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Verflucht in Alle Ewigkeit

Verflucht in Alle Ewigkeit

Titel: Verflucht in Alle Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael J. Parrish
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Haupt.
    »Memoros? Custos? Anticos?«
    Die drei Richter, die nebeneinander saßen, verneinten.
    »Sapienos?«
    »Ich bin dafür. Torn soll seine Chance erhalten.«
    »Anarchos?«
    »Die alten Gesetze gelten nicht mehr. Torn soll gehen.«
    »Lyricos?«
    »Ein neuer Wanderer. So mag es geschehen.«
    »Chronos?«
    »Niemals. Ein Sterblicher kann die Sterblichen nicht retten – er wird sie nur noch mehr ins Verderben stürzen.«
    »Damit steht es fünf zu fünf, Aeternos«, sagte Severos mit bebender Stimme. »Ebenso viele von uns sind dafür wie dagegen. Wir werden keine Entscheidung treffen können.«
    »Ach nein? Und warum nicht?«, erhob sich plötzlich eine junge, schneidende Stimme. Konsterniert nahmen die Richter zur Kenntnis, dass es Torn war, der sprach. »Habe ich denn gar nichts zu sagen? Zählt meine Stimme denn nicht?«
    »Du, Sterblicher?« Severos schien ihn durchdringend anzustarren. »Darf denn der Mörder entscheiden, ob er schuldig ist oder nicht?«
    »Schuldig gesprochen habt ihr mich doch bereits«, knurrte Torn. »Und ihr habt Recht, ich trage Schuld an dem, was geschehen ist, doch ich bereue es mehr, als ich es jemals mit Worten ausdrücken könnte. Es wird keinen Tag mehr geben, an dem ich nicht an das denke, was ich gesehen habe, keine Nacht, in der es mich nicht in meinen Träumen verfolgen wird. Aber wenn es eine Möglichkeit gibt, ungeschehen zu machen, was geschehen ist …«
    »Nur theoretisch«, wehrte Severos ab.
    »… bitte ich euch, mir eine Chance zu geben«, fuhr Torn unbeirrt fort. »Mehr noch – ich flehe euch an! Ihr Richter der Zeit – wenn für die Menschen noch Hoffnung besteht, dann lasst mich gehen. Nicht um meinetwillen, sondern um ihretwillen. Straft nicht sie, wenn ihr mich strafen wollt.«
    Demütig senkte Torn sein Haupt und verneigte sich – eine Geste, die die Richter beeindruckte. »Er meint es ehrlich«, stellte Sapienos fest. »Er spricht die Wahrheit.«
    »Und wenn schon! Gegen die Grah'tak kann er nicht bestehen!«
    »Ich kann es wenigstens versuchen«, beharrte Torn.
    »Einfältiger Sterblicher, was weißt du schon?«, fuhr Severos ihn an. »Weißt du, was es heißt, gegen die Grah'tak zu kämpfen? Gegen das absolut Böse?
    Nein, du hast keine Ahnung – denn wenn du es wüsstest, würdest du dich von Grauen gepackt in ein dunkles Loch verkriechen!«
    »Ich weiß, was mich erwartet«, entgegnete Torn mit fester Stimme. »Ich habe es gesehen.«
    »Und trotzdem willst du zurück?« Torn zögerte einen winzigen Augenblick. Allein der Gedanke an die brennenden, verwüsteten Straßen von Summerset, an das Elend, den Wahnsinn und die Grausamkeit, die er gesehen hatte, jagte ihm kalte Schauer über den Rücken.
    »Ich muss«, sagte er dennoch. »Mein Gewissen lässt mir keine Wahl.«
    Diesmal schwiegen die Richter, schienen sich mit Blicken zu verständigen.
    »Also gut, Sterblicher«, sagte Severos nur, »es sei!«
    Und plötzlich begann sich alles ringsum zu verändern …
     
    Der Richtertisch und das Gewölbe verblassten, wichen einem blauen Himmel und dem steinigen Ufer eines Flusses.
    Plätschernd wusch das Wasser über ein steinernes Flussbett hinweg, hier und dort bildeten sich wirbelnde Strudel. Verwirrt blickte sich Torn um. Nur Aeternos war noch bei ihm – die übrigen Richter waren verschwunden.
    »Was – was ist jetzt los?«, fragte Torn verblüfft. »Wo sind plötzlich alle hin?«
    »Fort«, sagte Aeternos. »Wichtig ist nur, was sie zurückgelassen haben.«
    »Und das ist?«
    »Ihr Einverständnis«, antwortete Aeternos. »Weißt du, was das ist?«, erkundigte er sich dann, auf den Wasserlauf deutend.
    »Ein Fluss«, entgegnete Torn ein wenig verärgert – er hatte von dem ewigen Rätselraten langsam die Nase voll.
    »Nein«, widersprach Aeternos kopfschüttelnd. »Es ist ein Bild. Ein Bild für die Zeit.«
    »Die Zeit?« Wieder einmal verstand Torn nicht.
    »Vergiss alles, was man dir jemals über die Zeit erzählt hat, Torn«, fuhr der Alte fort, »alles, was deinesgleichen über die Zeit zu wissen glaubte – denn es ist falsch. Zeit ist nicht, wie ihr Menschen sie erlebt, und jede Theorie, die eure Wissenschaftler jemals darüber entwickelt haben, ist nur ein Hauch von der Wahrheit. Sieh her.«
    Aeternos trat vor, hob ein welkes Blatt vom Boden auf und warf es in den Wind, der es erfasste und aufs Wasser wehte. Der Flusslauf trug das Blatt davon, und schon kurz darauf war es in einem der zahllosen Strudel verschwunden.
    »So sind die

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