Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Verflucht seist du: Kommissar Dühnforts fünfter Fall (German Edition)

Verflucht seist du: Kommissar Dühnforts fünfter Fall (German Edition)

Titel: Verflucht seist du: Kommissar Dühnforts fünfter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inge Löhnig
Vom Netzwerk:
war zwischen Betreten der Baustelle und dem Schuss vergangen. »Peng. Das war es dann.«
    Alois legte sich in den Staub. Ein Blick auf die Stoppuhr. Dreiundfünfzig Sekunden. Das passte zur Aussage von Ricarda Nowotny. Links von Alois erhob sich ein Stapel Gipskartonplatten. Von rechts an den Körper heranzutreten war deutlich einfacher und damit die linke Hosentasche näher. Dühnfort bückte sich und steckte ihm ein Päckchen Tempos zu.
    »Bingo. So wird das abgelaufen sein.« Alois rappelte sich auf, klopfte den Staub von Hose und Hemd.
    »Weshalb hat der Täter über eine Stunde gewartet und sich in dieser Zeit nicht anders besonnen? Als Daniel endlich kam, hat er sofort geschossen. Eine geplante und eiskalt ausgeführte Tat. Man könnte fast denken, ein Auftragskiller.« Dühnfort fühlte sich ratlos wie selten. Woher hatte der Täter gewusst, wann Daniel hier sein würde? Hatte er einen Tipp erhalten? Hatte er seine Gewohnheiten ausgespäht? Oder einfach nur geduldig gewartet, bis der Junge auf dem Heimweg hier vorbeikommen würde?
    »Vielleicht doch eine Drogengeschichte. Wenn er seine Partner ums Geld geprellt hat oder um den Stoff. Wir sollten weiter in diese Richtung ermitteln.« Alois folgte ihm zum Ausgang Petunienweg. Die schlammige Pfütze mit dem Sohlenabdruck befand sich vor dem Erdwall. Dort musste der Lieferwagen gestanden haben. Gerlinde Weylandt hatte die Baustelle kurz zuvor auf dem Rad passiert. Als der Schuss fiel, war sie auf Höhe der Hausnummer 22, etwa zweihundert Meter vom Tatort entfernt, von Ernst Meyer bemerkt worden. Sie musste den Lieferwagen gesehen haben. Und vielleicht mehr. »Wir brauchen Frau Weylandt. Hoffentlich treiben die französischen Kollegen sie bald auf.«
    Kirsten kam über die Straße. »Der Täter kannte Daniel entweder gut oder er hat seine Lebensgewohnheiten ausspioniert. Auf alle Fälle wusste er, dass Daniel in der Kneipe war und zu Fuß nach Hause gehen würde.«
    »Wen suchen wir also?«, fragte Dühnfort. »Jemanden, der einen imperialblauen Fiat Ducato fährt, etwa eins fünfundsiebzig groß ist, Marlboro raucht und Schuhe Größe fünfundvierzig oder sechsundvierzig trägt.«
    Kirstens Brauen schoben sich zusammen. »Dafür müsste er größer sein. Woher stammt die Information über die Körpergröße?«
    »Rückschlüsse, die Dr. Weidenbach aus dem Winkel des Schusskanals gezogen hat. Aber das hast du ja nicht mehr mitbekommen«, meinte Alois.
    »Das habe ich ja noch nie gehört. Völlig neue Methode. Bei uns in Würzburg hätten das, wenn überhaupt, die Ballistiker gemacht. Bei dieser Schuhgröße muss er jedenfalls größer sein. Eher eins fünfundachtzig.«
    Dühnfort folgte dem Disput und stimmte Kirsten im Stillen zu, während sein Blick an den Isoliermaterialrollen haften blieb. Auch im ersten Stock standen sie. Etliche reihten sich hinter Alois auf dem Platz vor der Treppe. Möglicherweise hatten sie den Knall gedämpft. Vielleicht war das der Grund, weshalb niemand den Schuss als solchen erkannt hatte.
    Mindestens fünfundsiebzig Minuten hatte der Täter hier verbracht, geraucht und auf Daniel gewartet. Jemand, der die Nerven behielt, sein Vorhaben nicht aufgab. Jemand, der keinen Zweifel kannte.

25
    Als Mika gegen Mittag in die Küche kam, traf sie Phillip. Er saß an der Granittheke vor einem Latte macchiato und löffelte einen Becher Birchermüsli in sich hinein. Mit einem Blick taxierte sie sein affiges Outfit. Hautenge graue Hüftjeans, und das bei diesen Spargelbeinen, wild gemustertes, ebenso enges T-Shirt. Er sah total fertig aus. Bleich wie ein Vampir. Ringe unter den Augen. Dunkler Bartschatten. Bestimmt hatte er die Nacht durchgemacht und war grad heimgekommen.
    »Morgen, Schwesterlein.«
    »Hi, Phil.« Ein Latte war eine gute Idee. Müdigkeit saß in ihrem Schädel wie Watte. Bis zum Morgengrauen hatte sie sich im Bett gewälzt. Durfte sie das? Diese Grenze einfach überschreiten und Isas Nachrichten an Sascha auf Facebook lesen? Seit es ihr gelungen war, das Login zu knacken, schob sie das vor sich her. Isas Gedanken und Gefühle. All das, was sie mit Sascha geteilt und ihm anvertraut hatte. Ihre Wünsche, Träume und Sehnsüchte. Sie konnte nicht darin herumschnüffeln. Wenn Isa das gewollt hätte, hätte sie nicht ihren Laptop mit in die Badewanne genommen.
    Ach, Isa! Wie konntest du nur auf diesen Kerl hereinfallen? Du warst doch so sensibel, hattest ein Gespür für die Leute, aber diesem Idioten bist du auf den Leim gegangen.

Weitere Kostenlose Bücher