Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Verflucht himmlisch

Verflucht himmlisch

Titel: Verflucht himmlisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bettina Belitz
Vom Netzwerk:
erzählte, hatte er schon oft mit dem Gedanken gespielt, am Pegelturm einen Run zu machen. Und er hatte uns nicht eingeweiht. Oder hatte er nur mich nicht eingeweiht?
    »Mensch, Seppo, diese Fenster sind verdammt schmal«, beschwerte sich Billy. »Da kann höchstens Luzie durch.«
    »Zweites Problem«, meldete sich Serdan wieder zu Wort. Er blinzelte mich entschuldigend an. »Sorry, Katz. Aber das … das mit dir. Das geht echt nicht.«
    »Was geht nicht?« Ich blitzte ihn so drohend an, dass ihm die Röte ins Gesicht schoss und er zu Boden schaute.
    »Wenn du bis dahin keine Leistung bringen kannst, wäre es vielleicht besser, wir treffen David ohne dich. Das ist das, was Serdan meint«, stotterte Billy verlegen. Nur Seppo sagte nichts. Keiner der drei guckte mich an. Serdan hatte seinen Blick nach wie vor auf seine Füße gerichtet, Seppo untersuchte seine Schlüssel, Billy fummelte an seinen Hosennähten herum.
    »David kommt wegen mir«, sagte ich, so ruhig ich konnte. »Wegen meinem Video. Ich werde dabei sein und ich werde mich nicht blamieren, das schwöre ich euch.«
    »Wir meinen es ja nur gut, Luzie«, versuchte Seppo mich zu beschwichtigen »Ich meine, du hattest wirklich einen bösen Sturz und vielleicht musst du dich einfach noch ein bisschen schonen. Vielleicht ist es aber auch nicht mehr die richtige Sportart für dich …«
    »Halt die Klappe, Guiseppe!«, blaffte ich ihn an. »Ich will darüber nicht reden, verstanden? Kein Wort. Ich werde da sein. Ihr könnt es mir nicht verbieten.«
    Die lungs schwiegen eine Weile und spuckten ab und zu auf den Boden. Dann fingen sie wie auf ein stilles Kommando hin damit an, sich aufzuwärmen. Meine Füße zuckten und meine Waden kribbelten, so gerne hätte ich mich ihnen angeschlossen.
    »Nicht böse sein, Katz«, raunte Seppo mir zu, bevor er den anderen an die Reckstangen folgte. »Okay?«
    Ich schwieg. Ich hatte keine Lust, ihn anzusehen.
    »Wir inspizieren morgen das Gelände. Komm doch mit, wenn du Lust hast«, rief er mir gönnerhaft zu, als er sich davonmachte. Es klang, als sei es bereits beschlossene Sache, mich aus dem Team zu verbannen. Früher wäre es eine Selbstverständlichkeit gewesen, dass ich mitkam. Und jetzt?
    »Klar«, erwiderte ich tonlos. Fieberhaft dachte ich nach. Eine Woche würde reichen, um auf meinen früheren Trainings stand zu kommen, wenn ich mich anstrengte. Vielleicht hatte das ständige Ankämpfen gegen Leanders Gewicht meine Muskeln sogar zusätzlich gestärkt. Falls Leander bis zum Wochenende nicht verschwunden sein sollte, war es höchste Zeit, die Sache selbst in die Hand zu nehmen. Dann musste ich mir etwas einfallen lassen.
    Den Pegelturm und das Treffen mit David durfte Leander mir nicht ruinieren. Auf gar keinen Fall.

Schluss mit lustig
    Oh nein, dachte ich, als ich aufwachte. »Nicht gut«, hätte Leander an meiner Stelle gesagt, doch der lag in meinen Teppich eingerollt und an die Heizung gepresst auf dem Boden und drehte mir schnarchend den Rücken zu.
    Mein Ohr tat weh. Genauer: mein rechtes Ohr. Und das war mein Problemohr. Ich war spät in der Nacht aufgewacht, als Leander von seinem Flug zurückgekehrt war. Aber diesmal dauerte es, bis er das Fenster schloss. Wie immer, wenn ich mich im Halbschlaf befand, war ich zu träge, um zu sprechen, und hoffte, dass er bald genug davon hatte, in die Dunkelheit zu starren. Irgendwann war es auch so und danach hoffte ich, dass er sich um mein Ohr kümmern und es zudecken würde. Denn es fühlte sich inzwischen eiskalt an. Der frostige Luftzug war mitten in meinen Gehörgang gerauscht. Und weil ich wirklich sehr müde war, schlief ich wieder ein, obwohl meine innere Stimme mir sagte, dass mein Ohr jetzt sofort zugedeckt werden müsste und nicht erst dann, wenn Leander es in den Kram passte.
    Das hatte ich nun davon: ein dumpfes Pochen in der rechten Gesichtshälfte und einen ziehenden, drückenden Schmerz im Ohr, der sich, wenn ich Pech hatte, bald in ein heißes Stechen verwandeln würde. Aber nur wenn ich Pech hatte. Vielleicht waren es auch ganz normale Ohrenschmerzen, die von selbst wieder verschwanden.
    Es war Freitagmorgen – ein Tag vor Seppos und meinem Kinodate. Bisher hatte ich keine Lösung gefunden, wie ich Leander loswerden sollte. Ich konnte seine Truppe ja schlecht anlocken und überreden, ihn zu erlösen. Ich sah keine anderen Körperwächter außer ihm; ich würde es gar nicht merken, wenn sie in der Nähe waren. Doch selbst wenn ich sie sehen würde – was

Weitere Kostenlose Bücher