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Verflucht seist du: Kommissar Dühnforts fünfter Fall (German Edition)

Verflucht seist du: Kommissar Dühnforts fünfter Fall (German Edition)

Titel: Verflucht seist du: Kommissar Dühnforts fünfter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inge Löhnig
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mussten dunkel und still gewesen sein. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite erstreckten sich Felder. Ein Weg trennte sie, der von Haselnussbüschen gesäumt wurde. Hier vielleicht? Doch ein Lieferwagen, der dort mitten in der Nacht stand, würde eher auffallen als vor einer Baustelle, wo man derartige Fahrzeuge häufig sah. Dühnfort stoppte vor den Absperrgittern, entfernte das polizeiliche Siegel und das Absperrband und schob eines der Gitter beiseite. Erstaunlicherweise machte das kaum Krach. Es lag an den Standfüßen aus dickem schwarzem Kunststoff.
    Über den Zugang Petunienweg betrat er das Gebäude, ging durch den Raum mit der Säule, passierte die Lagemarkierung der Leiche und stieg über die Treppe in den ersten Stock. Dort stellte er sich ans Fenster. Der Anemonenweg war gut einzusehen. Dühnfort funkte Alois an. »Du kannst losgehen.«
    Vier Minuten später erschien er in Dühnforts Blickfeld. Kirsten stand mit Ricarda Nowotny auf dem Balkon im Haus gegenüber. Der Täter hatte zumindest um dreiundzwanzig Uhr hier oben geraucht. Das Aufglimmen seiner Zigarette war von ihr bemerkt worden. Die Kippen hatten hier gelegen. Er musste sie gesehen haben, die einsame Frau, die sich im Schein von Windlichtern langsam betrank. Er war das Risiko eingegangen, bemerkt zu werden. Hatte die Nikotinsucht die Vernunft besiegt? Oder war es Gedankenlosigkeit gewesen oder gar das Gefühl, unbesiegbar zu sein? Oder war die Tat am Ende nicht geplant gewesen?
    Gemütlich schlendernd näherte sich Alois dem Haus. Dühnfort trat ein Stück zurück. Der Täter hatte sicher darauf geachtet, nicht am Fenster gesehen zu werden. »Pst!«
    Alois reagierte nicht. Also lauter. »Pst. Daniel.« Auch das war noch zu leise. »Daniel«, zischte Dühnfort deutlich lauter. Doch Alois hörte ihn erst, als er sich ans Fenster stellte. Und das hatte der Täter angesichts der Zeugin von gegenüber sicher nicht getan.
    Dühnforts Funkgerät knisterte. Kirsten meldete sich. »Frau Nowotny sagt, Daniel hat nicht nach oben geblickt. Er ist stehen geblieben und dann zögernd auf den Eingang zugegangen. Der Täter muss also unten gewesen sein. Daniels Zögern werte ich als Überraschung. Und die Art, wie er sich der Baustelle genähert hat, als wollte er daran vorbeigehen. Er scheint nicht verabredet gewesen zu sein. Jemand hat ihn in die Baustelle gelockt.«
    »Gut. Wir probieren das noch einmal. Ich beziehe unten Position.« Dühnfort suchte nach einem Platz, von dem aus er den Anemonenweg möglichst weit einsehen konnte, ohne selbst bemerkt zu werden. Das erwies sich als schwierig. Eine Palette Ziegel beeinträchtigte die Sicht. Erst als er sich hinter der Mauer in der Nähe des Eingangsbereichs verbarg, hatte er etwa dreißig Meter Sichtweite. Und das war sicher auch nachts so gewesen. Denn eine Laterne stand direkt gegenüber. Nun klappte es. Alois hörte ihn bereits beim ersten Mal. Zögernd sah er sich um. Als er seine Schritte Richtung Haus lenkte, startete Dühnfort die Stoppuhr seines Handys, zog sich in den hinteren Teil zurück und postierte sich vor der Säule.
    »Ich komme rein. Sehe mich um«, sagte Alois. »Bei der Dunkelheit ist das schwierig. Hallo, wer ist da? Wer hat mich gerufen? Der Täter muss Daniel noch einmal auf sich aufmerksam gemacht haben.« Während er sprach, erreichte Alois die Treppe. Er sah nach oben.
    »Daniel. Hier hinten.«
    »Es ist dunkel. Daniel hat sich bestimmt vorsichtig vorangetastet.« Bedächtig setzte Alois einen Fuß vor den anderen, sah sich um und betrat den Raum. »Er muss seinen Mörder gekannt haben. Sonst wäre er niemals mitten in der Nacht hier rein.«
    »Vielleicht hat sein Mörder auch vorgetäuscht, in Not zu sein und Hilfe zu brauchen.«
    Alois machte noch einen Schritt und blieb stehen. Mitten in der Positionsmarkierung der Leiche. »Die Lichtverhältnisse waren schlecht. Daniel wird den Täter etwas später wahrgenommen haben.« Ein weiterer Schritt und Alois erreichte das Fußende der Markierung.
    Dühnfort hob seine gesicherte Dienstwaffe. Hier hatte der Täter gestanden, hatte die Waffe gehoben und gewartet, bis Daniels Kontur sich aus der Dunkelheit schälte. Was war in ihm vorgegangen? Hatte seine Hand vor Wut gezittert, oder war sie kalt vor Hass ganz ruhig geblieben? Hatte er Daniel angesprochen, ihm sein Urteil verkündet, oder hatte er geschwiegen und einfach abgedrückt? Vermutlich einfach abgedrückt. Ganz sicher wollte er sich auf keine Diskussion einlassen. Nur eine Minute

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