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Verflixtes Blau!

Verflixtes Blau!

Titel: Verflixtes Blau! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Moore
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und löste das breite Band, das ihren Hut festhielt, dann setzte sie diesen vorsichtig auf die Garderobe im Flur. Der Salon der Wohnung war klein, aber gepflegt. Ein Louis- XVI .-Kaffeetisch aus Blattgold und Marmor stand vor einem malvenfarbenen Samtdiwan. Der Farbenmann saß auf einem geschnitzten Stuhl aus Walnussholz und sah aus wie eine böse Geschwulst, die das elegante Holz verschandelte.
    » Er hat nicht gemalt«, sagte sie.
    » Ich brauche ein Gemälde. Nachdem wir von diesem Holländer kein Bild bekommen haben, sind wir auf die Farbe angewiesen.«
    » Ja, das war ärgerlich. Aber er wird schon noch malen. Er hat nur noch nicht angefangen.«
    » Ich habe bereits Farben angerührt. Verschiedene Grün- und Violetttöne aus dem Blau, aber auch die reine Farbe. Ich lege sie in ein hübsches Holzkästchen.«
    » Das werde ich ihm morgen mitbringen.«
    » Und ihn zum Malen bewegen.«
    » Ich kann ihn nicht zum Malen bewegen. Ich kann nur dafür sorgen, dass er malen möchte.«
    » Wir können uns nicht noch so einen Perfektionisten leisten wie diesen gottverdammten Whistler. Wir brauchen ein Bild, und zwar bald.«
    » Man muss sanft mit ihm umgehen. Er ist etwas Besonderes.«
    » Das sagst du immer.«
    » Ach, wirklich? Nun, vielleicht stimmt es ja auch.«
    » Du riechst nach Sex.«
    » Ich weiß«, sagte sie, als sie sich auf den Diwan setzte und begann, ihre Schuhe aufzuschnüren. » Ich brauche ein Bad. Wo ist unser Dienstmädchen?«
    » Weg. Hat gekündigt.«
    » Vor Schreck?« Sie trat einen Schuh von ihrem Fuß und lehnte sich seufzend an den Diwan.
    Er nickte, blickte zu Boden, sah aus wie ein unartiges Äffchen, das beichtete, die heilige Banane gegessen zu haben. Mal wieder.
    » Du hast doch nicht versucht, sie zu besteigen, oder?«
    » Nein. Nein. Nein. Hab Farben gemischt. Da ist sie reingekommen.«
    » Und hat dich gesehen?«
    » Versehentlich.« Er zuckte mit den Schultern. » Ließ sich nicht vermeiden.«
    Sie grinste ihn an, während sie ihre Bluse aufknöpfte. » Ließ sich nicht vermeiden …du hast deinen Spaß daran, oder?«
    » Sie hatte das Mittagessen schon fertig.« Wieder dieses Schulterzucken. » Es steht noch auf dem Herd. Und heißes Wasser gibt es auch.«
    Das Mädchen namens Juliette streifte seine Bluse ab und zog die Chemise über den Kopf. Der Farbenmann begutachtete ihre Brüste, während sie sich erhob, ihren Rock aufknöpfte und fallen ließ.
    » Ich mag diesen Körper«, sagte er und musterte sie von oben bis unten. » Die Haut so weiß, fast blau, nicht? Die Haare glänzend schwarz. Gefällt mir. Wo hast du sie her?«
    » Die hier? Gehört mir.« Sie ging, trug nur noch ihre Pantalons und schwarze Strümpfe, ließ ihre Kleider auf dem Boden liegen. » Ich denke, dann werde ich mir wohl selbst ein Bad einlassen müssen.«
    » Darf ich zusehen?«, fragte der Farbenmann. Er ließ sich von seinem Stuhl gleiten.
    Sie blieb stehen und sah ihn über die Schulter hinweg an. » Wieso?«
    » Hübsche Haut. Nichts zu lesen.«
    » Du jagst ihnen gern einen Schrecken ein, was?«
    » Das Essen riecht gut, nicht wahr? Kalbseintopf. Vielleicht kommt sie ja wieder. Sie wirkte nicht über alle Maßen erschrocken.«
    Abrupt fuhr sie herum, und hüpfend kam er zum Stehen, stieß mit dem Gesicht fast gegen ihren Bauch, eine Beinahekollision des Heiligen mit dem Profanen.
    » Du erschreckst sie noch lieber, als sie zu besteigen, oder?«
    Schulterzucken. » Ich bin alt.« Er sah sich im Salon um, als versuchte er, sich an etwas zu erinnern, das irgendwo anders war als sie. » Und sie zu erschrecken kostet nichts.«
    Sie machte auf dem Absatz kehrt, und mit drei langen, tänzelnden Schritten war sie im Schlafzimmer, wo eine Emaillewanne mit hoher Rückenlehne stand. » Na gut, meinetwegen… dann komm eben mit.«
    » Merci, Bleu«, sagte er. Inzwischen nannte er sie Bleu. So sah er sie, denn es passte zu ihr, wer sie auch sein mochte, was sie auch sein mochte. Er hinkte ihr hinterher.
    » Aber besorg uns morgen eine neue Magd«, sagte sie. » Und verschreck sie nicht gleich wieder.«

Interludium in Blau # 3
    Froschzeit
    D ie Farbe einer Substanz entsteht durch die Absorption des darauf fallenden Lichts und die Schwingungsfrequenzen des Materials. Wenn also die Moleküle eines Materials mit einer bestimmten Frequenz des Lichts schwingen, werden die Lichtstrahlen absorbiert. Schwingen sie nicht gleich, wird das Licht entweder reflektiert oder geht direkt hindurch. Nur die reflektierten Strahlen

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