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Verflixtes Blau!

Verflixtes Blau!

Titel: Verflixtes Blau! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Moore
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Bewunderer Goyas. Für sein Gemälde der Familie Morisot, Der Balkon, ließ er sich von Goyas Zwei Majas auf einem Balkon inspirieren, und für seine Darstellung der Erschießung Kaiser Maximilians von Mexiko orientierte er sich an Goyas Kriegsbildern der napoleonischen Invasion Spaniens. Diese Werke jedoch entstanden erst später, nachdem Manet Spanien bereist und die Goyas gesehen hatte. Unmöglich konnte Victorine, das Modell, davon gewusst haben. Sie war… nun, sie war wie viele Modelle ihrer Zeit ein ungebildetes, mittelloses Mädchen, das in der demimonde lebte, der Halbwelt voller Prostitution und Armut. Das Modell war wie der Pinsel, die Farbe, das Leinöl, die Leinwand. Ein Instrument des Malers. Zur Kunst trug es nichts bei.
    » Du verstehst erstaunlich viel von der Malerei, für ein Mädchen, das in einem Hutladen arbeitet«, sagte Lucien.
    » Dann willst du mich also nur mit dem einen Pinsel malen?«
    » Nein, so war das nicht gemeint…«
    » Du verstehst erstaunlich viel von der Malerei, für einen Bäcker«, sagte sie, ein kämpferisches Funkeln in den Augen.
    Biest. » Bleib so. Nein, nimm den rechten Arm herunter.«
    » Zeig es mir«, schmollte sie. » Ich weiß nicht, was du meinst.«
    » Beweg dich einfach, Juliette. So, jetzt stillhalten.«
    Und er begann, sie in Lebensgröße zu skizzieren. Erst zeichnete er grob die Umrisse, dann füllte er die Konturen aus. Er verlor sich in der Arbeit, sah nur Form, Linie, Licht und Schatten, und in diesen Dimensionen flog die Zeit nur so dahin, bis sie sich bewegte.
    » Was? Nein!« Lucien ließ seine Kreide auf einen der Stühle fallen, die er als Staffelei benutzte.
    Sie stand auf, streckte sich, gähnte, schüttelte ihre Brüste ein wenig, was Lucien aus dem Land der Formen und Linien wieder zurück in den sonnendurchfluteten Schuppen holte, zu diesem schönen, nackten Mädchen, mit dem er dringend Liebe machen, das er vielleicht heiraten, aber definitiv und umgehend vögeln wollte.
    » Ich bin hungrig, und du malst ja nicht mal.«
    Sie fing an, ihre Kleider von einem Stuhl bei der Tür zu nehmen.
    » Ich muss das ganze Motiv skizzieren, Juliette. Ich will dich doch nicht im Lagerschuppen einer Bäckerei malen. Die Szenerie muss erhabener sein.«
    Sie stieg in ihre Pantalons, und ihn verließ der Mut.
    » Hat die Maja eine erhabene Szenerie? Hat Olympia eine erhabene Szenerie, Lucien? Hm?«
    Und die Chemise glitt über Kopf und Schultern, und die Welt wurde für Lucien Lessard ein dunkler, trauriger Ort.
    » Bist du mir böse? Warum bist du mir böse?«
    » Ich bin nicht böse. Ich bin müde. Ich bin hungrig. Ich bin einsam.«
    » Einsam? Ich bin doch hier.«
    » Bist du?«
    » Bin ich.«
    Er trat zu ihr, nahm sie in die Arme und küsste sie. Und schon war die Chemise weg, schon waren die Pantalons weg, dann sein Hemd, dann der Rest, und sie fielen übereinander her, auf der Chaiselongue, verloren sich ineinander. Irgendwann mochte es an der Tür geklopft haben, doch weder hörten sie es, noch kümmerte es sie. Wo sie waren, gab es nichts anderes. Als sie schließlich von der Chaiselongue auf ihn herabsah, wie er dort auf dem Rücken am Boden lag, war das Licht im Raum orangerot, und der Schweiß auf ihren Leibern glänzte wie Feuer.
    » Ich muss gehen«, sagte sie.
    » Vielleicht fang ich morgen an zu malen.«
    » Gleich morgen früh als Erstes.«
    » Nein, um zehn oder um elf vielleicht. Ich muss erst Brot backen.«
    » Ich gehe.« Sie ließ sich von der Chaiselongue gleiten und sammelte ihre Kleider ein, während er ihr dabei zusah.
    » Wo wohnst du jetzt?«
    » In einer kleinen Wohnung im Batignolles. Ich teile sie mir mit ein paar anderen Verkäuferinnen.«
    » Musst du morgen denn nicht arbeiten?«
    » Der Besitzer des Ladens hat viel Verständnis. Er liebt die Kunst.«
    » Bleib. Iss mit mir zu Abend. Bleib in meiner Wohnung. Die ist näher als deine.«
    » Morgen. Ich muss gehen. Der Tag ist vorüber.«
    Inzwischen war sie angezogen. Er hätte ein Vermögen gegeben, hätte er denn eines gehabt, ihr noch einmal dabei zusehen zu dürfen, wie sie ihre Strümpfe hochzog. Er setzte sich auf.
    » Morgen«, sagte sie wieder. Sie legte eine Hand auf seine Schulter und hinderte ihn daran aufzustehen, dann küsste sie seine Stirn. » Ich gehe hinten durch die Gasse.«
    » Ich liebe dich«, sagte er.
    » Ich weiß«, sagte sie, als sie die Tür hinter sich schloss.
    » Nun?«, sagte der Farbenmann.
    Sie stellte ihren Sonnenschirm in den Ständer bei der Tür

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