Verflixte Liebe
schwer es Ihnen fällt, bei uns zu sein. Trotzdem bitte ich Sie, bleiben Sie so lange Sie uns irgendwie ertragen können. Milena ist für mich das einzige Glück!“
Christiane schüttelte den Kopf. „Ja aber Brustkrebs, das ist doch heute kein unausweichliches Todesurteil mehr! Kann man denn nicht operieren? Oder Chemo! Es gibt doch Möglichkeiten!“
Maria seufzte leise. „Es sind auch die Lymphknoten befallen. Diese hier am Ohr und diese zwischen den Brüsten. Das scheint eine schwierige Sache zu sein. Niemand wagt sich daran, sie zu entfernen, man hat Angst, die Gefäße dabei zu verletzen.“ Maria schüttelte den Kopf. „Warum sollte ich mich also an der Brust operieren lassen, wenn ich dann doch sterbe? Lieber verbringe ich meine letzten Tage mit den Menschen, die ich liebe und bereite mich in Würde auf ein Wiedersehen mit meinem geliebten Sohn vor.“
„Maria, ich kann das einfach nicht glauben! Es muss doch ein Arzt zu finden sein, der diese Operation wagt!“
Sie schüttelte den Kopf. „Dottore Elimo, der mich hier betreut, kennt niemanden auf ganz Sizilien.“
„Aber drüben auf dem Festland!“
„Auch dort nicht. Vielleicht in Rom oder Paris, aber was soll ich in Rom oder irgendwo sonst auf der Welt? Einen alten Baum verpflanzt man nicht.“
„Es wäre doch nur für ein paar Wochen!“ Christiane warf die Hände hoch.
„Ich danke Ihnen, dass Sie sich so für mich einsetzen und mir helfen wollen.“ Maria seufzte. „Aber es hat keinen Sinn mehr. Man muss sein Ende annehmen.“
Christiane hätte dazu gerne noch etwas gesagt, doch plötzlich ging die Tür auf, und ein Arzt gefolgt von Milena kam herein.
Maria setzte sich auf. „Ah, Dottore Elimo!“ Sie deutete auf Milena. „Dieses wunderhübsche Mädchen, das Sie ja offensichtlich bereits kennengelernt haben, ist meine Enkelin, und das“, sie deutete auf Christiane, „ist Signora Rosmann, die Mutter der Kleinen.“
Dr. Elimo reichte Christiane die Hand, half dann Milena dabei, die Vase mit Wasser zu füllen und den Blumenstrauß hineinzustellen. „Ihre Enkeltochter ist ein kluges Mädchen“, sagte er dabei. „Als sie mich auf dem Flur sah, bat sie mich in bestem Italienisch um eine Vase, und als ich ihr sagte, dass ich hier nur der Arzt sei und leider nicht wüsste, wo diese Dinge aufgehoben werden, meinte sie, dann müsste ich wenigstens ganz schnell ihre Oma wieder gesund machen.“
Maria streckte ihre Hand nach Milena aus. „Es geht mir ja schon wieder ganz gut, mein Kind, und bestimmt darf ich bald schon nach Hause!“
Der Arzt seufzte leise, aber er sagte nichts.
Später, als Raffaele kam, um sie abzuholen, verließ Christiane mit einer Ausrede das Zimmer. Sie suchte Dr. Elimo und fand ihn in der Teeküche bei einer Tasse Espresso. Besorgt sah sie ihn an. „Wie steht es denn nun wirklich um Signora Forell?“
„Das Problem ist nicht so sehr der Brustkrebs, sondern die Lymphknoten. Das kann hier niemand operieren. Ich kenne allerdings einen Kollegen in Rom, der wäre eventuell bereit, es zu versuchen. Er müsste Signora Forell untersuchen, sich die Sache einmal ansehen, aber sie weigert sich hartnäckig. Sie will nicht nach Rom. Sie sagt, sie war noch nie außerhalb Siziliens, und sie kennt dort niemanden. Dann lieber hier sterben! Entschuldigen Sie, aber Signora Forell ist stur wie ein Panzer!“
„Und Chemo?“
„Auch das lehnt sie ab - wir können ihr nicht helfen, wenn sie sich nicht helfen lassen will.“
„Wann darf sie denn wieder nach Hause?“
„Übermorgen. Dann sind alle Untersuchungen abgeschlossen. Mehr können wir hier momentan nicht für sie tun. Aber vielleicht gelingt es Ihnen, sie zu überreden, nach Rom zu gehen.“
„Warum sollte es mir gelingen, wenn sie nicht einmal auf ihren Arzt oder ihren Mann hört.“
Dr. Elimo zuckte die Schultern, und Christiane ging zurück zum Zimmer. Als sie die Türklinke schon in der Hand hielt, stand Dr. Elimo plötzlich wieder neben ihr. „Einen Moment noch, Signora Rosmann. Das Kind könnte die Lösung sein! Signora Forell liebt die Kleine doch über alles?“
„Ja schon.“
„Und wenn es bei Ihnen in Deutschland eine Möglichkeit gäbe, sie zu operieren? Wenn Signora Forell wüsste, dass Milena sie so oft irgend möglich besuchen käme, bestimmt wäre sie unter diesen Umständen zu einer Operation bereit!“
Christiane sah ihn kopfschüttelnd an. „In Augsburg? Ich weiß nicht, so eine schwierige Operation wird dort sicher niemand
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