Verflixte Liebe
weitergekommen?“
„Nein. Ich kann es einfach nicht finden.“
„Vielleicht wurde es ja bereits gefunden - von Maria oder Marcello?“
„Möglich. Aber nein, ich glaube nicht! Sie wussten nichts davon, also haben sie es auch nicht gesucht. Und er hat es gut versteckt, das hat er mir erzählt. Hätte er doch nur erwähnt, wo!“
Christiane legte Milenas Kleid über den Stuhl, dann deckte sie die Kleine zu und ging zu Alice. Sie sah ihr in die Augen. „Wo würdest du es verstecken, wenn du sicher gehen wolltest, dass es der Mensch, mit dem du zusammen lebst, nicht finden kann?“
Alice dachte nach. „Jedenfalls nicht im gemeinsamen Schlafzimmer. Auch nicht im Wohnzimmer.“
Christiane nickte. „Eben. In welchen Zimmern hielten Tommaso und Roberta sich auf?“
„Natürlich unten bei Tommasos Eltern. Aber sie hatten auch ihre eigenen Räume. Die letzten vier Zimmer auf diesem Flur. Ganz hinten links schliefen sie, daneben ist das Kinderzimmer, das Roberta eingerichtet hatte, als sie zum ersten Mal schwanger war. Gegenüber sind Robertas privater Salon und Tommasos Arbeitszimmer.“
Christiane runzelte die Stirn. „Er arbeitete zu Hause?“
„Nur hin und wieder. Ich glaube, er schob oft die Arbeit vor, damit er sich zurückziehen konnte.“
Sie setzten sich an den Tisch. Christiane dachte eine Weile nach, dann sagte sie: „Kommt doch eigentlich nur das Arbeitszimmer in Frage.“
Alice nickte. „Ja, das habe ich auch gedacht. Aber ich habe alles durchsucht, sogar die Wände habe ich abgeklopft. Es gibt auch keine verschlossenen Schranktüren oder Fächer.“
„Trotzdem. Schlafen Maria und Marcello?“
„Ja.“
„Dann lass uns nachschauen!“
Sie schlichen auf Zehenspitzen den Flur entlang und huschten in Tommasos Arbeitszimmer. Erst als sie die Tür geschlossen hatte, knipste Alice das Licht an. Rechts stand ein großer Bücherschrank. Christiane starrte ihn an, doch Alice schüttelte entschieden den Kopf.
„Nein, da ist es nicht. Unter dem Vorwand, die Bücher vom Staub zu befreien, habe ich jedes einzeln herausgenommen, mit dem Staubsauger abgesaugt und dabei kontrolliert, ob es sich vielleicht nur um eine Attrappe handelt. Nichts! Der Bücherschrank ist sauber!“ Sie lachte. „In jeder Hinsicht!“
Die Frauen grinsten sich an. Dann ging Christiane zum Schreibtisch. „Die Schubfächer hast du sicher auch kontrolliert?“
„Ja, alle.“
Christianes Blick glitt über den Computer, die Fotos, die in schweren Silberrahmen auf dem Tisch standen und blieb an einer Schneekugel hängen. „Nicht möglich!“, sagte sie plötzlich, griff nach der Schneekugel und nahm sie in die Hand. Sie lächelte, schüttelte sie und beobachtete, wie sich die weißen Flocken, die um die kleine bayerische Kirche stoben, nach und nach wieder setzten. „Die habe ich Tommaso bei seinem ersten Besuch zum Abschied geschenkt. Dass er sie aufgehoben hat!“
In Alices Augen sammelten sich Tränen. „Ich sagte dir doch, er hat dich noch lange nach eurer Trennung geliebt.“
Christiane blickte auf und Alice an. Als sie die Tränen in ihren Augen sah, stellte sie die Kugel zurück auf den Schreibtisch und schloss sie in die Arme. „Weine nur“, sagte sie leise. „Es tut mir so leid für dich.“ In ihrem eigenen Dilemma, dem Tauziehen um Milena, hatte sie ganz vergessen, dass Alice in Trauer war. Sie hatte den geliebten Mann verloren und war vollkommen alleine mit sich und dem Kind, dass sie unter dem Herzen trug.
Eine Weile standen sie so da, dann löste sich Alice seufzend aus der Umarmung und schüttelte den Kopf. „Ich weiß nicht, wo ich noch nach dem Tagebuch suchen soll!“
„Aber ich!“ Plötzlich kam Leben in Christiane. Sie fuhr herum, wollte etwas sagen, doch im selben Moment wurde die Tür geöffnet, und Marcello Forell stand vor ihnen.
„Was tun Sie im Arbeitszimmer meines Sohnes!“ Er sah von Alice zu Christiane.
Vor Schreck erstarrt suchte Alice nach einer Ausrede. Sekunden verstrichen, die sich wie Stunden anfühlten. Da brach Christiane endlich das peinliche Schweigen. „Ich konnte nicht einschlafen, da hatte ich Alice um ein Buch gebeten. Sie brachte mich hier her, damit ich mir eines aussuchen kann.“
Marcello sah von ihr zum Bücherschrank, der verschlossen und unberührt war.
„Dabei fiel mir diese Schneekugel auf“, erklärte Christiane schnell und hielt sie wie zum Beweis hoch, „und ich habe sie mir angesehen. Sie ist wirklich hübsch, ich sammle so
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