Verflixtes Blau!
hasse Pfeile.«
» Ich weiß«, sagte Leanan Sidhe. Sie beugte sich vor und riss die Pfeile aus seinem Rücken, hielt die blutigen Schäfte hoch und schrie zu den Römern hinüber. Gellend ging ihr Schrei über deren Reihen hinweg. Der Farbenmann sank in seinem Gurtzeug zusammen, und sein Kopf rollte mit dem Schwanken der Ochsen hin und her. Sie zog die restlichen Pfeile aus seiner Brust, warf sie beiseite, dann packte sie den kleinen Mann bei den Ohren und schüttelte seinen Kopf.
» Los, Stinkfurz, hoch mit dir!«, sagte sie. » Die sollen sehen, dass dich die Pfeile treffen und du wiederauferstehst. Kämpfe!«
Der Farbenmann blinzelte kurz, und sein Kopf kam hoch. » Es ist kalt. Ich hasse diese Kälte«, sagte er, nahm in jede Hand einen Speer und schleuderte sie über die Mauern ins Fort. » Und ich hasse Pfeile.«
Als die Sänfte die Mauern erreichte, sprang Leanan Sidhe von ihrem Schild auf, hielt sich oben am Wehrgang fest und schwang sich auf die Mauer, als ein Pfeil sie in die Seite traf. Sie fuhr herum, zückte beide Schwerter gleichzeitig und blickte in die großen Augen eines entsetzten Bogenschützen, der noch versuchte, den nächsten Pfeil aufzulegen. Er wollte fliehen, als sie sich auf ihn stürzte, ihm die Arme abschlug und ihn in seinem Blut liegen ließ, um sich einen Weg durch römisches Fleisch zu hacken, während die Pikten ihre Leitern gegen die Mauer stellten und im blauen Blutrausch in Schwärmen darüberkletterten.
Eine halbe Stunde später waren alle Römer erschlagen, alle caledonischen Sklaven befreit, und der verkrüppelte, kleine König der Pikten stand auf dem Dach der Villa, noch mit Pfeilen in Brust und Rücken, und hielt den Kopf des Quintus Pompeius Falco hoch, des Statthalters von Britannien, dessen letzter Gedanke gewesen war: Diese Typen sind tatsächlich blau.
Hinter dem Farbenbringer schmierte die Muse, Leanan Si dh e, Sacré Bleu auf den goldenen, römischen Adlerstab und hob ihn über ihren Kopf, während das Bemalte Volk ihren Namen rief.
Paris, Île de la Cité, 1890
Da ihm nur die Macht einiger versteckter Bilder zur Verfügung stand und nicht die von Zehntausenden blau bemalter Piktenkrieger, brauchte der Farbenmann bis zum nächsten Abend, um sich von seinen Schusswunden zu erholen, die Bleu ihm beigebracht hatte. Zum Glück kam ihm in der Leichenhalle ein Arbeiter zu nah, der dort ausfegte und nun vertrocknet am Boden lag, alles Leben ausgelöscht.
Der Farbenmann glitt von der Bahre auf den kalten Boden. Kugeln furzten aus seinen Wunden und kullerten über den Stein, während er nackt in der Leichenhalle herumlief, auf der Suche nach etwas, das er anziehen konnte. Alle Toten waren entweder nackt oder halb verwest oder zu groß, als dass er mit ihren Kleidern etwas anfangen konnte, also entschied er sich für einen weißen Bestatterkittel, der beim Gehen hinter ihm auf dem Boden schleifte. Der Wärter gab vor, ihn nicht zu sehen, als er an ihm vorbeikam, denn er dachte sich, eine spontane Wiederauferstehung brachte nur Scherereien, und darauf konnte er gut verzichten.
Es waren nur drei Blocks bis zur Wohnung, und wenn es auch drei ausgesprochen belebte Blocks sein mochten, dazu noch früher Abend, eine Zeit, in der alle Welt unterwegs war, ging er dennoch zu Fuß. Feine Herren sahen über ihn hinweg, und Damen wandten ihren Blick ab, als er die Brücke von der Île de la Cité zum Quartier Latin überquerte. Er befand sich in der Nähe der Kathedrale von Notre-Dame, wo sich oft Krüppel und Kranke herumtrieben, in der Hoffnung auf Almosen, sodass der verwachsene, kleine Mann mit der ausgeprägten Stirn, der seinen langen, weißen Kittel hinter sich herschleifte, nicht mehr Aufmerksamkeit erregte als jede andere arme Seele.
Er läutete an der Tür des Hauses an der Rue des Trois Portes, und die Concierge quiekte und machte einen Satz, als sie ihn sah, eine Frau, deren Umfang und Zynismus erahnen ließen, dass seit ihrem letzten Quieken oder Hüpfen schon manches Jahr ins Land gegangen war. Die Überraschung bereitete dem Farbenmann unendliches Vergnügen, und es drängte ihn, zur Feier des Tages seinen Kittel für eine vollständige Penispräsentation aufzureißen, doch er fürchtete, es könne des Guten dann doch zu viel sein.
» Bonsoir, Madame«, sagte der Farbenmann. » Seid so gut und lasst mich ein. Wie es scheint, habe ich meinen Schlüssel vergessen.«
» Aber Monsieur…«, sagte die Concierge, wobei sie misstrauisch eine professionell wankende
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