Verflixter Kerl
und auf einen Haufen hinter den Strandkorb zu werfen.
Schon waren die beiden auf Hörweite heran, und er vernahm ihr munteres Geplauder. Hastig schaute er sich um, ob jetzt alles in Ordnung war, da entdeckte er noch etwas im Sand.
Was die Leute alles wegwerfen,
dachte Matthias.
Da liegt doch tatsächlich ein komplettes gebratenes Kotelett im Sand, noch nicht einmal angebissen! Manche Leute sind wirklich zu sehr verwöhnt.
Mit einem Kick wollte er das Ding außer Sichtweite befördern, möglichst weit weg, schon damit später keine Schmeißfliegen den Strandkorb umschwärmten. Er holte mit dem linken Fuß kräftig aus, trat ordentlich zu – und schrie vor Schmerz auf.
Das vermeintliche Kotelett war ein vom Wasser verformter Stein gewesen, und er hatte ihn mit solcher Wucht getroffen, dass bestimmt mindestens eine seiner Zehen verletzt war. Er hielt den Fuß mit beiden Händen fest und drehte sich auf einem Bein fluchend im Kreis, bis er schließlich in den Sand fiel. Er registrierte kaum, dass Sarah und Silke herbeistürmten und sich besorgt über ihn beugten. "Papa!", jammerte Sarah, fast in Panik. "Was ist denn passiert?"
Die gleiche Frage stellte einen Augenblick später auch einer der Rettungsschwimmer, der aus der Hütte der Strandwache herbei geeilt war. Matthias Graf deutete nur auf den Stein, der sich gerade mal zwei Zentimeter von der Stelle bewegt hatte, und auf seinen Fuß. Der Rettungsschwimmer untersuchte den Fuß und sagte: "Sieht nach gebrochenen Zehen aus. Ich rufe den Krankenwagen." Er griff zu seinem Handy, meldete sich mit Namen und gab knapp durch, dass ein Verletzter mit vermutlich gebrochenen Zehen in Strandabschnitt 21 Süd abzuholen war.
Als hätte der Krankenwagen bereits auf der Promenade gewartet, waren kaum drei Minuten später zwei Sanitäter mit einer Trage da. Matthias war halb ohnmächtig vor Schmerz und nahm nur mit verschwommenem Blick wahr, dass Silke neben ihm kniete und Sarah tröstete. "Silke!", flüsterte er rau. "Bist du mir böse?"
"Bleib ganz ruhig", sagte sie mit sanfter Stimme und schob mit einer beiläufigen Bewegung eine seidige blonde Strähne aus ihrem Gesicht. "Es wird alles gut."
Matthias hätte am liebsten ihr Haar und ihr hübsches Gesicht gestreichelt, zuckte aber jäh zusammen, als einer der Sanitäter ihm eine Spritze gab. Dann wurde er auf die Trage gehoben.
"Ich komme mit dir", entschied Sarah.
"Bleib du besser bei deiner Mami", entschied einer der Sanitäter. "Ihr könnt ihn ja später besuchen."
"Das ist nicht meine Mami. Jedenfalls noch nicht. Ich muss bei meinem Papi bleiben", protestierte sie.
"Ist schon in Ordnung", sagte Matthias. "Zieh dir aber rasch etwas über. Silke... ich muss dich wiedersehen! Es gibt so viel zu sagen, so viel zu fragen!"
"Ich ziehe mir auch etwas an und komme nach", verkündete Silke und wandte sich an die Sanitäter. "Wo bringen Sie ihn hin?"
"Drüben am Sandwall ist eine Ambulanz", sagte einer der beiden. "Da kann auch geröngt werden."
Matthias verspürte einen sanften Kuss auf der Wange, ein Erstaunen und ein wohliger Schauer durchrieselten ihn, dann trugen ihn die Sanitäter fort. Sarah lief neben ihm her und hielt seine Hand.
Kapitel 8
Hoffentlich hatte er sich nichts gebrochen, dachte Silke Schönbohm. Ausgerechnet jetzt! Ja, er hatte Recht, es gab so viel zu erklären. Sie musste ihm sagen, dass sie sich geirrt hatte. Sie wollte ihm vertrauen, wollte ihn wiedersehen... sie spürte plötzlich, wie die Küsse von neulich wieder auf ihrer Haut brannten, als seien sie erst jetzt geschehen.
Silke nahm ihre Gedanken zusammen. Sie hatte zuerst gar nicht begriffen, was passiert war – als sie mit der Kleinen auf Matthias zu ging, hatte sie nur gesehen, wie er einen grotesken Tanz aufführte und dann zu Boden fiel. Erst als sie in sein von Schmerzen verzerrtes Gesicht blickte, wurde ihr klar, dass es sich nicht um eine alberne Aufführung handelte, sondern dass ihm wirklich etwas passiert war.
Silke hastete den Strand entlang. "Mein Papi ist manchmal ein Schussel", hatte sie die Worte der kleinen Sarah noch im Ohr. Trotz der Umstände musste Silke plötzlich kichern. Wenn die Kleine es schon so auf den Punkt brachte, musste wirklich etwas daran sein. Sie hatte immer gedacht, solche Männer gäbe es nur in Filmkomödien, und nun war sie einem solchen Exemplar tatsächlich begegnet. Das konnte ja heiter werden!
Auf Matthias muss offenbar wirklich jemand aufpassen
, dachte sie. Ein merkwürdiges Gefühl der Wärme
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