Verflucht seist du: Kommissar Dühnforts fünfter Fall (German Edition)
leid. Ich weiß nicht, warum ich das getan habe. Ich weiß doch, dass es nicht deine Schuld ist. Du hast immer nur Isas Bestes gewollt. Ich will nicht auch noch dich verlieren. Das wäre mehr, als ich ertragen könnte. Sascha … Er ist verantwortlich. Das weiß ich doch.« Er hob ihr Kinn. »Alles ist gut. Jetzt ist alles wieder gut.«
Seine Augen. Es waren wieder dieselben, in die sie sich vor über zwanzig Jahren verliebt hatte. Ein blauer Sommerwind wohnte darin, der eine Verheißung von Herbst in sich trug. Und seiner Rede Zauberfluss, sein Händedruck, und ach, sein Kuss!
49
Auf dem Flur vor seinem Büro begegnete Dühnfort Alois. »Du siehst so zufrieden aus.«
»Liegt wohl an unseren Gästen. Ich habe Phillip und seinen Kumpel festgenommen. Christian von Oesner. Die beiden haben ein nettes kleines Labor draußen in Oberschleißheim. Wallner vom Rauschgiftdezernat sieht sich das gerade an. Durchsuchungsbeschlüsse für die Privatwohnungen sind schon beantragt.«
Dühnfort fühlte sich überrumpelt. Weshalb hatte Alois ihn nicht darüber informiert? »Prima. Wie bist du darauf gekommen?« Dühnfort ahnte es.
»Ich habe mal geguckt, was er so treibt.«
»Ohne das mit mir abzustimmen?«
»So what? Du hättest nicht nein gesagt. Jetzt wissen wir, dass Phillip in Daniels Geschäften mitgemischt hat. Ich habe mich gestern und vorgestern ein wenig an seine Fersen geheftet. Nicht mehr als zwei Tage in Folge und weniger als vierundzwanzig Stunden durchgehend. Alles korrekt. Leyenfels hätte das nicht anordnen müssen.«
Aber ich hätte gerne Bescheid gewusst, hätte Dühnfort am liebsten geantwortet. Er verkniff es sich. Ob Alois es jemals schaffen würde, sich an Vorschriften zu halten, stand in den Sternen, wenn man ihn allerdings brauchte, war auf ihn Verlass. »Phillips Freund, was ist das für einer?«
»Christian Leopold Günther Maximilian Freiherr von Oesner. Verwöhnter Landadel. Chemiestudent im fünften Semester. Polizeilich bisher nicht in Erscheinung getreten. Vermutlich befindet sich bereits ein Geschwader Anwälte im Landeanflug, um den beiden zu raten, ja ihren Mund zu halten. Bevor es so weit ist, wollte ich es mal bei Phillip versuchen. Er wird gleich gebracht. Vernehmungsraum oder gemütlich im Büro? Was meinst du?«
»Falls er überhaupt redet, dann nur im Vernehmungsraum. Wie sieht es mit Weißen Mitsubishi aus?«
Bedauernd schüttelte Alois den Kopf. »Nicht in Oberschleißheim.«
»Und mit einer Waffe?«
»Hochwohlgeboren führte eine Walther PPK mit sich. Ordentlich angemeldet. Allerdings auf den Namen des Herrn Papa, was beiden nun Probleme bereiten dürfte.«
Bewaffnete Kinder aus gutem Haus. Was war hier los? »Wozu brauchte er die?«
»Darüber schweigt er sich noch aus.«
Die Waffe passte nicht zum Mord, und bisher gab es keine Weißen Mitsubishi. Sie mussten abwarten, was die Hausdurchsuchungen ergaben.
Weiter hinten öffnete sich die Lifttür. Zwei uniformierte Polizisten führten Phillip Eckel in ihrer Mitte. Dühnfort sah ihm die Nacht in der Zelle an. Er wirkte unsicher und verstört. Vielleicht war es genau der richtige Zeitpunkt, um mit ihm zu reden. Alois dachte offenbar dasselbe, seine Schultern sanken entspannt herab. »Schau’n wir mal.«
Während Phillip sich näherte, erklang aus dem Treppenhaus das Klackern von Absätzen in eiligen gesetzten Schritten. Energisch kam Saskia Eckel die letzten Stufen hoch und marschierte den Gang entlang. Den Kopf erhoben, die Brust gereckt. Einen Augenblick sah Dühnfort sie mit Lanze und Schwert vor sich. Hoch zu Pferd ritt sie in die Schlacht.
Heute trug sie das lange Haar streng aus dem Gesicht gekämmt, was den Eindruck von Durchsetzungsstärke betonte, genau wie der stahlgraue Hosenanzug.
Als Phillip seine Mutter entdeckte, ging mit ihm eine Veränderung vor. Das Kinn stieg ein wenig höher, die Haltung wurde gerader. Ein Lächeln huschte über sein Gesicht. Halb Erleichterung, halb schlechtes Gewissen. Der Zweiundzwanzigjährige mutierte zum Kind. Er war nicht länger allein. Mama würde es schon richten.
Alois warf Dühnfort einen Blick zu. Lenke sie ab.
Er wünschte Saskia Eckel einen guten Morgen und öffnete die Tür zu seinem Büro. Der Versuch, sie umzuleiten, blieb erfolglos. » Gut ist wohl das falsche Adjektiv.« Sie hatte ihren Sohn entdeckt, würdigte weder Dühnfort noch Alois eines weiteren Blicks und ging geradewegs auf Phillip zu.
»Wie blöd kann man nur sein!«, fauchte sie ihn an. Einen Moment
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