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Verflucht himmlisch

Verflucht himmlisch

Titel: Verflucht himmlisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bettina Belitz
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und Schlamm isst, als wie andere Mädchen zum Ponyreiten zu gehen … Übrigens, auch deine Mutter hat sich gewünscht, dass du ein richtiges Mädchen wirst. Sie hat dir zu Weihnachten eine wunderhübsche Barbiepuppe geschenkt und du reißt ihr nur eine Stunde später die Beine und Arme aus und skalpierst sie. Schäm dich!«
    Ach ja, die Barbiepuppe. Ich hatte einfach nicht gewusst, wie ich mit ihr spielen sollte. Und sie lächelte so blöde. Also hab ich sie auseinandergenommen. Danach hat Mama mir nie wieder eine Puppe geschenkt.
    »Und dann …« Leander hielt inne und zeigte auf mich, als wolle er mich mit seiner Fingerspitze erdolchen. »Dann kam dein achter Geburtstag. Weißt du, was andere Mädchen an ihrem achten Geburtstag machen? Sie spielen Gummitwist, decken ihren Puppen den Kaffeetisch, essen Erdbeerkuchen, singen ein paar Liedchen – und du, DU hast nichts Besseres zu tun, als dich mit ein paar verlotterten Jungs im Gartenschuppen zu verstecken und – deinen eigenen Pups anzuzünden!«
    »Ähm – das …« Ich suchte nach Worten. Diese Sache mit dem Pups war mir ein bisschen peinlich. »Das war nur so ein dummes Jungsspiel. Da muss man als Mädchen mitmachen, wenn man von ihnen akzeptiert werden will. Die haben damit angefangen! Was kann ich dazu, wenn Jungs so bescheuerte Regeln haben und alles Eklige cool finden? Trotzdem, es ist immer noch besser, einen Pups anzuzünden und mit Jungs abzuhängen als mit Mädchen …«
    »So. Ist es das. Luzie, ich wollte am liebsten damals schon alles hinschmeißen. Nicht alleine wegen dem Pups, sondern weil ihr weiterzündeln musstet und beinahe den ganzen Schuppen abgefackelt habt, wenn ich nicht die Gießkanne hineingeschmuggelt und umgeschmissen hätte, ein echter Kraftakt für jemanden, der so flugmüde und ermattet von all den vielen Extraschichten ist, wie ich es war. Du hast ja selbst im Schlaf dummes Zeug gemacht!«
    Leander ließ sich zurück auf den Boden sinken.
    »Ich war erschöpft, ich konnte nicht mehr! Aber es ging weiter, es ging immer so weiter … und dann kam der Gipfel. Du hast diesen Seppo heimlich beobachtet und angefangen, diese völlig kranke Sportart zu betreiben. Das einzige Gute an diesem Kram ist, dass er aus Frankreich kommt. Ansonsten: absolut inakzeptabel! Zu diesem Zeitpunkt habe ich meine Mutter und meinen Vater das erste Mal gebeten, mir eine andere Klientin zu geben. ›Aber nein‹, sagte Papa …« Leander zog ein hochnäsiges Gesicht und verstellte seine Stimme.
    »›Nein, Luzie ist deine Bewährungsprobe, Leander, und vor einer Bewährungsprobe drückt man sich nicht. Erfülle deine Pflicht. Die Truppe erwartet das von dir.‹«
    »Siehst du, so war das auch mit dem Pups.«
    »Luzie … reiz mich nicht! Es ist alles schon schlimm genug. Kommen wir also zur Gegenwart. Deine vermaledeiten Runs. Der Herbstrun. Schöne Idee, wirklich sehr schön. Ich hab dir nachts die Decke weggerissen, immer wieder, damit du krank wirst, und ja, es hat funktioniert, ich weiß, was ich tue, ich komme aus einer hochrangigen, ehrenwerten Sky-Patrol-Dynastie – wir haben unsere Strategien. Aber das juckt dich nicht! Du machst diesen Scheiß trotzdem, obwohl du total verschnupft bist und dir die Seele aus dem Leib hustest, und nach dreizehn Jahren Dauerstress und permanenter Erschöpfung – ich konnte einfach nicht mehr! Und ich wollte auch nicht mehr, Bewährungsprobe hin oder her. Es war mir egal. Also hab ich hingeschmissen.«
    »Toller Schutzengel.«
    »ICH BIN KEIN SCHUTZENGEL!«, schrie Leander und ging einen drohenden Schritt auf mich zu.
    »Ist ja gut. Reg dich ab. Trotzdem ist das alles von vorne bis hinten unlogisch. Du hast hingeschmissen, willst mich nicht mehr beschützen – warum bist du dann überhaupt noch hier?«
    »Ich wurde verdammt«, sagte Leander dumpf. Mit finsterem Blick starrte er durch mich hindurch. »Verdammt und verflucht. Es war zwar hoffentlich ein Versehen, dass der Fluch so schrecklich ausging, mein Vater hat überreagiert, das tut er manchmal, wenn er im Stress ist. Er musste vorher switchen, minutenschnell unendlich viele Kilometer überwinden, und er ist kein guter Switcher. Ich hoffe jedenfalls, dass es ein Versehen war … es muss ein Versehen gewesen sein …«
    Leander japste auf und schloss für einen Moment die Augen.
    »Vater hat überreagiert. Das ist der eine Punkt. Der andere bist du – was auch sonst. Du bist schuld an meinem Körper, Luzie, weil du dich ohnmächtig gestellt hast und ich dich

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