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Verflucht seist du: Kommissar Dühnforts fünfter Fall (German Edition)

Verflucht seist du: Kommissar Dühnforts fünfter Fall (German Edition)

Titel: Verflucht seist du: Kommissar Dühnforts fünfter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inge Löhnig
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Weil er dir vorgemacht hat, dich zu lieben? Deshalb? Ja? Ich habe dich doch auch geliebt. Anders natürlich. Nicht begehrt. Hat er das? Dich begehrt? Du hast noch nie mit einem Jungen geschlafen. Ein paar feuchte Küsse mit Lukas in der sechsten Klasse. Das war alles, was du an Erfahrung hattest. Deine Sehnsucht kann ich ja verstehen. Warum nur bist du auf diesen Idioten hereingefallen? Was hat er dir vorgegaukelt? Er muss gut gewesen sein. Echt gut. Dir hat man nicht so schnell was vorgemacht.
    All diese Gedanken jagten ihr durch den Kopf und vermischten sich mit denen, die Daniel galten. Bei jeder Erinnerung an ihn legte sich ein kalter Schmerz in ihre Brust. Er war ihr Freund gewesen, von Kindesbeinen an, und für ein paar Monate auch ihr Liebster. Irgendwann hatte sich das ergeben. Und irgendwann war ihr klargeworden, dass aus Freundschaft nicht zwangsläufig Liebe wurde. Sie mochte ihn. Sehr. Doch sie liebte ihn nicht. Und nun war er tot. Wie konnte er nur tot sein? Weshalb starben alle? Ihr Kopf dröhnte, die Augen brannten.
    Sie brauchte jetzt einen Kaffee. Bis sie den gemacht hatte, musste sie Phils Anwesenheit ertragen. Der Milchbehälter der vollautomatischen Gaggia war leer. Sie holte aus dem Kühlschrank Nachschub.
    »Daniel ist tot.« Mit beiden Händen umfasste Phil das Glas mit dem Latte, als wäre ihm kalt. »Hast du bestimmt schon gehört.«
    Hatte er das etwa erst jetzt erfahren? Mam hatte ihm das doch sicher gesagt. »Ja … Die Polizei war da.«
    »Scheint dich total kaltzulassen. Dabei hat er dich geliebt. Richtig geliebt. Dieser verdammte Idiot. Er hat … Er hätte alles für dich getan. Leider hat er einfach nicht kapiert, dass du nichts Besonderes bist. Nur eine oberflächliche Konsumschnepfe. Mein Gucci, mein Prada, mein Louis Vuitton. Hast du überhaupt eine Ahnung, was die Handtasche gekostet hat, die er dir geschenkt hat?«
    Was sollte diese Anklage jetzt? »Drei Euro fünfzig. Die ist doch gefakt.«
    Eine Sekunde starrte Phil sie an und zuckte dann mit den Schultern. »Braves Mädchen. Mach einfach nur weiter, als wäre nichts passiert. Mach alles, was Mami und Papi erwarten. Solange das vergoldet wird, kann es ja nicht falsch sein.«
    »Ach ja? Guck mal in den Spiegel. Wer studiert denn Physik, weil Paps das will?«
    Mit einem Zug leerte Phil das Glas Kaffee. »Ich werde nicht weitermachen. Und ich fliege auch nicht mit auf die Seychellen. Familienidyll könnt ihr ohne mich spielen.« Mit diesen Worten stand er auf und verließ die Küche. Mika sah ihm sprachlos nach. Phil wollte das Studium schmeißen und nicht mit in Urlaub fahren? Hatte er irgendwas eingeworfen? Vermutlich.
    Sie trank den Kaffee und ging unter die Dusche. Auch wenn ihr zum Heulen zumute war, konnte sie den Tag nicht heulend im Bett verbringen. Würde Phil wirklich das Studium sausen lassen? Eigentlich eine gute Idee. Er hatte nie Physik studieren wollen. Vielleicht sollte sie sich ausnahmsweise mal ihr Bruderherz zum Vorbild nehmen und das BWL-Studium gar nicht erst beginnen.
    Natürlich hätte sie Phil gleich von Daniel erzählen sollen. Doch wie? Sie hatte ihn ja eben zum ersten Mal gesehen, seit sie es selbst erfahren hatte. Phil mutierte langsam zum Nachtschattengewächs. Vermutlich hatte Mam ihn angerufen.
    Mika ging ins Ankleidezimmer. Von Bräuchen und Ritualen hatte sie bisher nicht viel gehalten. Doch heute fühlte sie sich wegen Daniel und Isa so elend, dass sie das zeigen wollte. In Asien trug man Weiß als Zeichen der Trauer, hatte sie mal gehört. Weiß symbolisierte dort den Glauben an eine Wiedergeburt. Mika sah Isa vor sich. Ein Schmetterling, der schwerelos in der Luft tanzte. Das würde ihr gefallen. Und Daniel als schnurrender und kuschelnder Kater. Denn so war er gewesen. Liebesbedürftig. Sie schlüpfte in eine weiße Leinenhose und ein passendes Top. Für euch. Miss you so!
    Das MacBook war an. Der Bildschirmschoner lief. Wenn sie herausfinden wollte, wer Sascha war, dann musste sie seine Mails an Isa lesen. Mit etwas Glück fand sie Infos über ihn, vielleicht seine Handynummer. Sie gab sich einen Ruck, loggte sich als Isa auf Facebook ein und öffnete den Ordner mit den persönlichen Nachrichten.
    Doch sie hatte Skrupel. Es war, als würde sie im Tagebuch ihrer besten Freundin schnüffeln. Sie spionierte Isa aus. Ihre Gedanken und Gefühle, die sie mit Sascha geteilt hatte. Aber Isa war tot. Und Sascha, diese feige Ratte, war einfach untergetaucht. Sein letztes Posting war das mit dem fiesen

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