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Verflixtes Blau!

Verflixtes Blau!

Titel: Verflixtes Blau! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Moore
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erreichen unser Auge und bestimmen die Farbe. Natürliche Pigmente wie Lapislazuli, aus dem das Sacré Bleu gewonnen wird, zeigen ihre Farbe durch die Absorption des Lichts. Die Absorption von Licht verändert die Umlaufbahn der Elektronen in den Atomen der Pigmente. Kurz gesagt, existiert die Farbe – physikalisch gesehen – gar nicht so, wie wir sie wahrnehmen, sondern erst, wenn sie den Lichtwellen ausgesetzt wird. Das Licht macht sie sichtbar und verändert die Oberfläche physikalisch.
    Theoretisch könnte eine Substanz, durch die alles Licht hindurchgeht, für das Auge unsichtbar sein.
    Seltsamerweise gibt es in Wirbeltieren auf der Erde keine wirklich blauen Pigmente. Die Schuppen der Fische, die Schmetterlingsflügel, die Pfauenfedern, die unserem Auge blau erscheinen, besitzen etwas, das man als Strukturfarbe bezeichnet, wobei die Oberflächen aus Mikrostrukturen bestehen, die sehr kurze Wellenlängen blauen Lichts– Lichtbrechungen– ausstreuen, was der Grund dafür ist, dass der Himmel auch ohne blaues Pigment blau erscheint.
    Allerdings gibt es unbestätigte Berichte von einem blauen Baumfrosch im Amazonasbecken. Bei drei Gelegenheiten wurde der Frosch von westlichen Biologen geortet, doch immer dann, wenn jemand den Versuch unternahm, das Tier zu fangen oder zu fotografieren, schien es vor den Augen der Wissenschaftler zu verschwinden.
    Die Legenden der Eingeborenen berichten von einem Schamanen, der einen dieser blauen Frösche tot auffand und aus dessen Haut ein Pfeilgift braute. Als er mit dem vergifteten Pfeil einen Affen erschoss, verschwand das Tier. Zumindest behauptete er das. Doch ein Junge aus dem Dorf des Schamanen erinnerte sich, einen Monat zuvor einen toten Affen am Dorfrand gefunden zu haben, getötet von genau so einem Pfeil, wie ihn der Schamane verwendete, obwohl dieser damals gar nicht gejagt hatte. Irgendwie war das Tier mit Hilfe des blauen Pfeilgifts durch die Zeit gereist.
    Viele Indianer berichten, sie hätten gesehen, wie der blaue Frosch vom Amazonas vor ihren Augen verschwand, und obwohl die Gegend gründlich abgesucht wurde, bekam doch niemand diesen Frosch ein zweites Mal zu sehen. Was sie zu bedenken vergaßen, war nicht die Frage, wo sie suchten, sondern wann.

8
    Das irre Winken der Aphrodite
    Paris 1890
    B is fast acht Uhr arbeitete Lucien ganz allein in der Bäckerei, als seine Schwester Régine herunterkam und ihn vorn am Tresen fand. Von Mère Lessard war nichts zu sehen, die doch für gewöhnlich durch den Laden schwebte, fegte und zeterte und lange vor Sonnenaufgang die Kisten und Regale sortierte.
    » Wo warst du?«, fragte Lucien. » Wo ist Maman? Ich war der Kundschaft kaum gewachsen. Fast wäre mir das Gebäck verbrannt.«
    » Maman ist müde. Sie wird heute nicht arbeiten.«
    Lucien reichte einer Kundin ein boule, das große, runde Brot, das seine Spezialität war, dann nahm er die Münzen der Kundin entgegen und dankte ihr, bevor er sich seiner Schwester zuwandte. Er konnte sich nicht erinnern, dass seine Mutter je der Arbeit ferngeblieben war, es sei denn, um ihre eigene Mutter zu besuchen oder als Revanche für eine Kränkung durch seinen Vater– ob tatsächlich oder eingebildet.
    » Ist sie krank? Soll ich einen Arzt kommen lassen?«
    Régine knallte ihm ein Baguette an den Hinterkopf, was er deutete als: Nein, du musst keinen Arzt kommen lassen.
    Zwei alte Männer, die an einem der kleinen Bistrotische die Zeit totschlugen, lachten.
    » Da braucht man keine Ehefrau, was, Lucien? Nicht, wenn man so eine Schwester hat.«
    » Familienkonferenz«, sagte Régine. Sie fegte auf eine Art und Weise an ihm vorbei, die noch bedrohlicher wirkte als das normale Vorbeifegen seiner Mutter (obwohl Régine nur halb so groß war). Sie griff sich Luciens Schürzenbänder und zog ihn rückwärts in die Küche.
    Bevor Lucien sich umdrehen konnte, schwenkte sie das Baguette wie eine Axt, bereit, ihm mit der knusprig-leckeren Kruste den Schädel einzuschlagen.
    » Wie kannst du diesen Lagerraum benutzen, Lucien? Wie kannst du da drinnen malen, nach allem, was Papa zugestoßen ist?«
    » Papa wollte immer, dass aus mir ein Maler wird«, sagte Lucien. Er begriff nicht, warum sie so wütend war. » Und wir haben diesen Schuppen doch schon immer benutzt.«
    » Als Lager, du Idiot. Nicht als Atelier. Wir konnten euch zwei gestern da drinnen hören. Gilles hat an die Tür geklopft, als er von der Arbeit nach Hause kam, aber ihr habt ihn ignoriert.«
    Régine hatte einen

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