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Verflixtes Wolfsgeheul (Verflixte Bücher) (German Edition)

Verflixtes Wolfsgeheul (Verflixte Bücher) (German Edition)

Titel: Verflixtes Wolfsgeheul (Verflixte Bücher) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronika Aretz
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müssen die Nacht in einem Wald verbringen, der so düster ist, dass ich die Hand kaum vor den Augen sehen kann. Ich lehne mich erschöpft gegen einen Federbaum. Rido hockt sich daneben, ebenfalls mit dem Kopf gegen den Stamm gelehnt. Seine Augen sind geschlossen, aber ich glaube, dass er damit nur seine anderen Sinne schärft.
    Ich döse vor mich hin, denn wieder lassen mich meine Gedanken nicht los. Ach, könnte ich doch wenigstens etwas schlafen! So viele Fragen bohren in meinem Kopf! Ich weiß nicht, was ich tun soll. Wenn wir die Stadt erreicht haben, können wir die Schlangenmenschen vielleicht überraschen. Aber was dann? Wie kann ich sie aus dem Tal jagen?
    Mir wird bewusst, wie naiv ich diese ganze Rettungsaktion angegangen bin. Jegliche Mühe ist vergebens, die steif gefrorenen Glieder, der Hunger, die Angst zu sterben. Rido kann zurückgehen, noch einmal würde er mich sicher nicht mitnehmen. Ich werde ihm Großvaters Kette geben, damit er die unsichtbare Grenze überschreiten kann. Auf dem Hinweg habe ich nichts von ihr bemerkt, vermutlich hat der Stein uns zusammen passieren lassen …
    Wenn ich ehrlich bin, würde ich mich lieber im Tal verstecken, als noch einmal über die Schneegrenze zu gehen. Und am liebsten wäre ich dann nicht allein.
    Ich sehe Rido an, wie er so selig mit dem Kopf gegen den Stamm lehnt.
    Er ist noch so jung! 2000 Jahre und trotzdem nicht älter als 16, da hinke ich mit meinen 37 Jahren um einiges hinterher. Sein Gesicht, das einem Wolf manchmal ziemlich ähnlich ist, vor allem, wenn er dabei noch richtig gruselig knurrt, ist jetzt völlig entspannt. Ich betrachte die Form seiner Lippen, die Nase, die geschlossenen Lider. Wie sehr habe ich mich schon an seine gelben Augen gewöhnt, wie gut kenne ich inzwischen seine Gesichtszüge, besonders wenn er sauer, noch mehr wenn er zornig ist – mal wieder auf mich.
    „Warum betrachtest du mich?“, fragt Rido.
    Ertappt zucke ich zusammen. „Woher weißt du das? Du hast die Augen doch geschlossen!“
    „Ich habe gehört, wie du dich zu mir gedreht hast. Und jetzt riechst du wie jemand, der mich ansieht.“
    Ich schnüffle hörbar unter meinen Achseln. „Oje“, sage ich zu dem Dilemma, das mir gerade jetzt in den unendlichen Weiten meines Gehirns bewusst wird. „Ich stinke wie eine Horde Schweine!“
    „Viel schlimmer.“ Rido verzieht nicht einen Gesichtsmuskel.
    Ich schnüffle hörbar an Ridos Arm, aber da ist kein Geruch, den ich ihm vorhalten kann, nicht einmal seinen Atem kann ich hören. Beleidigt ziehe ich meine Beine an und umklammere sie.
    „Was willst du machen, wenn du deine Angelegenheit erledigt hast?“, frage ich in die Stille hinein.
    Er hebt eine Augenbraue an, ohne die Augen zu öffnen. „Ich soll etwas machen?“
    „Ja!“, ereifere ich mich. „Irgendwas – einen Beruf, ein Hobby, um sich die Langeweile zu vertreiben. Du hast doch bestimmt schon mal darüber nachgedacht, oder?“
    „Ich kenne keine Langeweile.“
    „Aber irgendwas musst du doch anfangen! Willst du hier ewig rumsitzen und riechen, ob dich einer anglotzt? Vielleicht guckt gerade das Eichhörnchen da drüben?“ Ich warte auf eine Antwort, aber er regt sich nicht. „Oder willst du zurück auf die Insel? War es da schön?“
    Zunächst antwortet er nicht.
    „Ein Aufenthalt auf der Insel hat nichts mit Schönheit zu tun“, sagt er dann doch. „Ich war einfach da, mehr nicht.“ Er zögert einen Moment. „Aber ich muss auch nicht unbedingt zurück.“
    „Dann sag schon!“, bohre ich weiter. „Was willst du tun? Ich würde am liebsten Medizin studieren, um anderen Menschen zu helfen. Du musst doch auch etwas wollen.“
    Er atmet tief durch. „Bisher hat das nicht zur Debatte gestanden …“
    „Egal! Lass jucken!“
    „Was soll denn dieser Ausdruck bedeuten?“
    „Du lenkst ab. Vielleicht möchtest du ja als Schmied arbeiten. Oder als Schreiner.“
    „Ich möchte Schafzüchter werden.“
    Als er das sagt, beiße ich mir auf die Lippen und unterdrücke ein Lachen. Ausgerechnet Schafe!
    „Ich könnte in der Natur bleiben, würde mit den Tieren die Berge hinaufwandern, könnte über sie wachen, Tag und Nacht. Die Schafe der Erde sind besonders robust, haben schöne Wolle, während die in Toras Tal mehr Milch geben, dafür aber seidiger glänzen. Eine Kreuzung der beiden Rassen wäre eine fortschrittliche Errungenschaft.“
    „Aha“, bringe ich mühsam hervor, ohne zu kichern.
    „Und Schafe riechen gut. Sie sind …“
    „Frisst du

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