Verflucht seist du: Kommissar Dühnforts fünfter Fall (German Edition)
art . Wenn das nichts bringt, weiten wir die Suche in die Nachbarlandkreise aus. Wie zuverlässig schätzt du die Zeugin ein, was die Beschreibung des Schriftzugs angeht?« Diese Frage galt Kirsten.
Sie zögerte. »Ricarda Nowotny hat im Laufe des Abends eine ganze Flasche Wein getrunken. Allerdings macht sie den Eindruck, etwas zu vertragen. Trotzdem, ob wir uns wirklich auf art festlegen sollten? Ich weiß nicht. Besser, wir beschränken uns auf rot-weiße oder orange-weiße Schriftzüge.«
Dühnfort bat Sophie Dreher, diese Aufgabe zu übernehmen, und wandte sich wieder an Kirsten. »Was macht die Suche nach unserer Radfahrerin Gerlinde Weylandt?«
»Die französischen Kollegen fahnden nach ihr. Doch das ist nicht so einfach. Ich habe mit der Angestellten gesprochen, die solange den Laden führt. Die Weylandts sind keine Freunde von Autobahnen. Es ist gut möglich, dass sie mit ihrem Wohnmobil in aller Gemütlichkeit über französische Landstraßen hoch an die Ärmelkanalküste zuckeln. Und genauso gut ist es möglich, dass sie während der Reise ihre Pläne ändern und am Ende in Spanien landen oder sonst wo. Wir sollten es zusätzlich mit einem Reiseruf versuchen.«
»Gut. Erledigst du das?«
»Natürlich.«
Ein leicht zu lösender Fall, das hatte Dühnfort vor zwei Tagen gedacht. Doch noch immer kannten sie das Motiv nicht, wurden einer wichtigen Zeugin nicht habhaft und hatten, bis auf den Lieferwagen, keine Spur. Von einem Durchbruch schienen sie noch weit entfernt, und das versetzte Dühnfort in eine nervöse Gereiztheit. Das Gefühl, den Fall nicht zu fassen zu bekommen, war plötzlich da. Ebenso die Frage, ob Isas Selbstmord und Daniels Tod zusammenhingen. Er wandte sich an Meo. »Hast du in Daniels Mails Kontakte zu einem Sascha gefunden?«
Meo, der gerade einen Bissen von einem seiner obligatorischen Energie-Riegel genommen hatte, schüttelte den Kopf. »Und bei den Handykontakten ist auch nichts«, sagte er kauend. »Ich sehe mir diesen Sascha mal auf Facebook an. Wenn er ein öffentliches Profil hat, ist das kein Problem.«
Dühnfort hatte keine Ahnung, wie soziale Netzwerke funktionierten. Er nutzte das Internet zwar intensiv, doch nicht um Freundschaften zu knüpfen und zu pflegen. Dafür erschien ihm das richtige Leben geeigneter. Da machte ihm niemand so schnell etwas vor. Wenn einem ein Mensch gegenüberstand, bildete man sich in Sekundenbruchteilen eine Meinung, und die war meistens richtig. Im Netz konnte jeder jedem vorgaukeln zu sein, was er nicht war. Mit Lügen und Täuschungen hatte er in seinem Beruf schon genug zu tun. Da konnte er in seinem Privatleben gut darauf verzichten.
»Mit Wallner von Rauschgift habe ich gesprochen.« Mit diesen Worten holte Kirsten ihn aus seinen Überlegungen. »Daniel ist ihnen nicht bekannt. Aber die Kollegen werden sich für uns in der Szene umhören.«
»Sehr schön. Warten wir ab, was sich da tut.« Sie kamen nicht weiter. Er ließ die Ereignisse der Mordnacht Revue passieren und hatte das Gefühl, dass etwas nicht stimmte, nicht passte. Er fasste einen Entschluss. »Wir gehen jetzt den Ablauf vor Ort durch.«
24
Der Tatort war noch nicht freigegeben. Ruhig lag die Baustelle in der Mittagshitze. Die Sonne stand gleißend hell am Himmel. Eine richtige Tatrekonstruktion, bei identischen Lichtverhältnissen, wäre optimaler, überlegte Dühnfort. Doch er hatte das Gefühl, keine Zeit verlieren zu dürfen. Sie mussten ihr Vorstellungsvermögen nutzen.
In der Mordnacht war es dunkel gewesen. Lediglich das Licht der Straßenlaternen hatte das Gebäude dürftig beleuchtet. Tiefe Schatten. Kaum erhellte Bereiche. Beide hatten sich vorsichtig vorantasten müssen. Täter und Opfer. Denn sicher hatte der Täter es nicht riskiert, mit einer Taschenlampe die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Zu rauchen war schon leichtsinnig genug gewesen.
Dühnfort verständigte sich über Funk mit Kirsten, die den vorderen Zugang im Anemonenweg geöffnet hatte und nun bei Ricarda Nowotny war, vergewisserte sich dann, dass Alois am Hachinger Eck Position bezogen hatte, und startete seinen Wagen. »Ich fahre jetzt über den Kreisverkehr in den Petunienweg und parke hinten an der Baustelle.«
Dort angekommen, sah er sich um. Wo parkte man am besten einen Lieferwagen, der nicht bemerkt werden sollte? Im Geschäftshaus linker Hand hatte sich zu dieser nachtschlafenden Zeit niemand befunden. Im Mehrparteienhaus rechter Hand waren die meisten Mieter in Urlaub. Die Wohnungen
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