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Verflixtes Blau!

Verflixtes Blau!

Titel: Verflixtes Blau! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Moore
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kann er mich nicht finden. Das Sacré Bleu funktioniert in der Dunkelheit nicht so richtig. Deshalb konnten wir in Henris düsterem Atelier auch nicht malen.« Sie ließ den Rest ihres Cognacs in Toulouse-Lautrecs Richtung schwappen. » Dieses Atelier ist finster, Henri. Nichts für ungut. Du bist Maler, du brauchst Licht. Erinnerst du dich noch an dieses Fenster in deinem anderen Atelier? Das Licht war so schön…«
    » Aber jetzt bist du nicht mehr im Dunkeln«, unterbrach Henri ihre Überlegungen. » Wird er dich nicht finden?«
    » Nein. Denn ich habe ihn erschossen.«
    » Aber das ergibt doch keinen Sinn, und außerdem hast du gesagt, du erschießt keine Menschen«, sagte Lucien.
    » Was bist du? Ein Künstler oder ein Erbsenzähler? Ich habe ihn erschossen. In die Brust. Fünfmal. Vielleicht sechsmal. Nein, fünf.« Sie beugte sich ganz nah zu Lucien vor und kippte langsam von ihrem Stuhl. Er fing sie auf, doch dann verlor er selbst den Halt und rutschte schließlich rückwärts auf den Diwan. Sie landete mit dem Gesicht auf seinem Schoß.
    » Dann bist du also doch frei?«, sagte Henri.
    Sie antwortete, doch Luciens Schoß erstickte ihre Worte. Er küsste ihren Hinterkopf, dann drehte er ihr Gesicht zu Henri, der im Umgang mit Berauschten einige Erfahrung besaß und sich daher unwillkürlich wiederholte.
    » Dann bist du also doch frei?«, sagte er.
    » So einfach ist das nicht.«
    » Da bin ich aber froh«, sagte Lucien. » Ich hatte schon befürchtet, dass es zu einfach werden könnte.«
    » Hey, Arschnase, bin ich etwa die Muse des Sarkasmus? Nein! Nein, bin ich nicht. Ihr geht zu weit, Monsieur Lessard. Ihr haltet Euch nicht an die Scheißregeln.« Sie versuchte, sich aufzurichten, um ihm in die Augen zu sehen, begnügte sich jedoch damit, ihren unerbittlichen Blick auf seinen mittleren Westenknopf zu richten.
    » Noch nie habe ich eine Göttin fluchen hören«, sagte Henri.
    » Du kannst mich mal gernhaben, Graf Schrumpfhose!«, sagte die Muse und drückte ihre Stirn auf Luciens Unterleib, um dort ihr Innerstes nach außen zu kehren.
    » Geschweige denn kotzen sehen«, sagte Toulouse-Lautrec. » Schau, es ist blau.«

25
    Das bemalte Volk
    Britannien, Nordgrenze des Römischen Reiches, 122 n. Chr.
    Q uintus Pompeius Falco, Provinzstatthalter Britanniens, ging auf der Veranda seiner Villa im Grenzgebiet auf und ab, während er seinem Sekretär einen Brief diktierte, einen Bericht an Kaiser Hadrian. Es war keine schwierige Aufgabe, doch eine, der er nur höchst ungern nachkam. Er hatte die Neunte Legion der Römischen Armee verloren.
    Hocherhabener Caesar,
    mit großer Bestürzung vermelde ich, dass es seit dreißig Tagen keine Nachricht von der Neunten Kaiserlichen Legion gibt, nachdem ich diese mit viertausend Legionären und Offizieren in den Süden Caledoniens, das nördlichste Gebiet Britanniens, geschickt hatte, um unter den Wilden die Ordnung wiederherzustellen und sie unter den Einfluss des Kaiserreiches zu bringen. Somit muss sie als verloren gelten.
    » Was meinst du?«, fragte Falco seinen Sekretär.
    »› Verloren‹, Herr?«, sagte der Schreiber.
    » Stimmt«, sagte Falco. » Klingt etwas vage, oder?«
    » Ein wenig.«
    Daher fuhr der Statthalter fort:
    Und mit » verloren« meine ich nicht, dass sie die Orientierung verloren hat. Ich will nicht andeuten, dass die Neunte irgendwo in diesem gottverfluchten, sonnenlosen, schimmligen Dreckloch von einer Provinz herumirrt und versucht, ein Navigationsproblem zu lösen. Was ich damit sagen will, ist: Sie wurde ausgelöscht, besiegt, dezimiert, vernichtet und bis auf den letzten Mann aufgerieben. Die Neunte existiert nicht mehr. Die Neunte hat sich nicht verirrt. Die Neunte lebt nicht mehr.
    » Das müsste es doch klären, oder was meinst du?«, fragte Falco.
    » Vielleicht ein wenig mehr Kontext«, schlug der Sekretär vor.
    Der Statthalter knurrte, dann fuhr er fort:
    In der Vergangenheit begegneten die Pikten unserer Expansion gen Caledonia mit sporadischem Widerstand durch kleine Banden von Wilden, die weder über eine erkennbare Organisation verfügten noch etwas anderes als die gemeinsame Sprache teilten. In jüngster Zeit jedoch haben sie sich zu einer gewaltigen Armee verbündet. Es scheint, als könnten sie unsere Taktik erahnen, und greifen auf unwägbarstem Gelände an, in dem wir mit unseren Kriegsmaschinen nichts ausrichten können. Zudem zwingt uns das Terrain, die Formationen aufzulösen, sodass wir uns koordinierten Attacken und

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