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Verflucht himmlisch

Verflucht himmlisch

Titel: Verflucht himmlisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bettina Belitz
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kneifen. Es würde aussehen, als hätte ich Schiss bekommen. Und ich hatte keinen Schiss. Nein, ich freute mich drauf.
    Ich würde meinen Herbstrun durchziehen und Guiseppe aus der 10b würde zuschauen. Mir, der dreizehnjährigen Luzie aus der 7c.
    Das war alles, was zählte.

Der Tag
    Verdammt, wo steckte der Kerl nur? Ich beugte mich weit aus dem Fenster und ließ meine Blicke über den Schulhof schweifen. Noch heute Morgen in der S-Bahn hatte Guiseppe gesagt, dass er meinen Herbstrun filmen wolle. Mit dem Handy. Und wenn er gelang und ich nicht stürzte wie beim Frühlings- und Sommerrun, würden wir ihn ins Internet stellen. Aber jetzt konnte ich Seppo nirgendwo entdecken und die Pause war fast vorbei.
    Eine kalte Windböe streifte meine Nase. Ich musste niesen und bekam gleichzeitig einen Hustenanfall. Mir traten die Tränen in die Augen. Keuchend schluckte ich. Autsch, mein Hals. Die Erkältung hatte sich über Nacht verschlimmert, nicht verbessert – und es war kein Wunder. Als ich morgens aufwachte, lag ich ohne Decke auf dem Bett. Sie war auf den Boden gerutscht. Ich wusste nicht, wie lange ich ohne Decke geschlafen hatte, aber es war kalt im Zimmer gewesen und meine Nase so verstopft, dass ich fast keine Luft mehr bekommen hatte. Ich verstand das nicht. Das war mir noch nie passiert. Normalerweise rollte ich mich in die Bettdecke ein wie ein Einsiedlerkrebs in seine Muschel. Nur die Nasenspitze schaute heraus.
    Da! Jetzt sah ich ihn. Seppo lehnte oben im Kunstsaal am Fenster und gab mir ein Zeichen. Er hatte das Handy schon in der Hand. Es klingelte zum zweiten Mal. Gleich würde unsere Lehrerin ins Klassenzimmer kommen. Ich drückte beide Fensterflügel weit auf.
    »Oh Luzie, mach bloß das Fenster zu, es ist schon kalt genug«, jammerte Sofie. »Außerdem bist du krank. Es reicht, dass du uns alle anniest.«
    Ich achtete nicht auf sie. Sofie hatte immer etwas zu jammern, ob ich krank war oder nicht, ob es kalt war oder warm. Das durfte man nicht persönlich nehmen.
    »Die hat wieder was vor«, unkte Lena und begann mit Sofie zu tuscheln. Was hieß hier »wieder«? Okay, im Sportunterricht machte ich gerne etwas anderes als das, was gefragt war. Und manchmal ging ich über die Schulbänke nach draußen und nicht über den Boden. Teilweise auch im Handstand. Aber das, was jetzt kommen würde, hatte es noch nicht gegeben in der 7c.
    Ein letztes Mal prägte ich mir die Strecke ein. Dach, Lampe, Gerüst, Mülleimer, Turnhalle. Zwei Meter konnte ich aus dem Stand springen. Mindestens. Vor allem wenn ich ein bisschen bergab springen konnte. Und das Dach war sicher einen halben Meter tiefer als das Fensterbrett. Guiseppe fing an zu grinsen und winkte albern herüber. Der dachte, ich hätte Schiss. Ich wurde sauer. Er war doch immer derjenige, der sagte, man solle vorher die Umgebung abchecken und seine Grenzen kennen und respektieren. Und jetzt grinste er blöd, weil ich genau das tat. Mein Husten verebbte. Ich konnte Luft holen, ohne dass es im Hals kratzte. Sofort schwang ich mich auf das Fenstersims und gab Seppo ein Zeichen.
    »He, Luzie, was machst du denn?!«, rief Sofie hinter mir. Sie klang ängstlich. Auch das war nichts Neues. Aber nun rief nicht nur sie nach mir. Alle redeten durcheinander.
    Ich ging in die Knie und stieß mich ab. Dann flog ich. Mit einem Ruck im Magen landete ich beidfüßig auf dem Dach. Ohne auch nur ansatzweise aus dem Takt zu geraten, spurtete ich weiter. Darauf kam es an. Es musste geschmeidig aussehen. Sie nannten mich Katz. Ich musste mich wie eine Katze bewegen. Und das konnte ich.
    Mit drei großen Schritten hatte ich das Dach überquert und sprang der Lampe entgegen. Ich ging wieder in die Knie, als ich landete, die Arme ausgebreitet – aber ich hatte recht gehabt, sie bot genug Platz, mehr als genug, und ja, sie schwankte, aber das machte nichts. Ich stand. Die Rufe hinter mir vermischten sich mit Applaus und Pfiffen. Aus den Augenwinkeln sah ich, dass Trauben von Schülern an den Fenstern hingen. Doch im Parkour durfte man sich keine Verzögerungen leisten. Und ich hatte noch Kraft, obwohl sich ein neuer Hustenanfall anbahnte.
    Wie ein Raubtier auf der Jagd hechtete ich zum Baugerüst, griff mit den Händen nach den Eisenstangen, zog mich hoch, rannte über die polternden Planken hinüber ans andere Ende. Hier musste ich mich nach unten hangeln, wie beim Turnen am Reck, noch einmal abstoßen und – nein. Nein. Nein! Scheiße!
    Ich versuchte, meine Füße im Schwung zur

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