Verflucht seist du: Kommissar Dühnforts fünfter Fall (German Edition)
Dann an den Isar-Strand, ein wenig Party machen. Der Isar-Strand war für Alois neu. Ihm gefiel diese mobile Eventlocation. Eine Theke auf einer Wiese in den Isarauen, an der man sich Getränke holen konnte. Die Gäste lagerten auf Decken und Kissen im Gras oder in Hängematten, die zwischen den Bäumen schaukelten. Fackeln und Kerzen spendeten Licht. In einer Sommernacht wie dieser der richtige Ort zum Chillen, zum Flirten und um abzuwarten, was sich ergab. Bei Regen allerdings ein wenig profitables Geschäftsmodell.
Alois holte sich ein Bier, setzte sich abseits ins Halbdunkel auf einen angeschwemmten Baumstamm und beobachtete Phillip, den zwei Mädchen erwarteten. Es wurde geredet, gelacht, getrunken. Alois fiel auf, dass Phillip recht häufig sein Handy herauszog und nachsah, ob eine SMS eingegangen war. Eine Stunde später war es so weit. Er verabschiedete sich von den beiden Schönheiten. Alois ging schon mal voraus und saß bereits in seinem Mini, als Phillip den Parkplatz erreichte und sich in sein Cabrio schwang.
Die Fahrt ging durch die Stadt auf die Autobahn Richtung Nürnberg. Am Nordkreuz bog Phillip auf die A 99 ab. Es war kurz vor eins, der Verkehr mäßig. Alois hielt ausreichend Abstand. Bei Oberschleißheim verließen sie die Autobahn und bogen in eine schmale Straße ein, die am Waldrand entlang und an Äckern und Wiesen vorbeiführte. Alois ging vom Gas und schaltete das Licht aus. Die Nacht war mondhell, der graue Asphalt lag wie ein Band vor ihm. Die Rücklichter des Cabrios entfernten sich. Als der Abstand ausreichend war, gab Alois wieder Gas. Eine gottverlassene Gegend. Das Navi zeigte den alten Flugplatz von Oberschleißheim nördlich der Straße an. Sie schlängelte sich am Saum des Waldes entlang und machte dann eine scharfe Kurve nach Norden. Sie näherten sich der ehemaligen Flugwerft, in der die Luftfahrtsammlung des Deutschen Museums untergebracht war. Kurz vor Weihnachten hatte Alois sie mit Simon besucht.
Bei dem Gedanken an Simon poppte prompt die Sorge um seinen Sohn auf. Evi hatte sich seit Stunden nicht gemeldet. Er fragte sich, wie sie es schaffte, erst ihren Job zu erledigen und dann Simon im Krankenhaus zu betreuen. Sie konnte seit Tagen nicht in ihrer Wohnung gewesen sein. Bis auf das eine Mal, als er bei Simon übernachtet hatte, hatte sie nicht in ihrem Bett geschlafen. Plötzlich schämte er sich. Er sollte Evi besser unterstützen.
Rechter Hand trennten sich allmählich die Silhouetten der alten Hangars vom Nachthimmel. Phillip bog links ab. Die Lichter erloschen. Alois ließ den Mini in einen Seitenweg rollen, zog sein iPhone hervor und schaute bei Google Maps nach, was sich vor ihm in der Dunkelheit verbarg. Sah aus wie eine Kiesgrube. Am Rand standen einige Gebäude. Es würde ihn nicht wundern, wenn es noch alte Schuppen aus dem Zweiten Weltkrieg waren.
Lautlos stieg er aus. Seine Augen gewöhnten sich schnell an die Lichtverhältnisse. Bis auf das leise Brausen der Autobahn, das der Wind herübertrug, war es still. Alois umging die Kiesgrube und näherte sich den Gebäuden von Westen. Es waren tatsächlich alte Baracken. Fünf flache Bauten duckten sich ins Gelände. Ein metallisches Quietschen hallte durch die Nacht. Ein Licht flammte in der Baracke auf, der Alois am nächsten war, fiel durch Tür und Fenster und beleuchtete löchrigen Asphalt. Das Gebrumm eines Motors wurde lauter. Alois zog sich in den Nachtschatten eines Kieshaufens zurück. Ein Lieferwagen näherte sich und stoppte zwanzig Meter vom Cabrio entfernt. Weiß, wie Alois mit Bedauern feststellte. Der Schriftzug einer Autovermietung prangte auf der Seite. Der Motor erstarb. Ein Mann stieg aus und ging ins Gebäude. Stimmen drangen heraus. Alois näherte sich und riskierte einen Blick durchs Fenster.
Seine Hand schoss hoch, umfasste einen nicht vorhandenen Griff und riss ihn herunter. Yeah! Das hatte sich gelohnt. Was da auf Arbeitsflächen und in Regalen stand, sah ganz nach Labor aus. Plastikkanister, Glaskolben, Gaskartuschen, Bunsenbrenner, Stative, ein Gerät, das Alois an die Miniaturausgabe der ersten Mondfähre erinnerte, Trichter, Messbecher, Waage und einiges mehr.
Innen, in der Nähe der Tür, parkte ein uralter schwarzer Golf. An dem lehnte Phillip und unterhielt sich mit dem Fahrer des Lieferwagens. Ein junger Kerl, groß, schlank, dunkle Haare. Er sah aus wie Karl-Theodor zu Guttenberg in Amt und Würden. Allerdings im Freizeitdress. Jeans und Shirt. Fliegeruhr am Handgelenk. Alois
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