Verflixte Liebe
etwas.“
Marcello würdigte die Kugel keines Blickes. Er ging zum Bücherschrank, öffnete die Glastür und sah Christiane auffordernd an. „Bitte - bedienen Sie sich.“
Sie trat näher, suchte eine Weile und entschied sich schließlich für 'Der Leopard'. Sie nahm das Buch an sich, bedankte sich und verließ das Zimmer. Auf dem Flur lauschte sie noch, hörte Marcello etwas zu Alice sagen, verstand aber die Worte nicht. Dann verschwand sie eilig in ihrem Zimmer.
Pünktlich wie immer erschienen Christiane und Milena zum Frühstück. Marcello Forell saß am Tisch und las Zeitung, Maria kam auf die beiden zu, küsste Milena und reichte Christiane die Hände. „Haben Sie gut geschlafen?“
„Danke. Ich konnte nicht einschlafen und habe noch ein wenig gelesen.“ Sie sah Marcello an, er nickte nur flüchtig. „Aber irgendwann fielen mir die Augen zu, und ich habe geschlafen wie ein Stein.“
„Das freut mich. Und wie war der Ausflug, meine Kleine?“ Sie beugte sich zu Milena.
„Ganz toll!“ Das Kind erzählte, und während Maria ihr zuhörte, leuchten ihre Augen vor Freude über das fröhliche Geplapper ihrer Enkelin.
Als Alice den Kaffee brachte, tauschten die beiden jungen Frauen Blicke, dann sah Christiane wieder zu Maria. „Und wie geht es Ihnen?“
„Danke meine Liebe, danke der Nachfrage!“ Sie wandte sich an Alice. „Ach bitte, könnten Sie mir heute Vormittag aus der Apotheke mein Medikamente holen?“
„Si, Signora.“
Alice war schon bei der Tür, als Christiane plötzlich rief: „Ach - wenn Sie schon zur Apotheke gehen, Alice, vielleicht könnten Sie mich mitnehmen?“ Sie lächelte harmlos, als Marcello sie erstaunt ansah und meinte, dass Alice ihr doch mitbringen könnte, was sie benötigte.
„Aber ich möchte lieber selbst mit dem Apotheker reden, bevor ich irgend ein Medikament zu mir nehme! Und Alice könnte mir außerdem zeigen, wo ich ein Geschäft finde ...“ Sie räusperte sich. „Also ich habe da einiges vergesse. Wäsche, verstehen Sie.“
„Natürlich, meine Liebe, gehen Sie nur mit Alice!“, sagte Maria. „Wir kümmern uns so lange um Milena.“ Sie sah das Kind an. „Möchtest du wieder 'gioco dell'oca' spielen?“
„O ja, gerne!“
Als die beiden jungen Frauen eine halbe Stunde später das Haus verließen, stand die Sonne noch schräg und lagen die Gassen um den Palazzo noch im Schatten. Das Geschrei einiger Kinder, die mit einem Ball spielten, hallte von den dicken Mauern wider, Tauben liefen gurrend vor ihnen her. Erst als sie auf die Via Maqueda traten, traf die Sonne sie voll, und Christiane schob sich die Sonnenbrille auf die Nase.
„Ich glaube, der alte Forell hat Verdacht geschöpft“, sagte Alice. „Er spürt, dass etwas zwischen uns ist.“
Christine zuckte die Schultern. „Dann müssen wir eben umso vorsichtiger sein. Trotzdem, ich musste mit dir reden! Ich glaube, ich weiß, wo Tommaso sein Tagebuch hat. Konnte Roberta mit dem Computer umgehen?“
Alice sah sie stirnrunzelnd an. „Nein, bestimmt nicht. Tommaso sagte, sie hätte an nichts Interesse gehabt, außer an einer Schwangerschaft, schönen Kleidern, Schmuck und Partys. Irgendwelche Ambitionen oder gar den Wunsch, einen Beruf auszuüben, hatte sie nicht.“
Christiane nickte. „Raffaele hat mit gestern erzählt, dass auch Marcello nichts von Computern versteht, erstrecht nicht Maria! Also hat Tommaso sein Tagebuch im Computer geführt. Einen Platz, der sicherer ist, gibt es nicht im Palazzo!“
Alice sah sie mit offenem Mund an. „Ja, du hast recht. Auf diese Idee bin ich nicht gekommen! Ich war so fixiert auf ein richtiges handgeschriebenes Tagebuch, dass ich gar nicht darüber nachgedacht habe!“
„Also müssen wir an den Computer kommen.“
„Unmöglich. Marcello hat das Zimmer nach unserem gestrigen nächtlichen Ausflug dorthin abgesperrt.“
„Mist!“ entfuhr es Christiane. „Kannst du den Schlüssel nicht finden?“
„Er trägt ihn an seinem Bund.“
„Und legt er ihn nie ab?“
„Nachts natürlich. Und auch wenn er sich mittags im Herrenzimmer hinlegt.“
Christiane nickte. „Du müsstest ihn an dich bringen. Dann schließt du das Zimmer auf und legst ihn wieder zurück und wartest auf eine günstige Gelegenheit.“
„Ja“, sagte Alice und seufzte. Sie griff sich an die Brust. „O je, wie mein Herz schon bei dem Gedanken klopft! Ich glaube, ich bin nicht geschaffen für solche Abenteuer! Aber ich werde es versuchen.“
„Und noch etwas. Wir können
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