Verflucht seist du: Kommissar Dühnforts fünfter Fall (German Edition)
Leine?«
»Eher selten. Das ist ein Golden Retriever. Der braucht Auslauf. Meistens rennt er vorneweg.«
»Ist Ihnen noch etwas eingefallen, wie oder wo wir Frau Weylandt erreichen könnten?«
Bedauernd hob die Verkäuferin die Hände. »Ich habe Ihrer Kollegin schon alles gesagt. Es kann sein, dass sie ihre Pläne ändern und am Ende durch Italien oder Spanien fahren.«
»Und sie sind wirklich nicht über Handy erreichbar?« Das war heutzutage kaum vorstellbar.
»Sie haben beide keines. Das dürfen Sie mir schon glauben. Die Handystrahlung verursacht Krebs. Das ist nachgewiesen. Blöd wären wir, wenn wir uns diese Dinger kaufen würden.«
27
Wahnsinn, wie Sascha Isa angebaggert hatte. Manchmal ein wenig plump und dann wieder total witzig, aber immer sehr zielgerichtet. Als ob er ausprobiert hätte, wie er sie am besten erreichen konnte. Anfangs war es das Übliche gewesen. Ihm gefiel ihr Musikgeschmack. Er mochte dieselben Filme und Schauspieler. Er schmeichelte ihr, dass sie total lustig und schlagfertig sei und dass er darauf total abfahre. Als Isa schrieb, dass sie gerne eine Katze hätte, antwortete er, dass es ihm ebenso ging, seine Mutter aber leider an einer Katzenhaarallergie litt. Wenn ich mal eine eigene Wohnung habe, schrieb er , werde ich mir aus dem Tierheim eine Katze holen. Kennst du dieses Video schon? Total lustig. Ich habe mich fast totgelacht. Mit diesen Worten hatte er ein Video auf YouTube verlinkt, das eine Katze zeigte, die in Schachteln und Kartons kletterte und ständig darin stecken blieb. Der reinste Slapstick. Sogar Mika musste lachen, als sie das sah. Überhaupt hatte Sascha viele Videos verlinkt und jede Menge Musik. Meist gefühlvolle Songs. Sogar von Unheilig. Darauf stand Isa allerdings überhaupt nicht. So hatte es angefangen. Und dann war es weitergegangen mit persönlicheren Problemen. Sascha hatte Isa um Rat gefragt, als er Stress mit seinem Vater wegen der Handyrechnung bekam und Zoff mit seinem Freund Tobias, der seine Freundin mies behandelte und meinte, Sascha sollte die Klappe halten und sich nicht einmischen. Egal ob größere oder kleinere Sorgen, Sascha begann sich bei Isa Rat zu holen. So war sie zu seiner Freundin geworden, und das rasend schnell innerhalb von nicht einmal zwei Wochen. Mika erinnerte sich, dass sie Isa zu dieser Zeit nicht gesehen hatte. Doch das hatte nicht an Sascha gelegen, sondern an einem Französischaufsatz. Isa wollte, dass Mika ihn für sie schrieb, denn Französisch war Isas Kampffach. Doch ihr fehlte die Zeit dafür. Außerdem wären sie mit diesem Betrug sofort aufgeflogen. Von Fünf auf Zwei. Wie sollte das denn gegangen sein? Sie wollte Isa helfen. Mehr nicht. Doch das hatte Isa nicht gereicht. Du lässt mich total hängen. Wegen dir werde ich durchs Abi rasseln, dann kannst du dich wieder als die Bessere fühlen. Diese Bemerkung war ihr dann zu viel gewesen. Jedenfalls hatte es ordentlich Zoff gegeben, und Isa hatte sich revanchiert und war dabei zu weit gegangen. Echt zu weit.
Wochenlang hatten sie kein Wort miteinander gesprochen. Erst in der Woche vor Isas Selbstmord war es zu einer Versöhnung gekommen. Lukas hatte das vermittelt, und dafür war Mika ihm dankbar. So unendlich dankbar. Nur Tage später hatte Isa sich umgebracht. Sie waren nicht im Streit auseinandergerissen worden. Nicht als Feindinnen, sondern als Freundinnen. Und das war für sie ein Trost.
Erst kurz vor Isas Tod hatte sie daher von Sascha erfahren. Von diesem wahnsinnstollen Kerl, der so nett und einfühlsam war und total in Isa verliebt, in seine Mondprinzessin, wie er sie nannte, denn sie erschien ihm so unerreichbar wie der Mond. Und das lag daran, dass Isa sich nicht traute, einem Treffen zuzustimmen. »Wenn er mich in voller Pracht und Fülle sieht, wird er abdüsen. Mit Kondensstreifen. Dann ist es aus. Das will ich hinauszögern. Das verstehst du doch, oder?«
»Hast du ihm echt noch kein Foto gemailt?«, hatte sie gefragt, was Isa verschämt bestätigte.
Sosehr sie Isa mochte, Mika war klar, dass Isas Figur ein Problem für eine Beziehung darstellte. Da musste man realistisch sein. Wenn Isa wirklich in Sascha verliebt war, blieb ihr nichts anderes übrig, als ihm reinen Wein einzuschenken. »Du musst ihn darauf vorbereiten. Nimm doch das Bild, das ich von dir auf der Praterinsel gemacht habe. Darauf siehst du toll aus. Das kannst du in Photoshop in mehrere Teile zerlegen, und dann schickst du ihm jeden Tag eines. Zuerst deine tollen Augen, dann
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