, in den Wänden hallt noch sein Kinderlachen wider!“
Er gab Gas und folgte dem Wegweiser zu Autobahn.
„Wie lange dauert es noch?“ fragte Milena voller Ungeduld.
Raffaele sah sie über den Rückspiegel an. Zwei Stunden musst du schon rechnen, aber das Mittagessen werden wir bereits am Fuße des Ätna einnehmen.“
„Du bist doch Sizilianer, du musst Mongibello sagen!“
„O, natürlich! Verzeihen Sie, Signorina!“
Milena kicherte. Signorina hatte noch keiner zu ihr gesagt! Überhaupt mochte sie Raffaele, und sie verstand nicht, warum ihre Mami manchmal so kratzbürstig zu ihm war.
Schon von weitem war der Ätna zu sehen. „Er ist hoch!“ war Milena beeindruckt.
„Über 3300 Meter!“, bestätigte Raffaele.
Kurz vor Catania verließ er die Autobahn, fuhr Richtung Giarre und bog dann auf eine kleine Nebenstraße ein.
„Wohin fahren wir jetzt?“ wollte Milena wissen.
„In ein hübsches kleines Gasthaus, wo man gut essen kann und in dem es einen Garten zum Herumtoben gibt. Es gehört den Eltern eines Freundes. Schau, dort vorne ist es schon!“ Er deutete auf ein ockergelbes Haus, das inmitten eines Zitronenhains lag.
Als sie ausstiegen, lief Milena zu den Bäumen und bestaunte die Früchte, die daran hingen. „Sind das richtig echte Zitronen, die man auch essen kann?“ Sie drehte sich zu Raffaele um und sah ihn aus großen Augen an. „Bei uns zu Hause wachsen keine Zitronen an den Bäumen! Nur Birnen und Äpfel!“
„Natürlich sind sie echt. Nur noch nicht ganz reif.“
Sie presste die Lippen zusammen und schüttelte den Kopf. „Wenn ich
das
Daniel und Oma Johanna erzähle, das glauben die mir nie!“
Plötzlich kam eine kleine stämmige Frau aus dem Haus. Als sie Raffaele erkannte, breitete sie die Arme aus, damit er sich hineinstürzen konnte. „Nicht zu glauben!“, rief sie. „Wie lange haben wir uns schon nicht mehr gesehen!“
„Bongiorno, Mama Tagliarini. Seit Rinos Hochzeit im letzten Herbst.“ Er küsste sie rechts und links auf die Wangen.
„Ja richtig! Aber falls du Rino sehen willst, er ist mit Paolo und Alina heute früh nach Catania gefahren. Stell dir nur vor, Alina ist schwanger! In vier Monaten werde ich Großmutter!“
Raffaele gratulierte ihr herzlich, dann wandte sie sich zu Milena um und strich ihr übers Haar. „Und wen haben wir da?“
„Das ist Milena und ihre Mama, Signora Christiane Rosmann. Sie sind zu Besuch aus Deutschland, und Milena will mit dem 'feuerspeienden Drachen' Bekanntschaft machen.“
„Ah!“ Signora Tagliarini warf beide Hände hoch. „Zurzeit gibt er, Gott sei's gelobt, wieder Ruhe, spuckt nur ab und zu ein wenig glühendes Gestein aus seinem Schlund. Aber daran sind wir ja gewöhnt. Wollt ihr bei uns zu Mittag essen?“
„Ja, gerne, wir sind mächtig hungrig.“
Signora Tagliarini bot ihnen Caponata, eine kalt servierte Vorspeise an, und als Hauptgang Fleisch vom Geflügel, das mit Wildkräutern gewürzt war.
Als Raffaele Milena übersetzte, was Signora Tagliarini alles gesagt hatte, klingelte Christianes Handy.
Sie nahm ab, stand auf und ging ein paar Schritte weg. „Ja hallo, Daniel! - Nein, wir sind gerade zum Ätna unterwegs. Milena hat es sich gewünscht - ja, es geht schon - ja, auch Milena geht es gut! - Natürlich, wenn ich dich brauche, melde ich mich - danke, ja, ich freue mich auch darauf, wieder nach Hause zu kommen! - Bis bald!“ Sie beendete das Gespräch und ließ das Handy in die Tasche gleiten.
„Daniel?“ Raffaele sah sie fragend an.
Christiane wich seinem Blick aus, statt ihrer antwortete Milena: „Er wohnt bei uns im Haus und ist immer da, wenn wir ihn brauchen. Darf ich aufstehen und ein bisschen mit Signora Tagliarinis Hund spielen?“
„Geh nur!“, erlaubte Christiane.
Signora Tagliarini brachte selbstgemachte
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